Am 25.07.2025 um 17:05 schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Kann es nicht nur bei ursprünglicher Spontaneität geschult oder sozial abgeglichen
werden? An fehlender Musikalität prallt z.B. jeder Musikunterricht ab. Aber wie sich die
Musikalität entwickelt, das liegt am Unterricht. Mit dem geschulten Musiksinn hört man
dann anders als man ohne Schulung gehört hätte. Der Unterricht führt aber nicht dazu, dass
man aufgrund bestimmter Merkmale, die mit Schönheit nichts zu tun hat, vermutet, dass
etwas mit dem und dem Wahrscheinlichkeitsgrad schön sein könnte, sondern das Gegenteil ist
der Fall: er schärft die Sinne für die Schönheit.
Ebenso wenig wie man die Schönheit aus anderen Merkmalen ableitet, leitet man die
"Witzigkeit" aus Überlegenheit, Inkongruenz, Steifheit ab, auch wenn darüber
Witze gerissen werden können. Beim Lachen findet eine Energieabfuhr statt. Man kann die
Komik aber sehen, ohne zu lachen. In dieser Disziplin gibt es sogar sportliche
Wettbewerbe. Insofern ist sie nicht auf Energieabfuhr reduzierbar.
Moin Claus,
ich wollte keinem Reduktionismus das Wort schreiben, sondern nur hinter die
phänomenologische Fassade schauen. Theorien erfassen jeweils nur besondere Aspekte von
Humor und Schönheit. Andererseits bleibt auch unser Fühlen bspw. während des Lachens über
eine als komisch erfahrene bzw. beurteilte Situation nur Oberfläche, gleichsam die
komische Karikatur einer überaus komplexen Gesamtsituation. Im Erleben machen wir uns nur
nicht bewusst, dass sinnes- und hirnphysiologisch unzählige
Wahrscheinlichkeitsgewichtungen dem Heiterkeitsausbruch vorausgingen. D.h. Neuronale Netze
und Diffusionsalgorithmen der KI sind nur deshalb erfolgreich, weil sie mathematisch
nachahmen, was physiologisch im Gehirn vor sich geht. Situationsempfindung —>
Hirnphysiologie —> Kognitionspsychologie —> Heiterkeitsmotorik. Die Details der
jeweiligen Ebenenzustände wie ihrer Übergänge sind natürlich nur näherungsweise analysier-
bzw. simulierbar.
IT