Am 18.11.2025 um 04:27 schrieb Karl Janssen über
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Selbstverständlich kann man diese Feinabstimmung mit Selbstkonsistenz oder
Selbststabilisierierung erklären, doch dieser Definition fehlt die Benennung deren
Verursachung. Ein sich selbst stabilisierendes System muss hinsichtlich seiner
ursprünglichen Konstitution mit dem Kriterium der Zeit (ohne Masse keine Zeit und vice
versa) als essenzielle Voraussetzung von materieller Existenz in Verbindung stehen und
somit auch mit einem Anfang und Ende. Demzufolge ist die Gesetzmäßigkeit der Thermodynamik
(Entropie) die basale Zustandsgröße des makroskopischen Systems, eben dieses Weltalls.
Binsenweisheit mittlerweile, nicht so jedoch das fehlende Wissen vom Anfang dieses
Systems, modulo der gängigen Urknalltheorie; Erklärungen, die ein Uratom, eine Ursuppe,
das Equilibrium etc. als Anfang (und Endzustand) sehen. Damit ist jedoch nicht erklärt,
wie Geist in diese Welt kam, wie sich Primaten zu denkenden, selbstbewussten, somit den
Menschen als geistige Wesen entwickelt haben.
Mathematische Selbstkonsistenz- und physikalische Selbststabilisierungsmodelle sollten auf
möglichst wenigen Prinzipien beruhen und über einen weiten empirischen Gehalt verfügen.
Und hinsichtlich des ewig fluktuierenden Nullpunktfeldes bspw. bedarf es keines Anfangs
und keines Endes. Wie Strukturen sogar aus dem Rauschen hervorgehen könnten, hatten wir
hier bereits thematisiert. Ein anderer Zugang zur Selbstkonsistenz kann anhand der
bestehenden und gut bestätigten Theorien vorgenommen werden. Bspw. bleibt die ART mit
zeitabhängiger Gravitationskonstante ohne Zusatzannahmen nicht konsistent.
Du scheinst Deiner Metaphysik folgend einen zur Feinabstimmung befähigten Geist bzw.
Deiner Theologie folgend eine „göttliche Wesenheit“ anzunehmen. Aber das sind nur Worte
und kein Wissen! Und hinsichtlich der denkenden und fühlenden Lebewesen ist es das
Nervensystem, das Kognitionen und Emotionen hervorzubringen, darüber hinaus Sinne und
Motorik zu organisieren und Sprache zu ermöglichen vermag. Wozu Zusatzannahmen, die selbst
der Erklärung bedürfen und nichts zum Verständnis beitragen?
Ich denke, fühle - also bin ich und zudem: ich sehe
mich mit der Erde verbunden, also existiert sie. Doch warum sie existiert, warum überhaupt
etwas existiert und vielmehr nicht Nichts (Leibniz), diese Frage ist nach wie vor offen
und seit Anbeginn ein Paradox, denn dieses angenommene „Nichts“ ist in diesem Zusammenhang
ein sprachliches Abstraktum, insoweit auch intellektuelle Spiegelfechterei.
Leibniz war auch Metaphysiker und insofern philosophisch nicht methodenkritisch wie er es
in der Mathematik war. Das „Nichts“ ist bloß wie so vieles Anderes ein Sprachartefakt.
Dabei zeigt die Mathematik so schön, wie nichts und alles ebenso wie unendlich dem
Horizont gleich als nie erreichbarer Grenzwert beliebig genau angenähert werden kann. Die
so denkbaren Verfeinerungen können auch als Geist bezeichnet werden, aber auf Worte kommt
es nicht an. Ebenso kann die romantisierte Realität als Surrealist ausgestaltet werden.
Ein Lob der künstlerischen Freiheit, die Dogmatismus ebenso vermeidet wie die Freiheit der
Wissenschaft. Warum sollten die durch Wortgläubigkeit eingeschränkt werden?
IT