Am 12.03.2020 um 23:41 schrieb Claus Zimmermann
<mail(a)clauszimmermann.de>de>:
Ich beschäftige mich schon eher zu viel mit Dingen,
für die ich völlig talentfrei bin. Mathe und ich, das wird nichts.
Theoretisch könnte ich mir vorstellen, daß man Mathematik über den technischen Aspekt
hinaus auch schön finden kann.
Man könnte auch das Zählen als eine Art Bewusstseinserweiterung betrachten. Der zählende
Mensch hat bei allem, was damit verbunden ist, wahrscheinlich eine andere geistige
Verfassung als der nicht zählende. Trotzdem würde ich persönlich die Erfindung dieser oder
jeder anderen Technik nicht als Philosophie betrachten.
Hi Claus,
es geht doch nicht darum Technik als Philosophie zu betrachten, sich vielmehr in der
Philosophie auch mathematischer Methoden zu bedienen. So machen es auch die Physiker und
viele andere Wissenschaftler. Und das Zählen ist zunächst bloß eine Alltagstätigkeit, die
regelhaft ausgeführt werden kann, aber noch keine Bewusstseinserweiterung herbeiführt.
Betrachten wir als Beispiel Adam Ries. Wie Michael Fothe in den JENAER SCHRIFTEN ZUR
MATHEMATIK UND INFORMATIK hervorhebt, gilt sein drittes Rechenbuch als die beste deutsche
Arithmetik in der Mitte des 16. Jahrhunderts: "Adam Ries wurde 1492 in Staelstein
(Franken) geboren. Im Jahr 1518 erschien in Erfurt sein erstes Rechenbuch. Linienrechnen,
praktische Aufgaben aus dem Wirtschaftsleben, das Beherzigen des didaktischen Prinzips vom
Einfachen zum Schwierigen und das ausführliche Beschreiben von Lösungsverfahren, jedoch
nicht deren Begründungen waren Kennzeichen dieses Rechenbuches.“
Erst das Begründen der Rechenregeln macht Mathematik aus und erweitert das Bewusstsein
über Arithmetik, Analysis und Algebra hinaus in die Zahlentheorie. Und das Bedenken der
Begründungen dann gibt Anlass zum Philosophieren. Erst das macht den zählenden Menschen
aus, für den alles Zahl wird. Es wäre interessant, über 2500 Jahre nach den Pythagoräern,
ihr Programm erneut zu bedenken oder wieder aufzunehmen.
Ich erinnere mich gerade an das Buch "Die Welt ist Klang“ von Joachim-Ernst Berendt,
das ich noch im Archiv haben müsste. Ja, für den Musiker ist die Welt Klang, für den Maler
Farbe, für den Schriftsteller Sprache, für den Physiker Energie und für den Mathematiker
Zahl; wobei der Strukturreichtum des Zahlenuniversums alle anderen Aspekte der Welt
natürlich als Sonderfälle enthält. Das müsste doch schon einmal jemand im Detail
auszuarbeiten begonnen haben?
Es grüßt,
Ingo