Am 05.02.2024 um 05:08 schrieb waldemar hammel
<waha3103x(a)googlemail.com>om>:
ok, karl, einverstanden,
lass uns diesen diskurs, diese ganze schiene, dann also "gnädig" beenden,
denn auch ich habe mich daran überdrüssig geschrieben.
wh.
Nun, Waldemar, so wollte ich's nicht beendet sehen: „die ganze Schiene gnädig zu
beenden“!
Warum diesen Diskurs aufgeben? Nur weil er für mich beschwerlich, bisweilen lästig ist und
uns beiden bisweilen zum Überdruss wird?
Da bin ich durchaus egoistisch – geradewegs in Bezug auf Ingos diesbezüglicher Einlassung,
denn ich habe aus all den Diskussionen hier sehr viel gelernt. Nicht wenige „Fixierungen“
in meinen „magisch-animistischen“ Hirnarealen konnte ich dadurch auflösen, zudem warst Du
mir immer auch Lehrmeister.
Was unseren Diskurs oft ungünstig beeinflusst, ist der immer gleiche Rückfall in eine Art
Metaphysik, wobei vornehmlich Religion und damit stets auf's Neue die unselige
Bezugnahme auf Gott folgt – so sicher, wie das Amen in der Kirche!
Gott ist mittlerweile in der diesbezüglich gesellschaftlichen Diskussion längst zum
Reizwort geworden, oder - höchst aktuell – alltagssprachlich als Akronym „Oh mein Gott“ im
Kontext von zutiefst weltlichen Empfindungen. Viel anderes hat man da mit einem Gott nicht
mehr im Sinn!
Das kann nicht verwundern, weil (in eher akademischen Gesellschaftskreisen) längst
überkommene anthropomorphe Gottesvorstellungen in ihren verschiedensten, teils abstrusen
Ausformungen auf nüchterne strikt atheistische Sichtweisen prallen; Im Löwenanteil der
Alltagsgesellschaft spielt Gott zunehmend gar keine Rolle mehr.
In dieser Thematik also auch nur den Ansatz eines breit angelegten Konsens zu erwarten,
grenzt an pure Naivität.
Dennoch muss es uns hier doch möglich sein, über ein immaterielles Agens zu sprechen, das
unabweisbar Welt und Kosmos durchwebt. Diese Unabweisbarkeit erweist sich selbstredend nur
jenen Menschen, die sich tiefergehend und vor allem in Gänze damit befassen, d.h. den
Kosmos sowohl in seiner materiellen Ausformung, als auch in seiner immateriellen
Erscheinung betrachten.
Hier geht es vornehmlich um die philosophische Behandlung dieses transzendentalen
Themenkreises, damit um dessen wesenhafte Eigenheit und eben diese sehe ich als
allumfassend, somit kosmisch, was m.E. bedeutet, dass der Kosmos nicht nur ein materielles
„Aggregat“, sondern ein auch von Geist bestimmter Raum ist, den man gewissermaßen als
Organismus sehen kann. Dieses in Anlehnung an unsere Erde, die eben auch nicht nur ein
materielles, ausschließlich durch Abiogenese, also biochemische Evolution entstandenes
Gebilde ist, sondern vielmehr als holistisch angelegter Organismus gelten kann.
Der rein funktionale Aspekt der Form dieses Kosmos als Organismus zeigt diesen als
natürlichen Körper. Der diese Physis übersteigende Aspekt zeigt den immateriellen, also
geistigen Bereich, der über, resp. vor allen Ausformungen steht: „anima unica forma
corporis“.
Geist als grundsätzlich nicht teilbare Substanz, ist Inbegriff des Intellektus und auf den
Kosmos bezogen, eine unablässig und auch sich selbst denkende kosmische Instanz. Daher
schreibe ich dieser transzendenten Entität allumfängliche Intelligenz zu und benenne sie
danach kosmische Intelligenz. Dieses Denkmodell steht natürlich im krassen Gegensatz zum
üblichen Gottesbegriff. Allerdings nur insoweit, als man dieses Denkmodell nicht
nachvollziehen will oder kann. Dessen ungeachtet bleibt es notwendigerweise hypothetisch
oder eben metaphysisch und damit vermutlich noch auf geraume Zeit hin philosophische
Mutmaßung.
So bleibt für Christen (in üblicher Eigenheit) nur der Glaube und für kritisch
hinterfragende Religiöse, die sich womöglich einstellende Überzeugung gemäß obiger
Darlegung. Das kann nicht heißen, es könne keine darüber hinausgehende andere Sichtweise
auf „Gott und Welt“ geben und so bleibt es stets dabei: Jeder nach seiner Façon.
Für Menschen, die sich mit Philosophie befassen, bleibt das Nachdenken über die
essentiellen Fragen der Existenz von Kosmos, Welt und allem darin vorkommenden Leben, eine
ständige Herausforderung, über die materiellen Grenzen ihres Daseins hinaus zu denken.
Dieses Denken im Sinne eines Du Bois-Reymond: „Ignoramus et egnorabimus“ einzustellen,
wäre fatal (sic!) oder einfach nur schade. Und ebenso schade wäre es, wenn wir beide uns
nicht mehr über derartige Dinge auseinander setzen würden.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl