Am 20.02.23 um 02:51 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Vom Sein zum Sollen gehen. Was soll man nicht alles
sollen in dieser
Welt! Du sollst nicht – und du sollst nicht – und du sollst
nicht…
Richtig, hier ist Klärungsbedarf. Ich habe mit mir auch darüber
gestritten, ob denn das Gesolls schon Moral ist. Das unterschwellige,
und all das, was mit Wörtern wie "unbewusst", "implizit",
"selbstverständlich" gedacht werden soll. (am Ende auch ein Soll, ich
sehe schließlich bei fast allem das Sollen.
„Cancel Cultur“ in Reinkultur, eben eine
Zensur-Kultur, wie diese von
Amerika (wie sollte es auch anders sein!) hier ins
Land schwappte. Nein,
Sollen sollen ist nicht meine Sache, sondern die der eigenen
Verantwortung im gesellschaftlichen Umgang.
Ich kenne dieses Konstrukt "Verantwortung" nicht gut, so dass ich das
Wort nicht verwende. Jedenfalls habe ich es noch nicht unter die Lupe
genommen. Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung. War es Hans
Jonas, der die Zeit so richtig einbrachte? Die Zeit gehört auch schon
zum Sollen, obwohl Immanuel Kant diese umging. Zeit und Raum, oft Thema
hier, ist genau mit zu denken. Für wie viele Generationen ist die
Verantwortung zu nehmen, zu übernehmen? Für wie weit weg vom Nachbarn
ist der Raum der Verantwortung zu denken, wenn ich nicht einmal mit den
Nächsten "normal" lebe? Wie ist es mit dem Vertragsdenken vs.
Gemeinschaftsdenken. Das geht dann ziemlich weit mit dem Denken, wie
auch das Wort Zensur, aber all das ist nicht wegzudenken.
Von einer Prediger-Gesinnung bin ich weit entfernt und
nur, weil ich
von der Existenz einer diese Lebenswelt übersteigenden Entität
überzeugt
bin, heißt das noch lange nicht, dass ich (wie zwar frühkindlich
sozialisiert) dem naiven Glauben an ein anthropomorphes Gottesbild anhänge.
Das spielt keine Rolle. Auch ein Linker kann linker als ein anderer
Linker sein, dieser Selbstbezug mitsamt Selbstbezeichnung muss nicht
geschehen. Ich muss, soll, sollte mich doch nicht selbst bezeichnen,
oder doch? Zusätzlich zu meiner "Gesinnung" muss ich mich nicht auch
noch tätowieren lassen, oder doch? Oder so wie Schopenhauer es sich
vorstellte: Mit einer Glocke umher laufen, oder Hörnern auf dem Kopf. So
ist die Welt nicht, meinte er damit. Oder soll ich mich zu Sätzen
bekennen wie: Kleider machen Leute? Marktgeschrei macht Politiker?
Mission macht Religion? Paperschreiben macht Wissenschaftler? Siehe
meine Hinweiszusammenstellung:
https://weltordnung.de/Koerpereingriff.html
Zu diesem Thema ist ja nun wirklich alles hier schon
erörtert und
geschrieben worden.
Aber immer mit dem Pro und Kontra vermischt, statt gründlich an die
Sachen ran zu gehen. Pro und Kontra oder "mit Einbringen der
Überzeugung, Glauben, Meinung, Moral, Sollen" hängt doch zusammen oder
nicht? Bestehen bei dem was gedacht werden soll, keine Redundanzen? Wenn
ja, können diese hervorgekehrt werden. So wie bei den Wörtern
Verantwortung und Moral.
... Totschlag-Argument ...
stimmt, und davon gibt es viele.
Und überhaupt Ideenwelt ... Bezug auf den ...
verschmähten Platon
Gerade im Dialog Kratylos ist Platon kein Platonist, er geht dort nur
von Wörtern und Sachen aus, bringt Sachen in Bewegung hinzu.
Andererseits sind die üblichen Gespräche derart von Begriffen und Ideen
besessen, das zeigt sich in Gesetzestexten wie im alltäglichen
Sprachgebrauch. Ich weiß, dass ich Ideen und Begriffe hier unerlaubt
vermische, ich habe es nun mal so einfach so lässig geschrieben, ich
könnte noch Meinungen und Überzeugungen lässigerweise hinzufügen. Ist
"ein Linker-Sein" etwa keine Idee? keine Ideologie? Wo geht es von der
Idee zur Ideologie über? Ach so, ich erinnere mich daran, dass ich des
Wortes Ideologie nicht bedarf.
Ein „ungläubiger Thomas“
so wurde ich auch schon ganz jung bezeichnet.
Daraus jedoch zu schließen, ich würde als Person „A“
nach
Möglichkeiten suchen, Waldemar als Person „B“ von meiner Weltsicht
überzeugen zu können oder gar einen diesbezüglichen Konsens erwarten,
ist völlig abwegig.
Richtig. Nur kann es oberflächlich so gedacht werden.
... Emergenz ...
kann auch korrekt diskutiert werden, so dein Hinweis auf Wikipedia, dort
unten ein Link auf einen guten Text.
Mit Begriffen kann endlos diskutiert werden, indem weitere Begriffe im
Gespräch erforderlich sind, bis zum Gehtnichtmehr. Es ist wie eine
Kettenreaktion. Sie entsteht intern auch bei Belesenen, ich denke an die
Dicke-und Vielebücherschreiber, deren Wörter oft außergewöhnlich sind.
Es geht ja hier nicht um „Leben oder Tod“
zum Glück!
sondern lediglich um das Aufeinanderprallen sich in
Teilen diametral
entgegenstehender Weltsichten.
Jedoch hast du vielleicht bemerkt, dass das so an mir vorbeigeht wie das
Tun der zweiundzwanzig Leute auf dem Feld. Ist doch egal wer da prallt
und was da geprallt wird. Du kannst dich doch erinnern, was Schopenhauer
hierzu schrieb.
Letztlich gilt dabei Waldemars Wort: „gut, dass wir
mal darüber
gesprochen haben“ und darum geht es ja schließlich in einem Forum wie
diesem.
Ich weiß nicht.
Und ja, ich versuche natürlich, Waldemar von seiner
verheerenden
Sicht auf Mensch und Welt abzubringen und ihn solchermaßen
„hochzuziehen“.
zu erbauen. Das Erbauen ist doch schön. Ich möchte auch erbaut werden,
wo ich doch weder nach oben noch nach unten schaue, weder nach links
noch nach rechts. Nun denke ich schon, ich hätte Scheuklappen an.
Wären wir alle einer Meinung hier, wäre philweb noch
toter, als es
das ohnehin schon ist.
Wenn dem so wäre, wäre mein Zeug nur totes, das ich hier einbringe, denn
dir ist schon bekannt, dass ich mir weder Meinung noch Überzeugung noch
Wahrheit zusage. Totes Zeug oder Brimborium, das schöne passende Wort
dazu. Das ist kein Vorwurf in deine Richtung, so wie das Phrasem "nichts
für Ungut." Schon wieder Worte und Wörter, die Redundanz zu bedenken
geben, und Vieldeutigkeit. Wie ist es mit der Eigenzensur und der Epochä?
JH