Wir leben in einer Welt, deren Bewegungsgesetze, wie man hört, ziemlich gut von Newton
formuliert wurden. Aber deshalb von einer Newtonwelt zu reden, fände ich übertrieben. Das
Leben besteht doch nicht nur aus Gravitation, oder?
Die ganze Veranstaltung ist ja so erstaunlich, auch wenn man sich in hohem Alter
allmählich daran gewöhnt, daß einen auch ein paar dazu überhaupt nicht passende
Quantenphänomene oder die konstante Lichtgeschwindigkeit noch erschüttern sollten. RF
hatte sich da ja neulich auch ziemlich abgebrüht gezeigt.
Zum Gendern: Ich gebe mal aus dem Gedächtnis wieder, was ich dazu neulich von Navid
Kermani gelesen habe.
Es ist sicher kein Zufall, daß es bis vor kurzem "der Arzt" und nicht "die
Ärztin" hiess. Nachdem es aber mehr Ärztinnen gab, wurde das grammatische Geschlecht
vom biologischen entkoppelt. Im Deutschen ist das ja kein Problem, da auch Sachen
grammatische Geschlechter haben. Nun fand man aber, daß man durch die Sprachform doch in
eine bestimmte Rolle gedrängt würde ("performativer Sprechakt" in
Angebersprache). Der grösste Skandal wäre dann, daß es "der Mensch" heisst...
Aber darauf zu bestehen, daß es unbedingt und auf jeden Fall "der Arzt" heissen
muss, fände ich auch wieder albern.
Claus
Am 24. Januar 2022 14:27:10 MEZ schrieb "K. Janssen via Philweb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
[Philweb]
Eigentlich wären die hier (insb. von Waldemar) zuletzt getroffenen
Aussagen über Frauen ein eigenes Thema wert und vielleicht sollten wir
uns gelegentlich tatsächlich etwas grundlegender darüber austauschen.
Kurz gesagt, liegt Waldemar definitiv nicht falsch mit seiner
Einschätzung. Das zu bestätigen, sollte keinem Mann mit Lebens- und eben
Frauenerfahrung schwer fallen. Was mein Frauenbild anbelangt, müsste
dies aus meinen Beiträgen all die Jahre hier hervorgegangen sein: In
"aller Regel" sind Frauen für mich großartige Geschöpfe, ohne die ich
mir ein Leben nicht gut vorstellen kann. Dennoch kann ich Nietzsches
Feststellung nur unterstreichen, da sollte man sich nicht täuschen:
Männerherzen sind böse, Frauenherzen schlecht! (Nietzsche sinngemäß).
Dazu hatte ich hier mal geschrieben: Männer erschlagen ihre Gegner,
Frauen vergiften sie oder noch perfider: sie stiften Männer an, ihre
Gegner zu erschlagen. Und genau das meint Waldemar, denke ich.
Überdies, wird dieses dem weiblichen Wesen auch innewohnende Moment in
entsprechender Fachliteratur geradewegs von Frauen selbst (und damit
selbstkritisch) sehr treffend beschrieben. Allerdings würde ich, um
Nietzsches Aussage nochmal zu bemühen, diese insoweit realativieren,
dass "Frauenherzen" nicht (im üblichen Sprachgebrauch verstanden)
schlecht, sondern durchtriebener sind, raffinierter als die
(diesbezüglich!) von eher von plumper Wesensart geprägten "Männerherzen".
Doch eines sollte bei aller kritischen Betrachtung bedenken: Es handelt
sich bei diesen Eigenheiten und ihren negativen Auswüchsen um von
Menschen immer noch nicht gelernte Triebbeherrschung, die sich natürlich
geschlechterspezifisch ausbildet. Da ist "noch Luft nach oben", um es im
"Nicht-Greisen-Jargon" zu sagen.
Zu Deinem Hinweis auf Steven Halls Roman über Maxwells Dämon, Ingo. Das
war mir schon klar, dass wir uns darüber noch nicht hier ausgetauscht
hatten. Ich habe das Buch deshalb nicht gelesen, weil mich Rezensionen
davon abgehalten hatten. Hall war mir auch eher als
Computerspiel-Programmier im "Hinterkopf". Schlichtweg, ich habe mich
nicht drum gekümmert, ganz im Gegensatz zu Fragen hinsichtlich des
Phänomens der Zeitumkehr etc. und natürlich kommen einem in diesem
Zusammenhang immer auch Maxwells oder der Laplacesche Dämon in den Sinn.
Und vielleicht noch kurz zu Goedel. Du schreibst, wir leben nicht in
einem Gödel-, sondern in einem Einstein-Universum und ich würde dazu
sagen: wir leben sowohl in einem Goedel, wie in einem Einstein - wie
auch in einem zeitlos gequantelten Universum. In welchem der
Subuniversen wir jeweils augenblicklich verweilen, entscheidet die
ebenso augenblickliche Wahrnehmung des jeweiligen Umfelds:
Man lebt jeweils (scheinbar) in der Newtonwelt, wenn es um die
Wahrnehmung und Ermessung (Newtons Bewegungsgleichungen etc.) der
alltäglichen, realen Lebenswelt geht. Dass man dabei auch in der
Raumzeit lebt, wird einem gewöhnlich nicht bewusst, da - wie geschrieben
- unser Gehirn aus gutem Grund nicht für die Wahrnehmung der 4.
Zeit-Dimension angelegt ist. Zu guter Letzt lebt man auch im
"Quantenuniversum" (man ist ja selbst nichts als Quantenstaub, würde
Waldemar jetzt einwerfen), da dieses (genauer gesagt die QM) der
Raumzeit RZ vorgängig ist, RZ also daraus emergiert.
Die Zeitlosigkeit dieser Quanten-Sphäre ist uns ebenso nicht bewusst,
auch wenn Carlo Rovelli uns eindringlich sagt: "Time does not exist!" Er
sollte es als namhafter Physiker unserer Zeit wissen. Dass er sich dabei
jedoch gedanklich in Gefilden der Loop-Quanten-Gravitation aufhält, geht
aus dem marktförderlichen Titel seines Buches nicht sogleich hervor.
In welcher Welt leben wir also wirklich - oder gibt es in Wirklichkeit
gar keine Wirklichkeit? So mal eben auf die Schnelle in die Runde gefragt.
Bester Gruß! - Karl
Am 24.01.2022 um 10:03 schrieb Ingo Tessmann:
Hi Karl,
zwei Anmerkungen:
Am 24.01.2022 um 02:32 schrieb K. Janssen via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
… Steht diese Ansicht nun entgegen Waldemars kürzlich getroffener Aussage über Frauen?
Nein, denn es gibt auch Frauen, da sollte man als Mann (nicht nur) die Finger lassen!
Natürlich gibt es die, aber was ist die Regel? Mich nervt es, wenn man immer wieder
meint, mit der Ausnahme gegen die Regel argumentieren zu können. Das ist zumeist bloß
besserwisserische Wichtigtuerei. Dabei wäre es so einfach, sich auch nur einmal mit
Statistik und Wahrscheinlichkeit zu befassen und es fortan besser zu machen versuchen.
Solchermaßen abgeschweift, nochmal kurz zurück
zur Zeit und meinem Hinweis, ggf. darüber hier schreiben zu wollen. Das soll und kann
natürlich nicht ohne Bezug auf Fachwissen geschehen, aber dennoch befreit von „Gestrüpp“
diesbezüglichen Schriftgut, wie es sich zu abertausend mittlerweile im „Weltgedächtnis“
des Internet findet.
Da solltest Du, Ingo nochmal nachlesen, wie ich das formuliert habe; dennoch kannst Du
gespannt sein, ob ich es bei „Alltagsbanalitäten“ belassen muss. Hoffentlich nicht, denke
ich mir gerade und frage mich, ob Du tatsächlich annimmst, ich hätte noch nicht von
„Maxwells Dämon“ gelesen. Du mahnst hier Gedächtnislücken an und solltest Dich aber doch
auch selbst erinnern, dass ich hier schon öfter von Maxwells- oder auch dem Laplaceschen
Dämon geschrieben habe. Bei den beiden läuft es doch ziemlich auf‘s Gleiche hinaus, oder
nicht?
Auch ich werde zunehmend vergesslicher, aber hinsichtlich „Maxwells Dämon“
meinte ich den Roman. Und über den hatten wir hier nicht schon einmal geschrieben, ebenso
war Broch noch nicht Thema in dieser Liste,— wenn meine Erinnerung mich nicht trügt.
IT
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