Am 22.10.22 um 21:20 schrieb Arnold Schiller über PhilWeb:
Am 22.10.22 um 16:51 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
Ich denke nicht, dass dies der von dir gedachten
Bedeutung entspricht.
In letzter Hinsicht schon, ....
In welcher letzten Hinsicht? Denn ich habe dir drei Bedeutungen
sozusagen zur Wahl gestellt, zwei und deine eigene. Es wäre also ein
Klärungsbedarf vorhanden, und was heißt in "letzter Hinsicht" oder "in
letzter Hinsicht schon", wenn auf die letzte Hinsicht nicht hingewiesen
wird, sondern erst in deinem Schreiben nachher kommt.
Du siehst, das Gespräch mit dir ist höchst interessant, unabhängig von
diesem neuen Thema der Bildung, das hier auch von dir wiederum ins
Gespräch gebracht wurde.
Du hast nicht versucht, die zwei Bedeutungen zu klären, zu prüfen, oder
sie mit deiner in Einklang zu bringen. In der Harmonie/Dissonanz-Sprache
gesprochen. Und/oder um Differenzierung. Auch in einer anderer Sache
"schlage ich dich mit deinen eigenen Waffen", mit dem Wort "Einklang",
um mal zu lachen, du kannst es ruhig auch, du kannst auch meine
benutzen. (Das würde mich sogar freuen, und obwohl es hier
selbstverständlich nicht um Krieg geht.) Denn nachher kommst du mit dem
Phrasem "gemeinsame Sprache". Du siehst, wie ein alter Knacker wie ich
noch lernen kann. Ich habe nämlich vor Tagen erst gelernt, was Phraseme
sind, dass es dafür mindestens zehn Wörter gibt, die aber alle das Wort
(Definiendum) für eine (überwiegend) einverständliche Beschreibung
(Definiens) sein wollen. So wie z.B. das Wort Satz einen Satz definiert,
für den eine Bedingung ein Ende ist, repräsentiert durch einen Punkt,
was also Teil der Beschreibung ist. Ist hier zu bemerken, dass "überall"
Phraseme genutzt werden, vermutlich unabhängig von Land, Status,
Sprache, Reichtum usw.
Ein Spannungsverhältnis ist auch von vornherein nicht schlecht. Gerade
das Einbringen von (neuen) Dissonanzen in ein (neues) Musikstück kann
von den Hörern als schlecht angesehen werden. Ein Musik-Kenner soll mich
bitte korrigieren. Die Dissonanzen können auch zum Gelächter in einem
Musikstück vorkommen. Das kann aber nur stimmen, wenn ich einen
undifferenzierter Gebrauch des Wortes Dissonanz verwende, weil ein
Fortschritt der Musik gerade mit Dissonanzen vor sich geht. Wie
differenziert dies in der Musik wird, kann schon hier gesehen werden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Konsonanz_und_Dissonanz. Wo nun sehr
differenziert werden kann, und von dort Wörter, Sätze, Text in andere
Bereiche eingebracht werden, stellt sich die Frage, wie sinnvoll das
ist. Denn alle Differenzierungen hinüber zu bringen an eine andere
Stelle, das ist fast unmöglich. Das Wortpaar "soziale Dissonanz" ist ein
"Lehn-Wortpaar" (vs. Lehnwort.). Das Phrasem "kognitive Dissonanz" ist
in dem Sinne auch ein "Lehn-Phrasem". Kognitive Dissonanz bezieht sich
jedoch fast nur auf den Verwirrungszustand, die Spannung, die sich
alsdann mit einem nicht korrektem Denken oder zumindest mit einem
einfachen Denken löst. Hierzu hatte ich schon die Frage eingeworfen, ob
denn nicht alles Denken derart vor sich geht, und Ingo schrieb, dass er
sich diese Frage auch schon stellte.
Ich höre mal auf hier, sonst würde ich zu "gemeinsame Sprache" sagen,
dass mir Redundanz zum Problem wird, bzw. Abhängigkeit (im Sinne der
linearen Abhängigkeit der Dimensionen in der Mathematik), dass zu viel
zu klären wäre und zurückzuführen wäre. Die Klage, dass keine gemeinsame
Sprache benutzt wird, kann mit dem Wortpaar "babylonische
Sprachverwirrung" gedacht werden, wobei anfänglich angeblich eine
gemeinsame Sprache vorhanden war, und durch die Kultur eben ein
Durcheinander entstand, diese wurde dann vermutlich von Jean-Jacques
Rousseau auf die Kultur übertragen. Auch Sigmund Freud thematisierte
letztere im "Unbehagen in der Kultur". (Zufällig fiel ich jetzt auf
https://de.wikipedia.org/wiki/Panbabylonismus, was wiederum eine Theorie
ist, die nichts mit der Sprachverwirrung zu tun hat.)
Zudem ist es ja so, dass gerade die Parteien innerhalb ihrer Gruppe eine
gemeinsame Sprache sprechen, oder es versuchen. So die von dir
angesprochenen Reichen und Armen, können weiter genannt werden: die
Arbeitenden und die Nicht-Arbeitenden, die Religionisten und die
Atheisten, die Reisenden und die Nicht-Reisenden, die Natoisten und die
Nicht-Natoisten, die Westler und die Östler, gerne kannst du
weiterfahren bis ins Unendliche. Also Polarisierung gerade mit Hilfe von
gemeinsamer Sprache, in der eigenen Gruppe? Denkst du anders als
diejenigen, die auf deiner Seite stehen?
Also machst du, Arnold, mich zum alten Mann, der immer wieder sagte:
"Mir ist das alles zu viel." Oder ich müsste singen: "Ich unglückselger
Atlas!", danach würde mich Karl zum positiven Denken ermahnen.
JH