Am 23.11.19 um 16:27 schrieb waldemar_hammel:
Hallo Waldemar, schön, von Dir zu hören ...
zb: "ewigkeit" heißt im animistischen es
gibt keine zeit,
im rationalistischen heißt es unendlicher zeitvorrat,
analog mit anderen sachen ...
"Ewigkeit" wie ich sie zuletzt als zeitlose Unendlichkeit (in der
Scholastik als „infinitas“ ausgedrückt) beschrieben habe, würde ich kein
einziges Attribut als eben das seiner absoluten Vollkommenheit zuordnen
wollen; nicht aus animistischer wie ebenso nicht aus rationalistischer
Sicht.
Vermutlich liegt unser "ungelöstes Problem" auch darin begründet, dass
wir nach Wittgensteinschem Verständnis erst einmal den Animismusbegriff
allgemeingültig klar festlegen müssten. Dabei ist mir die im Lexikon
geführte Definition eingängig, wonach in animistischen Weltanschauungen
der gesamte Kosmos in zwei Formen, nämlich einer geistartigen sowie
materiellen "Welt" existiert und offenbar erstere die letztere nach
ihrem Muster hervorbringt (formt) und geistig durchdringt. Sich als
Irdischer dieser "Durchdringung" bewusst werden zu können, würde ein
Nominalismus eher im Wege stehen (wie es falsch verstandene bzw.
vermittelte Religion bis heute verdeutlicht; man verstößt dort
paradoxerweise gegen das göttliche Namensverbot anstatt sich lediglich
diesem göttlichen "ICH BIN DA" anzuvertrauen). Einziger Weg, an dieser
"Durchdringung" teilzuhaben, ist, damit in Resonanz (Wechselwirkung) zu
treten, sich dieser Durchdringung (gleich einem nachrichtentechnischen
Filter) zu öffnen.
im rationalistischen hat man renormierungstheorien
erfunden,
die die unendlichkeiten auf endlichkeiten herunterbrechen oder ganz
unterbinden,
damit ist die diskrepanz zwischen animismus und rationaler
weltauffassung aber nicht beseitigt.
....
um nicht zwei unterschiedliche beschreibungen derselben welt zu haben
(animismus kontra rationalismus),
wäre es meiner ansicht nach eine gute idee,
alles zurück auf null,
und die diskrepanz zwischen universalismus (animismus) und
rationalismus noch einmal komplett neu zu durchdenken,
sonst kommen wir aus diesem teufelskreis nicht heraus ...
Ich wollte hier nicht unbedingt von Diskrepanz oder gar einem
Teufelskreis sprechen, unter der o.a. Annahme, dass klassischer
Animismus ohnehin zwei kosmische Formen (geistig und materiell) annimmt.
So eignet sich "rationale Weltauffassung" durchaus als notwendig
lebenspraktische Herangehensweise, eben zur Lösung unzähliger
Alltagsprobleme: Dort wo man nicht unendlich "unendlich" operieren kann,
sondern rechtzeitig einen Schnitt macht, indem man Abbruchkriterien
(insbes. auch des Denkens) findet, um in der Berechnung (nicht das
Heideggersche Berechnende) unserer Lebenswelt handhabbar rationale
Lösungen zu erarbeiten.
* sachen wie die infinitesimalrechnung sind in diesem bild auch nur
hilfskonstruktionen wie eben die renormierungs-anwendungen,
wir benötigen in wahrheit eine komplett neuartige mathematische
beschreibung,
die zb. statt ihre operatoren-grammatiken vordefiniert mitzubringen,
sie aus den wechselwirkungen selbst bezieht
Neuartige mathematische, überhaupt physikalische Beschreibungen u.a.
auch Quantenrechner wird die Menschheit sicherlich (vlt. sogar in
absehbarer Zeit) entwickeln. Womöglich werden sie dazu führen, den
Menschen ein Stück weit aus seiner bisher gelebten und zu erlebenden
resp. erduldenden Körperlichkeit herauszuführen (Cyborg-Wesen). Wir
können heute nicht sagen, bestenfalls darüber spekulieren, ob dieser
Lebensraum dann noch im Sinne einer (bislang unbeschreibbaren) Qualia zu
erleben ist.
Wechselwirken ist unbestrittenes Lebensprinzip, zweifelsohne. Doch bin
ich mir nicht sicher, ob es für Lebewesen unserer Art sinnvoll bzw.
hilfreich ist, in absolute Tiefen physikalisch rudimentärer
Wechselwirkungen vorzudringen. Die Gefahr dabei, evolutionär
bestgeordneten Strukturen irreversiblen Schaden unbedacht zuzufügen, sah
(in weiterem Zusammenhang) seinerzeit schon Zeus: Er ließ den Prometheus
an den Felsen nageln. Da können wir nur wieder auf einen Herakles hoffen ...
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl