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Am 14.05.2019 um 00:13 schrieb Rat Frag
<rat96frag(a)gmail.com>om>:
Am Mo., 13. Mai 2019 um 01:22 Uhr schrieb K.
Janssen <janssen.kja(a)online.de>de>:
Von meiner Seite zu diesem Anlass vielen Dank dafür an alle
List-TeilnehmerInnen!
Ich hoffe, dass ich hier keine unrühmliche Ausnahme bilde.
Definitiv vorbildliche Diskussionsbeiträge von Dir!
Das ist durchaus richtig, soweit man die dominant
oberflächliche
Kulturszene erlebt (insbes. auch das in Medien verbreitete Bild von
Philosophie, wo selbsternannte und eben von diesen Einrichtungen als
modern gepriesene Philosophen sich als plappernde Zeitgenossen in
diversen Talkshows erweisen, wo sie sich letztlich nur in
Gesellschaftskritik anstatt in wirklich philosophischer Betrachtung ergehen.
Gesellschaftskritik ist eben "relevant". Eine Analyse z. B. der
Voraussetzungen des menschlichen Erkenntnisapparates dagegen ist es
nicht. Es sei denn natürlich, eine neue Kunstinstallation befasst sich
damit. Ein Essayband zum Thema ist dagegen nix.
Teilen Sie eigentlich meinen Eindruck, dass die analytische
Philosophie es dabei besonders schwer hat, gehört zu werden?
Prominente Vertreter "der Philosophie" sind fast immer Anhänger
anderer Auffassungen.
Ja, diesen Eindruck teile ich, denke aber, dass es auf eine gute Balance zwischen
den Disziplinen ankommt. Generell ist „Balance“ für mich ein „Zauberwort“, natürlich nicht
nur als Wort, vielmehr als Zustand.
Hier würde ich
spontan Einspruch erheben wollen: Erstens - alle
geschätzten Hochschullehrer hier mögen mir vergeben - kann es geradewegs
von Vorteil sein, Philosophie nicht im Rahmen und im Zwang eines
Lehramtes betreiben zu müssen.
Das meinte ich damit eigentlich auch. Die Philosophie hat sich zum
Teil bewusst im Kampf gegen die etablierte Universitätsphilosophie
behaupten müssen.
Das ist mir erst - nachdem ich spontan drauf eingegangen bin - aufgegangen. So
sind wir hierzu gleicher Ansicht :) und nebenbei habe ich damit ein aktuelles Beispiel
gegeben für vorschnell angenommene Sachverhalte :(
Ich könnte ja auch umgekehrt bedeutende
Philosophieprofessoren
aufzählen, die nicht wollten, als Philosoph bezeichnet zu werden: E.
Mach oder Feyerabend, die sich mehr als "intellektuelle Wanderer"
sahen oder Arendt.
Nietzsche hatte eine Professur in Basel und diese
tatsächlich als
Philologe; trotzdem ist er für mich einer der größten Philosophen
bisher. Man wird das erst erkennen, wenn man (wie er) die wirklichen
Dramen dieser Welt entweder selbst erlebt hat oder diese zumindest
zutiefst nachvollziehen kann. Das er "nebenbei" einen vorzüglichen und
verständlichen Schreibstil pflegte, zeichnet ihn zusätzlich aus.
Manche Aphorismen von Nietzsche sind auch eher dunkel und das bewusst.
Nietzsches Einfluss war spürbar Schopenhauer und die antiken Autoren,
das waren die Hauptquellen.
Und genau das macht meine Affinität zu diesen beiden aus...
Pascal hat
mich mehr mit seiner Mathematik begleitet und beeindruckt als
mit seiner Philosophie. [...]
Pascal ist einer der letzten großen christlichen Apologeten. Deshalb
erwähnenswert. Meine Aufzählung von Philosophen diente ja einem
anderen Zweck, nämlich zu unterstreichen, dass der Lehrbetrieb an den
Universitäten nicht gleich Philosophie sein muss.
Wie gesagt, Pascal sehr in Ehren bei mir bzgl. seiner Verdienste in Physik und
Mathematik. Als christlicher Apologet spricht er mich nicht an, was nicht heisst, dass ich
mich den Atheisten zurechnen würde; nicht jenen, die genau am entgegengesetzten Ende einer
Skala wie blind Glaubende (welcher Religion und Konfession auch immer) als blindwütige
Materialisten ihr, auf puren Physikalismus reduziertes jämmerliches Leben durchbringen.
Man muss vielleicht verschiedene
"Denkschritte" differenzieren. Wenn
man an eine göttliche Gerechtigkeit glaubt, fällt es einem vielleicht
auch leichter zu ertragen, wie viel unrecht auf der Welt geschieht,
ohne dass es bestraft wird. Man hat dann eben die Hoffnung, dass es
jenseits der Welt eine Strafe und eine Belohnung gibt.
Der Mechanismus ist wohl vergleichbar mit der Deontischen Ethik.
Ja, denke ich auch und daher würde ich differenzieren wollen zwischen Pflicht gegenüber
sich selbst (sich selbst in die Pflicht nehmen mittels uns gegebenen Verstand und Vernunft
sowie uns eingeborenem Vermögen zu Empathie) als einer Pflicht gegenüber eines
angenommenen bzw. geglaubten Gottes.
Hoffnung auf einen Gott, der kraft seiner Omnipotenz Strafe und Belohnung für Menschen
bereithält, die sich nach ihrem Tod in irgendein Jenseitiges wünschen bzw. dieses
fürchten, ist für mein Empfinden eine schwache Hoffnung bzw. schwacher Trost.
Ich denke, habitable Lebensräume wie diese Erde könnten an sich ein Stück „paradisischer“
sein, sobald sich ihre Bewohner von Natur- zu (wirklichen) Kulturwesen entwickelt haben.
Es sollte uns eigentlich heute schon klar sein, dass „Himmel und Hölle“ hier im irdischen
stattfinden. Wer‘s nicht glauben will, schaut zum Nahen Osten, schaut in die Höllen
degenerierter, von Materialismus/Kapitalismus zersetzte Gesellschaften, hört sich
aberdutzende Geschichten aus Ehehöllen an; oder begibt sich in die Fänge moderner Medien
(soz. Netze, TV etc.). Das hat schon irgendwie Endzeitcharakter. Für mich als Techniker
ist das relativ einfach zu lösen: „Reset“ und Neustart! Das BIOS ist unglaublich
grossartig programmiert; für dann wieder zu entwickelnde „APPS“ werden künftige
Generationen verantwortlich sein, ggf. mit überwiegend „himmlischen Programmen“.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! Karl