Am 20.09.2020 um 17:28 schrieb Ingo Tessmann:
Du wirst nicht müde, immer wieder auf das
magisch-animistische
Welterleben in der Menschheitsentwicklung hinzuweisen. Das hat es
wahrscheinlich sogar einmal gegeben, aber Kulturen sind wandelbar. Das
zeigen ja zumindest einige religionsfreie Regionen auf der Welt, mögen
sie auch noch so klein sein. Eine andere Frage dabei ist, ob wir auch
individualgeschichtlich derart belastet sind? Die dem Neocortex
unterliegenden Hirnregionen zwingen uns nur in Notsituationen, wenn es
schnell gehen muss, Verhaltensweisen auf. Ansonsten fluktuieren unsere
Erinnerungen, Gedanken und Motive recht frei umher. Werden nicht
vielleicht die Kleinen erst mit dem Erlernen der Sprache durch die
Eltern, in der Schule und vor allem durch die übermächtige
Spielzeugindustrie so stark indoktriniert, dass sie auch während des
pubertären Aufbegehrens kaum mehr davon los kommen? Es wäre
interessant, Kinder einmal ohne diesen ganzen typischen Kinderkram
aufwachsen zu lassen. Z.B. weg mit den Märchen, her mit der SciFi.
Meiner Vermutung nach, würden sie dann keinem magisch-animistischen
Welterleben anheim fallen.
SciFi ist doch nur eine moderne form von märchen ...
meine meinung ist folgende:
das magisch-animistische welterleben gilt nicht nur bei mensch, sondern
für alle (zumindest) tiere, und zwar folgendermaßen:
(1) tier + mensch werden ohne eigenes/individuelles immunsystem geboren,
in dieser frühphase leben sie (zwangsläufig) im animismus (zb teddys
sind beseelt, lebendig, alles ist eins, usw)
(2) mit der danach (1-4 jahre bei mensch) ausbildung eines individuellen
immunsystems, geht auch die entwicklung der sprache, die ja funktional
nach aussen gerichtet ist, fast synchron,
und mensch + tier gehen dann über ins "rationale" welterleben = weil
innenwelt und aussenwelt per immunfunktionen unterscheidbar werden, ist
ua sprache notwendig,
reste und grundlagen der magisch-animistischen welterlebensweise werden
dabei lebenslang mitgeschleppt (zb bei mensch die religiösitäten, gott,
schicksal, massenhaft bestimmte vorstellungen, usw),
diese reste und grundlagen des m-a-welterlebens liegen lebenslang unter
allem rationalen, und beeinflussen dieses gewaltig, vermischen sich
damit, legieren sich damit
(3) im alter, wenn das immunsystem langsam seinen "grip" verliert, kehrt
allmählich das magisch-animistische welterleben als dominanter wieder,
deshalb glauben -völlig ansonsten gesunde- alte und sehr alte (menschen
und tiere) mehr und mehr wieder an götter, schicksal, astrologie, oder
tierisch-entsprechendes,
sie fallen einfach -mehr oder weniger- zurück auf die frühkindliche
stufe, wobei sich das bei ihnen natürlich anders auswirkt als beim kind,
zb "philosophisch"
(ab 40-50 lebensjahren, sagt man nicht zufällig, wird mensch zum
"philosophen")
*
der übergang zwischen (1) zu (2) ist meiner meinung nach berühmt als
"vertreibung aus dem paradies" (der all-einheit), diese "vertreibung"
ist also keine "strafe",
sondern im gegenteil die voraussetzung für ein erwachsenenleben mit
eigenem "ich" und immunsystem = überlebenswichtig,
nur durch abtrennung von der "alleinheit" ist ein individuelles (eigenes
ich, eigenes immunsystem) leben überhaupt möglich
und das ganze ist (leider) nicht nur individual-geschichtlich,
sondern tief stammesgeschichtlich "programmiert", sodass es tier +
mensch grundlegend betrifft
**
zur original-frage "wer bin ich":
*ich bin ein autopoietisch funktionierendes selbst-referentes system,*
ich sehe jetzt, im schönen frühherbst, grüne felder und wälder, bunte
blumenmeere auf wiesen,
doch elektromagnetische strahlung ist völlig unpoetisch farblos,
ich sehe aus dem fenster autos, häuser, menschen,
doch ich sehe sie nur, weil gewöhnliche luft für mich durchsichtig ist ...
--
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