Am 24.10.2020 um 02:14 schrieb K. Janssen
<janssen.kja(a)online.de>de>:
Das Beispiel China zeigt dagegen, dass
Religionen überflüssig sind für die Zivilisierung der Kulturen.
Du wirst aber doch
nicht allen Ernstes diese Staatsform als Mixtur aus brutalstem Kapitalismus und
kommunistischer Machtstruktur als beispielhaft ansehen!?
Hi Karl,
neben Rotchina gibt es ja auch noch die bereits 1912 in Nanking ausgerufene Republik
China, die zurückgezogen auf der Insel Taiwan natürlich eher als exemplarisch für einen
religionsfernen Weg in die Zivilisation taugt. Es bleibt aber die Frage, ob es einen
generell ideologiefreien Weg der Zivilisierung geben kann?
Mich stört die derzeit grassierende Genderisierung. Es
sollte doch klar sein, dass in der Frühzeit der Menschheitsentwicklung die geschlechtliche
Rollenverteilung von der Physis abhing. Grob gesagt: Männer zur Jagd und in den Kampf,
Frauen zur Behütung von Kindern und Nahrungszubereitung. Im Lauf der Zeitabschnitte hat
sich diese Aufgaben- resp. Rollenverteilung nur gering geändert. Von Geschlechterkampf
würde ich zu diesen Zeiten noch nicht sprechen (abgesehen von patriarchalischen
Macht-Strukturen, die natürlich auch der männlichen Physis geschuldet ist). Historisch
belegt ist jedoch allemal, welch einflussreiches Rollenspiel von Frauen im Hintergrund
politischer wie gesellschaftlicher Strukturen und deren handelnde männliche Protagonisten
betrieben wurde.
Du vergisst, dass die Geschichte noch bis vor einigen Jahrzehnten von Männern geschrieben
wurde. Unterdessen mehren sich die Zweifel an der herausragenden Bedeutung der Jagd in der
Menschheitsentwicklung. Welche Rolle spielte denn das Sammeln? Immerhin waren es die
Frauen, die den Ackerbau erfanden,- damit aber leider ihre Freiheit verloren.
Ein für mich sehr schönes Motiv zur Darstellung von
Komplementarität des männlichen und weiblichen Prinzips ist das YIN-YANG-Symbol: Der die
beiden - komplementär sich ergänzenden Prinzipien - umschließende Kreis verdeutlicht deren
unverbrüchliche Gemeinsamkeit. Und doch bleibt schwarz und weiß in voller Größe. Gemeinsam
also in diesem sich gegenseitigen Ergänzen sind Frau und Mann stark.
In den europäischen und indischen Zivilisationen haben wesentlich die von Männern als
Herrschaftsinstrumente erfundenen „Hochreligionen“ die Frauen unterdrückt. Leider hat es
die im I Ging beschriebene Yin-Yang-Polarität für die Frauen in China nicht besser
gemacht. Lediglich einige kleine matriarchale Subkulturen, wie die Mosuo, werden bis heute
toleriert. An der Macht der alten Männer weltweit wird sich vorerst nichts ändern: Trump
bleibt im Amt oder wird dem noch älteren Biden weichen, Xi Jinping und Putin werden
voraussichtlich bis ins Greisenalter weiter herrschen. Lediglich die Aussicht, dass
womöglich Kamala Harris vorzeitig Biden ablösen könnte, stimmt mich optimistisch; wobei
mir AOC (Alexandria Ocasio-Cortez) wesentlich lieber wäre.
Es grüßt,
Ingo