Am 06.01.2020 um 01:19 schrieb Claus Zimmermann
<mail(a)clauszimmermann.de>de>:
unter "Aufdeckung verborgener Zusammenhänge"
würde ich mir (neben computergestützter Schleppnetzfahndung in grossen Datenmengen)
analytische, deduktive Verfahren vorstellen, mit denen das vorhandene Wissen systematisch
bis zum letzten Tropfen ausgepresst wird, wobei die Ergebnisse davon abhängen, wovon man
ausgeht. Zu beweisen ist dann die Korrektheit der Deduktion. Damit steht aber noch lange
nicht fest, ob die Theorie dem Realitätstest standhält.
Hi Claus,
Theorien sind nicht testbar, sie werden prinzipiengeleitet erahnt und mathematisch
deduziert. Testbar sind die aus der Theorie folgerbaren Hypothesen. Wenn sie scheitern,
ist die Theorie zu modifizieren oder in ihrem Gültigkeitsbereich einzuschränken.
Das (die Aufdeckung verborgener Zusammenhänge) fällt
für mich unter "Schärfung der Instrumente" und ist nicht gering zu schätzen,
ändert aber nichts an der Berechtigung der Frage, ob man versteht, wie es zu einem
Ereignis kommt, wenn man die erfahrungsgemässen Bedingungen seines Eintretens angeben zu
können meint, das aber zurücknehmen muss, falls es doch nicht eintritt. Während ich eine
Rechnung z.B. erst dann verstehe, wenn ich weiß, wie ich das Ergebnis herausfinde und,
falls ich etwas anderes herausbekomme, nicht die Erklärung der Rechnung, sondern das
Resultat korrigiert wird. Das wäre, vermute ich, Humes Einwand gegen das "endlich
verstehen wir" der Renaissanceforscher gewesen. Rechentechniken denken wir uns aus,
Tatsachen müssen wir zur Kenntnis nehmen. Das ist eigentlich alles, was ich sage. Durchaus
mit Respekt für die Raffinesse der Wissenschaften bei der Auswertung der Tatsachen.
Um in Deinem Bild zu bleiben, es geht nicht um die Schärfung, sondern um neue Instrumente.
Zwischen Rechentechniken und Tatsachen gibt es Zusammenhänge, wobei die Rechentechniken
die Tatsachen erst ermöglichen und es wesentlich auf die jeweiligen Beweise der
Rechentechniken und Tatsachen ankommt. Daumenregeln und Alltagstatsachen mit
mathematischen Theorien und naturwiss. Tatsachen zu vergleichen, ist so als ob ich einen
Faustkeil mit einem Flugzeugträger vergliche. Beide können Waffen sein. Aber was sagt das
schon über sie aus? Worte sind halt die großen Gleichmacher. Was aber empirisch ist an
einer Messgröße ist ihre Quantität. Darüber hatten wir hier in der Runde schon mehrfach
diskutiert. Das müssen wir nicht wiederholen.
Es grüßt,
Ingo