Am 11.03.2021 um 03:27 schrieb K. Janssen via Philweb:
[Philweb]
Dieser Tage ist es wieder einmal (im Verlauf des Auf und Ab des
Weltgeschehens) besonders schwer dort Halt zu geben, wo man diesen bei
Menschen im engeren Umfeld schwinden sieht; dies umso mehr, als einem
selbst bisweilen droht, in‘s Schwanken zu geraten.
lieber karl,
lebewesen sind in erster linie rein selbst-referente "systeme" (das wort
"system" hat IT mir für lebewesen ja verboten), daran sollst du denken,
wenn dir "ein schwanken" droht = dann besinne dich auf dich selbst, und
nur dich selbst, das gibt sicherheit
ausserdem: je tiefer ein schiff angelegt ist = je tiefer der kiel, desto
weniger kommt es in stürmen in probleme, und DU bist sehr tief angelegt ...
Dieses geradezu noch angefeuert von Waldemars
deprimierenden Beitrag,
obwohl ich doch nahezu an seine generell fatalistische, apokalyptische
Sicht auf die Welt gewöhnt bin:
wh: „so sehr ich auch deiner einstellung zum menschen sehr gerne
beipflichten würde, ich kanns nicht, in anbetracht des zustandes der
welt und des menschlichen in ihr, kann ichs nicht !“
das kann ich leider nicht ersparen:
- der globus sieht, aufgrund des menschen und seiner aktivitäten sehr
übel aus, beim boxen wärs ein weiter-einschlagen auf einen bereits stark
verwundeten gegner
- und die reine menschenwelt sieht gleich-übel aus: mensch frisst
mensch, der starke den schwachen, kannibalisch gehts zu unter den menschen,
und das beides-obiges trotz jahrtausendelanger religionen aller arten,
die genau das verhindern sollten, selbst simpelste "anweisungen" werden
missachtet, zb "du sollst nicht töten" (nichts und niemanden, keine
natur, und keine anderen menschen töten),
der "du sollst vater u mutter ehren" = ja, wer sind denn meine ur-eltern
= die natur doch, das leben an sich, also alle tiere u pflanzen
und heute, seit aufklärung usw, glaubt man daran, wenn schon das
emotional-religiöse uns von den selbst-übeln nicht befreien konnte, das
rationale wäre die lösung = ein sauberes rationales weltbild,
wissenschaften usw, würden uns befreien können, und zu "besseren
menschen" werden lassen können
ich glaube das nicht, solange mensch nicht beschließt, sich selbst
genetisch (gene-engineering) so umzubauen, dass er wirklich friedvoll
wird, denn mit der jetzigen ausstattung wird er genauso immer
weitermachen wie seit urzeiten, und das heißt: zerstörung, genau wie ein
verrücktes kind, dass alle ihm nur immer erreichbaren spielsachen
kaputtmacht,
selbst WENN wir zukünftig mond und mars besiedeln, wirds dort so
weitergehen, wie auf erden = alles, das mensch unter seine finger
bekommt, wird früher oder später zerstört - wir kommen einfach "aus
unserer haut" nicht heraus
ich halte es zb für pure vertröstereien und für illusion, wir würden die
klimadrift unter kontrolle bringen, wir würden die vernichtung der natur
durch uns selbst wirkungsvoll stoppen können, wir würden die vermüllung
des planeten wirksam stoppen, wir würden die immer weiter zunehmende
menschen-überbevölkerung wirksam reduzieren - denn erstens läuft einfach
alles weiter wie bisher (wir bemühen uns nichtmal wirklich u massiv um
änderung), und zweitens läuft uns schlicht die zeit davon = wir haben
heute schon gar keine zeit mehr, großartig noch zu reagieren u zu
"reparieren"
Nach Lage der Dinge ist alles von Waldemar
beschriebene, von Menschen in
die Welt gebrachte Unheil leider zutreffend und zutiefst niederdrückend.
Und konstitutiv gilt auch immer wieder dieses „Homo homini lupus“. Wenn
er jedoch den Menschen als „katastrophale evolutionäre fehlentwicklung“
sieht, steht das seiner (an anderer Stelle beschriebenen) Faszination
für die Evolution, quasi als einen genial einzigartigen Mechanismus zur
(Fort-)Entwicklung allen Lebens entgegen.
mich "drückt das nicht nieder" (bin selbstreferent), ich stelle nur
einfach fest: mensch ganz offensichtlich nicht wirklich lernfähig, und
mensch deshalb amokläufer im rahmen evolution, und wie das endet, ist
klar, zumal alles "höhere leben" bisher nur einige millionen jahre vorm
wiederaussterben hatte, und wir dürften da keine ausnahme sein (obwohl
wir selbst das natürlich, als "homo super-super-sapiens", völlig anders
beurteilen)
Betrachtet man Evolution hinsichtlich Volatilität und
Optimierung durch
Selektion, würde sich für den Menschen (angesichts seiner - bisweilen
wirklich unheilvollen - Unzulänglichkeit) die Frage ergeben, ob er sich
selbst tatsächlich als „Krone der Schöpfung“ sehen kann. „Keinesfalls!“
wird Waldemar sagen und könnte dabei übersehen, dass der Mensch (als
Homo sapiens an sich) das Potential zu weiterer Entwicklung hat; dabei
geht es nicht nur um eine (aus dem „Human Genome Project“ zu folgernde)
Fortentwicklung aus biologisch-körperlicher Sicht, sondern (aus meiner
mir typischen Sicht auf Mensch und Kosmos) um eine ständige
Fortentwicklung im Sinne einer „geistig-seelischen“ Aufbesserung.
alle lebewesen, vom bakterium bis zu elefanten usw entwickeln sich fort
u weiter, die evolution kennt keinen stillstand, ist also nichts
mensch-spezifisches,
und was du "unzulänglichkeit des menschen" nennst, haben auch alle
wesen, denn nur immer ungefähr "optimale anpassung" ist notwendig zur
weiterentwicklungs-fähigkeit, wohingegen wirklich optimale anpassung das
erreichen von attraktoren wäre, was im deadlock enden würde, ein punkt,
der viele tierarten vor uns zum wiederaussterben brachte = sie waren zu
gut angepasst, waren zu spezialisten in nischen geworden, und als die
attraktoren der nischen drifteten, mussten sie aussterben.
ich habe zb spinnentiere in verdacht, sehr nahe an attraktoren zu
agieren, denn es gibt sie seit etwa 500 mio jahren u sie sind fast
optimal angepasst ... (wie lange mag das noch gutgehen?)
Natürlich ist das kein in absehbarer Zeit zu
erwartendes „Unterfangen“
und es ist auch keine „rasche“ Abhilfe durch postulierte
Endzeit-Phantasien oder „big reset“ zu erwarten. Eher trifft zu, was ich
vor etwa einem Jahr hier schrieb:
Nicht angetan kann und sollte man sein, zieht man den augenblicklichen
Entwicklungsgrad der Menschheit in Betracht, der dem von Kleinkindern im
Laufstall entspricht. Ein für mich bedeutsames Bild, da es mir
grundsätzliche Antworten aufzeigt hinsichtlich Determination (Zufall und
Notwendigkeit) und konnotativ auf Fragen nach den dem Menschen
verfügbaren „Spielräumen“, also Freiheitsgrade hinsichtlich Bewusstsein,
Willensfreiheit und daraus resultierenden Zuschreibungen von
Verantwortung für menschlich-gesellschaftliches Handeln in jeweiligen
Kultur-, Wirtschafts- und Naturräumen.
aber das genau ist der punkt: uns läuft die zeit davon !
die weitere evolutionsgesteuerte fortentwicklung zu einem "guten,
friedfertigen" menschen würde viel zu lange dauern, als dass uns das
heute, hier und jetzt, oder in den nächsten 50-100-200 jahren etwas
nutzen würde, und mehr zeit haben wir vorraussichtlich nicht mehr,
grundsätzlich + weltweit umzustellen
Es ging hier zuletzt auch wieder um (m)eine
deterministsich angelegte
Weltsicht und man ist natürlich da und dort so konditioniert,
Determinismus reflexartig mit Metaphysik in Verbindung zu bringen. Von
derartig verkürzten Zuschreibungen abgesehen, stellt sich zweifelsfrei
die Frage, ob der Mensch in seiner Beschaffenheit (an sich) überhaupt
Verantwortung für sein Handeln hat; die Antwort darauf ist von namhaften
Neurowissenschaftlern derart gegeben, dass der Mensch keine
Willensfreiheit habe und man somit die Frage nach seiner
Handlungsverantwortlichkeit offen lässt.
Wäre demnach fehlende Willensfreiheit Ursache für diesbezügliches
Unvermögen des Menschen, verantwortlich mit seiner Lebenswelt umzugehen,
würde er somit tatsächlich eine (nicht von ihm zu verantwortende!)
„katastrophale Fehlkonstruktion“ sein?
das mag zutreffen = mensch keine wirkliche willensfreiheit, aber dann
ist es ja umso schlimmer, tragischer - aber egal, ob mensch für sein tun
voll verantwortlich ist, oder nur teils, oder garnicht, die
entwicklungen laufen auf katastrophen zu, und wir tun nichts, aber auch
garnichts, außer zukunftsvertröstungen und faulen kompromissen, um
ernsthaft gegenzusteuern.
die wissenschaften liefern uns fast täglich verheerende daten, und wir?,
halten maulaffen feil, gehen zu "wahlen", die letztlich nur zwischen
pest und cholera sind, und gesellschaftlich gehen konsumwahn, freizeit +
fun, urlaubmachen, usw weiter als wäre garnichts besonders ...
wir sind tatsächlich (habs irgendwo gelesen) die passagiere auf einem
schiff, die an deck weiter federball spielen = die unerträgliche
leichtigkeit des seins praktizieren, während das schiff immer mehr
schlagseite macht
Sollte man einen Gott anklagen, wo dieser in der
Theodizee doch so
grandios verteidigt wurde oder bleibt letztlich nur das Hiob‘sche
Hineinfügen in ein (gottgegebenes) Schicksal? Hilft dieses zu ertragen,
das Lamento gegen die Klagemauer (der Juden), als eine
tiefenpsychologisch äußerst klug angelegte Möglichkeit der
„Neutralisierung“ unheilvoller Schickung?
das ist ein fall für theologen ?
nein, es ist selbst ein anklagen gottes völlig sinnlos, denn gott wird
auch in diesem fall weder erleuchtung schicken, noch menschen bessern,
noch die übel selbst irgendwie wenden - der mensch ist, mit oder ohne
freiem willen, selbst in der handlungsnotwendigkeit, seine lage zu
ändern, oder halt, mit den dann eintretetenden konsequenzen, nicht zu
ändern, aber JETZT, HEUTE, und nicht in xy jahren oder jahrzehnten, denn
dann werden uns zwischenzeitlich natürliche rückkopplungen abfangen, und
das wird dann höchstwahrscheinlich zwischen sehr schlimm u bestialisch
Handelt es sich angesichts des überwältigenden Übels
in der Welt
schlechthin um Schicksal, Fügung, Karma also letztlich um
unausweichliche Prädestination?
nein, denn der mensch hats gemacht, und der mensch könnte die folgen
abwenden, wenn ers denn ernsthaft wollte, will er aber nicht, denn es
läuft real weiter wie seit steinzeit-tagen
Es ist das Unvermögen des Menschen, ein fortwährend
sich aus (nicht nur)
dieser Gegensätzlichkeit heraus entwickelndes Chaos zu bewältigen.
Und damit ergibt sich die Frage, ob der Mensch überhaupt die
Möglichkeit, also die Freiheit hat, sein Leben, sein Umfeld und damit
auch die Welt konstruktiv zu gestalten, anstatt diese zu verunstalten.
scheinbar = ganz offensichtlich hat mensch nicht die fähigkeiten, sich
selbst, als tier unter tieren in einer umwelt, biosphäre, so zu
organisieren, dass er "nachhaltig" auf dauer hin auf erden lebensfähig u
überlebensfähig ist
Wir hatten hier über Freiheit (insbes. den sog. Freien
Willen)
geschrieben und u.a. dabei die von Kant, Schopenhauer definierten
Wesenheiten des Menschen, als zum einen den empirischen Charakter
(Erfahrungswesen), zum anderen den intelligiblen Charakter
(geistig-seelisches Wesen) betrachtet.
den menschen unterscheidet rein garnichts von anderen tieren, auch diese
haben in ihren frames "verstand", können denken, sind basicamente
emotionale wesen, sind selbstrefrent, haben per immun eigene "ichs", usw
die uns leider anerzogene schlimme unterscheidung mensch-tier, auch
durch religionen immer gefördert, bricht uns zusätzlich das genick, weil
sie uns als irgenwas besonderes heraushebt = vereinsamt, und uns die
natürlichen verbindungen zu allem lebendigen kappt, und uns damit schon
als "todgeweihte" erscheinen lässt
zb ich sehe mich nicht von einer spinne oder einem buschwindröschen
allzu verschieden, nicht in wesen, nicht in verhalten, nicht in chemie u
biochem, nicht genetisch, daher fühle ich mich eingeborgen in alles
lebendige, was voraussetzung ist, alles lebendige auf augenhöhe zu
erleben u entsprechend mit ihm umzugehen. anders gehts m.m. nach nicht
Müßig und nahezu unmöglich, sich diesbezüglich an
tausendfachem
Schriftgut zu orientieren. So bleibe ich bei Schelling und Hegel, wie
ich diese zum Thema Freiheit hier zuletzt zitiert hatte:
Freiheit ist im innersten Wesen des Menschen und somit nicht im
genetisch körperlich-empirischen, sondern im intelligiblen Charakter
angelegt.
wir "verspielen" heut und seit vorgestern schon mehr oder weniger alle
unsere zukünfte an 10000 spieletischen des profits, der
vergnügungssucht, des sich-tot-konsumierens, des hirnlosen
vor-sich-hinlebens, usw - ist das "unser intelligibler charakter" ?
In seinem innersten Wesen also liegt das Vermögen des Menschen - als ihm
verfügbare Freiheit - sich zwischen „gut“ und „böse“ zu entscheiden. Die
jeweils getroffene (oder auch: die zu treffende) Entscheidung ist jedoch
zu wesentlichen Teilen an die Notwendigkeiten, also die
Vorbestimmtheiten hinsichtlich seines empirischen Charakters, der
Disposition seiner Körperlichkeit und den Bedingtheiten des realen
Lebensumfelds gekoppelt. Insoweit handelt es sich hierbei nicht um
absolut verfügbare Ungebundenheit, sondern um eingeschränkte Freiheit,
die durch Bindung und notwendige Einsicht in die spezifisch vorliegende
Disposition in gewissem Umfang determiniert ist. Es ist also vielmehr
ein gegebener Freiraum als (unbegrenzte) Freiheit und letztere
allenfalls in charakteristisch angelegten Freiheitsgraden verfügbar;
aber immerhin ist es ein überlebenswichtiger Freiraum bzw. Spielraum.
die einfache unterscheidung "gut-böse" wäre eine, der wären ja relativ
viele menschen noch gewachsen, es ist aber viel schlimmer, als es in
reality unendlich viel komplexer ist, jedenfalls meistens, zb atomkraft
gut-böse? nichtlineare entscheidungsfindungen sind meist spektral = es
gibt x zwischentöne zwischen gut-böse, nutzt-unnütz, usw, und das
menschhirn ist für sowas völlig ungeeignet
Um diesbezüglich noch einmal Schopenhauer zu zitieren:
„An unserem Tun
erkennen wir, wer wir sind!“
oh ja, und wer sind wir, menschen ???
... gibt also noch Hoffnung, Waldemar!
dein wort hier in gottes ohr ....
gruß, wh.
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