Wh: "das "gleichnis" erzählt nur die im grunde traurige aber auch wahre
geschichte, dass weibliches, das sich nicht sofort nach der menarche zu vermehren beginnt,
sich selbst tötet, indem seine nachkommen keine zeit mehr haben, ins autarke dasein zu
gelangen, denn damals (und heute noch in der 3.welt) ist ein menschenleben auf höchtens ca
40-45 jahre begrenzt (wie bei menschenaffen ebenfalls) / unabhängig davon, dass einige
wenige schon mit 20 sterben, und andere noch viel seltener auch 60-70-90 werden /
=> mit 13/14 mit der vermehrung beginnen, dann ca 1 jahr "tragezeit", dann ca
10-15 jahre brutpflege, bis die brut optimal autark ist, sind grob 30-35 jahre, und ab
dann ist bereits involution der elterntiere angesagt = langsames oder schnelleres
absterben, schön zu sehen auch daran, dass bis heute menschenfrauen mit ca 35
"shutdown" haben = es sind nur ca 15 jahre von menarche bis shutdown bei
menschtier (und selbst das, diese kurze zeitspanne, hat zur heutigen maßlosen
überbevölkerung der welt mit "anspruchsdenker mensch" geführt)"
Das ist schon eine sehr eigenwillige Interpretation dieses Gleichnisses von den 10
Jungfrauen, fünf davon klug, die anderen töricht. Man könnte sagen, Du, Waldemar, solltest
das besser den Theologen überlassen, vornehmlich den protestantischen, da diese i.Ggs. zu
ihren katholischen Kollegen etwas von „Tragezeit“ und „Brutpflege“ verstehen sollten und
damit über hinreichende Voraussetzung verfügen, eben auch das Gleichnis von den Jungfrauen
der eigentlichen Intention gemäß zu deuten. Im Kern geht es darin um das Verständnis von
Leben und Tod, insbesondere um letzteren, dessen Zeitpunkt man gemeinhin nicht kennt; dann
wird es aber auch schon theologisch – nämlich der christlichen Lehre entsprechend die
Vorstellung von einem jenseitigen Leben nach dem Tode: Wer sich im Leben nicht darauf
„vorbereitet“ hat (im übertragenen Sinne also keine Lampe samt Öl besorgt hat) wird nicht
erkannt: „Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst
weder den Tag noch die Stunde“ (Mt 25, 1-13).
Bildgebende Beispiele waren offenbar für Jesus eine wohlweislich gewählte Art, abstrakte
religionsgeschichtliche Jenseitsvorstellungen metaphorisch aus den damals vorherrschenden
Lehren herauszulösen, die auf Todesvorstellungen und Grabsitten basierten, wie sie im
3.-1. Jt. v. Chr. in Ägypten, Mesopotamien, Syrien etc. üblich waren. Diesem
kulturgeschichtlichen Kontext müssen die literarischen Traditionen des Alten Testaments
zugeordnet werden und somit den Erneuerungsanspruch des Jesus in Bezug auf diverse
zeitgenössische Lehren und Vorstellungen von Tod und Jenseits hinsichtlich einer
postmortalen Existenz in einem Reich Gottes.
Religionsgeschichtlich zeigt sich, dass am Anfang des 1. Jt. n. Chr. regional
unterschiedliche sowie beliebig konkurrierende theologische Ausrichtungen noch keine in
sich geschlossene Auferstehungslehre hervorbrachten. Vielmehr dürften sich spezifische
Jenseitsvorstellungen an der traditionellen spätjüdischen Märtyrertheologie orientiert
haben, die von einer leiblichen Auferstehung der Märtyrer und weiterer Gerechter vom Tod
noch vor der prophezeiten Apokalypse quasi als eschatologischer Zustand in einem
überirdischen Raum ausgegangen sind. Es ist durchaus vorstellbar, dass dieser Glaube an
Auferstehung erst eine dezidierte Auferstehungstheologie initiiert und damit die
Vorstellung einer über den leiblichen Tod erhabene Seele hervorgebracht hat.
Die Metaphorik des Jungfrauen-Gleichnisses hingegen könnte einem ganz anderen Hintergrund
als einer Auferstehungslehre entlehnt sein, nämlich von zeitgenössischen Hochzeitsbräuchen
abgeleitet, wonach die nächtliche Ankunft eines Bräutigams (dem griechischen Ritual
folgend) von Fackeln tragenden Jungfrauen begleitet war, die ihn zum Brautgemach führten.
Einige der Jungfrauen hatten klugerweise Fackeln, andere nicht, was durchaus – dem Anlass
entsprechend - als dümmlich gelten muss. Im übertragenen Sinn könnte Jesus eine Hochzeit
beispielhaft als einen Übergang in ein gänzlich „neues Leben“, ein Leben nach dem Tod
benutzt haben, auf das man klugerweise vorbereitet sein sollte.
Nun ist hier ja nicht der Ort für religionsgeschichtliche Forschung zudem diese bis heute
keine in sich geschlossen gültige Aussage über benannte Sachverhalte treffen kann.
Meiner Meinung nach ist kein geschlossenes Wissen über diesen Themenkomplex zu erlangen;
dieser war und ist weiterhin nur über vages Glauben bzw. eine spezifische Metaphorik
zugänglich. Damit bleibt das Thema jenen vorbehalten, die sich in der Welt des Glaubens
und diesbezüglicher Bilder ihre persönliche Jenseits- und Gottesvorstellung entwickeln und
damit leben und sterben können. Für Andersdenkende sollte es dennoch keinen Grund geben,
diese Menschen zu verunglimpfen oder in Verbindung mit abstrusen Vergleichen bzw.
Ausdeutungen herab zu setzen.
Ich bleibe dabei: nicht religiöse oder spirituell veranlagte Menschen, die ihren Glauben
leben und ihm Ausdruck verleihen sind es, die diese Welt zugrunde richten. Die Verbrechen
am Leben und an der Welt werden von Menschen begangen, die sich der Mentalität naiv
Glaubender resp. borniert fundamentalistischer Anhänger einer Religion bemächtigen, um
ihren eigenen Machtanspruch auszuleben. Das zeigte das jüngste Verbrechen im Namen eines
Gottes wiederum auf zutiefst tragische Weise.
Gebrauch und Missbrauch von Macht (sei sie klerikal oder säkular verliehen oder genommen)
trennen bisweilen nur eines Messers Schneide.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl