Am 02.06.2021 um 07:00 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
[Philweb]
Am 01.06.21 um 11:33 schrieb Ingo Tessmann via Philweb:
(Aber wieso ist „Das Versprechen“ für Dich
"eine Art antirationalistischer Krimi“?) Ich halte die Berücksichtigung des Zufalls
für rationaler als seine Leugnung oder Vernachlässigung, bestimmt er doch wesentlich die
Natur insgesamt wie unser aller Leben im Besonderen.
Ist der Satz ein Schwadronieren?
Hi JH,
ja, das ist schwer schwadroniert, entstammt der Satz doch dem Kontext der Literatur, einer
Hochburg des Schwadronierens. Zudem spielt er auf den Gegensatz zum gesunden
Menschenverstand an, in dem Zufälligkeiten zumeist als dem Verständnis entgegenstehend
angesehen werden. Denk nur mal an die ständig zu hörenden Empörungen der vielen
Vollpfosten darüber, wenn das Wetter einmal nicht so wurde, wie man es erwartete: „Und
wieder regnet es, obwohl Sonnenschein vorhergesagt wurde!“ Als ob das Wetter sicher
vorhergesagt werden könnte. Stets geht es bloß um Wahrscheinlichkeiten, die im
alltäglichen Schwarz-Weiß-Denken zumeist unbedacht bleiben.
Wenn ich belesen wäre, könnte ich wahrscheinlich
sagen, in welchen Büchern "das" steht, oder ich könnte eine Reihe von Autoren
sagen, die das auch wussten. Weil das "zufällig" nicht der Fall ist, habe ich
mich hier mit der Sache befasst:
Dass der Zufall in der Natur obwaltet, ist mit der Radioaktivität und ihrem Verstehen in
der Quantentheorie zum Gemeinplatz geworden, insofern findet man passende Zitate bei
vielen Physikern. Dabei gab es den Zufall durch Unwissen schon lange, nun aber hatte er
sich in der Natur selbst gezeigt. Philosophisch wurde aus dem Erkenntnis- ein
Seinsproblem.
Ich frage mich, warum Du in gesonderte HTML-Texte schreibst, was Du auch hier als Mail
mitteilen könntest. Jedenfalls hältst Du den Satz für richtig: „Wenn eine Ursache für eine
Sache gefunden wird, ist es rational, den Zufall dort zu leugnen oder zu vernachlässigen.“
Da nichts sicher ist, es stets nur um Wahrscheinlichkeiten geht, ist die zufallsbedingte
Unsicherheit gerade nicht zu vernachlässigen, um die Ursachenbehauptung rational und nicht
bloß emotional einschätzen zu können.
Umgangssprachlich über "Kausalitaet, Zufall und Moeglichkeit“ zu schreiben, bleibt
bloßes Schwadronieren, eine Verfeinerung des Verständnisses erlangen wir nur durch
Mathematik und Technik in der Physik. Dabei ist stets der Kontext wichtig: schreibe ich
bspw. vom Zufall in der Thermodynamik, in der Quantenmechanik oder in der Chaostheorie?
Zwei Zugänge zur Wahrscheinlichkeit hatten wir hier in der Runde schon einmal vor
Jahrzehnten diskutiert:
https://www.ingo-tessmann.de/Wahrsch/Wahrsch.html
<https://www.ingo-tessmann.de/Wahrsch/Wahrsch.html>
IT