Am Do., 30. März 2023 um 14:12 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Diesen Text überliefend, gestatte ich mir dann einige Bemerkungen zu treffen:
1. Es scheint so zu sein, dass eine mystische Weltanschauung sich mit
der Mathematik gut verträgt.
2. Die Fromm'sche Interpretation von Brouwer scheint mir tatsächlich
etwas befremdlich.
3. Die auf Seite 2 angesprochene "Verwechselung von Mittel und Zweck"
scheint mir aus heutiger Sicht mit den Beobachtungen Skinners zur
Konditionierung erklärlich. Das Versuchstier assoziiert irgendwann den
Reiz, der mit der eigentlichen Verstärkung auftritt, mit der
Verstärkung selbst.
Übertragen auf den Menschen ist der Sachverhalt klar: Geld,
ursprünglich ein Mittel zum Zweck, wird irgendwann selbst zum Zweck.
Dies lässt sich auch mit vielen anderen Sachverhalten beobachten. Auch
der Hang zum Überanalysieren, zum Intellektualismus im Sinne der
Psychologen, lässt sich so auffassen. Die analytische Durchdringung
von Problemen half den Subjekt in der Vergangenheit sie zu lösen.
Irgendwann wird das durchdringen selbst zum Selbstzweck, weil es
selbst verstärkend wirkt (drei mal selbst).
4. "Wir sind vielmehr der Ansicht, dass, wie Paul Lorenzen treffend
bemerkt, das Studium axiomatischer Theorien 'a possible thing to do'
(P. Lorenzen, 1968, S. 137 [Lorenzen, P., 1959: „Ein dialogisches
Konstruktivitätskriterium”, in: Infinitistic Methods, London
(Pergamon); Warsaw (PWN) 1961, S., 193-200.]) ist." (Seite 5, linke
Kolumne, 2 Abschnitt "3. Brouwers Grundlegung der Mathematik a) Die
intuitionistische Reform")
Ich denke, dem können wir alle zustimmen.
5. Kurz gesagt geht es um die Auffassug der Unendlichkeit, was auch
klar wird ""historisch dadurch verursacht wurde, 'dass man zunächst
aus der Mathematik der Teilmengen einer bestimmten endlichen Menge die
klassische Logik abstrahiert, sodann dieser Logik eine von der
Mathematik unabhängige Existenz a priori zugeschrieben und sie
schließlich auf Grund dieser vermeintlichen Apriorität
unberechtigterweise auf die Mathematik der unendlichen Mengen
angewandt hat' (L. E. J. Brouwer, 1919, S. 231)."" (Seite 8)
Worum es im Kern also geht ist der indirekte Nachweis der Existenz.
Dass man also postulieren kann, ein mathematisches Problem habe eine
Lösung, ohne eine angeben zu können.
Mir scheint dies nach einigen Nachdenken durchaus berechtigt. Es gibt
Situationen in denen wir die Existenz einer Sache indirekt nachweisen
können.
6. Zu Erich Fromms Dreisatzstruktur finde ich gar nichts. Was hat es
damit auf sich?
7. Im folgenden (Seite 10 bis 13) wird mittels der
"freudomarxisitischen" (im Sinne von Fromm im Abgrenzung etwa zum W.
Reich; nicht jedoch ohne Marxismus und "wile Psychoanalyse" (?)
(wahrscheinlich in Abgrenzung zur verbesserten Version von Fromm)
vorher unter die Ideologien gerechnet zu haben) erklärt, das die
klassischen Mathematiker den Intuitionismus aufgegeben haben, weil
dieser ihren Bestand an Theorien gefährdet.
8. Poppers Umdeutung auf Seite 13 erscheint mir sogar etwas "gewaltsam".
Insgesamt bleibe ich mit der Frage zurück: Was ist Fromms Dreisatzstruktur?