hallo RatFrag, hallo Philweb
keine Regel ohne Ausnahme ?
ein Mensch mit "Rot-Grün"-Schwäche kann durchaus behaupten,
dieser Gegenstand wäre "nicht rot".
wenn das Gegenüber dieses Menschen NICHT um den dessen Sehfehler
weiß, kann er/sie ihm eine falsche Behauptung unterstellen;
wenn das Gegenüber ebenfalls unter diesem Sehfehler leidet
IST der Gegenstand für diese beiden "nicht rot" obwohl diese Beschreibung
für den Rest der "Welt"(ohne Sehfehler) falsch (gelogen) ist.
Studien [Link s.u.] haben belegt, dass Farbfehlsichtige eine größere
Anzahl von Khakitönen unterscheiden können als
Normalsichtige. Dieses Phänomen wird beim Militär genutzt, da
Farbfehlsichtige sich nicht so leicht von Tarnfarben
täuschen lassen und daher einen etwa getarnten Soldaten im Wald leichter
erspähen als Normalsichtige. Dies liegt zum
einen am oben genannten Phänomen, zum anderen daran, dass
Farbfehlsichtige im Laufe ihres Lebens gelernt haben,
sich stärker auf Formen und Konturen zu konzentrieren statt auf Farben
wie Normalsichtige.
Es wird vermutet, dass neben einer Fehlfunktion der Zapfen auch deren
Anzahl auf der Netzhaut geringer ist. Dadurch
würden Farbfehlsichtige mehr für das Dämmerungssehen zuständige Stäbchen
besitzen, was erklären würde, warum
Farbfehlsichtige ein besseres skotopisches Sehen aufweisen als
Normalsichtige.
aus:
https://www.cell.com/action/showPdf?pii=S0960-9822%2805%2901406-5
Multidimensional scaling reveals a color dimension unique to
‘colordeficient’observers
(deutsch:Die mehrdimensionale Skalierung zeigt eine Farbdimension, die
nur für farbdefiziente Beobachter gilt)
Zitat:
Bei der Auswahl geeigneter Stimuli modellierten wir die Photonenfänge
einzelner Photorezeptor-Typen,
wenn sie Licht von einem bestimmten Stimulus unter dem experimentellen
Leuchtmittel
(einem breitbandigen Bernstein) ausgesetzt wurden.
Mit einem Spektroradiometer an der Position des Betrachterauges haben
wir die
spektrale Leistungsverteilung (E (λ)) gemessen und diese wiederum mit den
spektralen Empfindlichkeiten von kurzwelligen, mittelwelligen und zwei
Klassen
von langwelligen Kegeln multipliziert: φ (S) (λ), φ (M) (λ), φ (L) (λ)
und φ (L')(λ).
Die Integration jedes Produkts zwischen 400 und 700 nm ergab die
Photonenfänge
in den vier Kegelklassen. Die chromatischen Signale, die einem Normalen
und einem
deuteranomalen Beobachter zur Verfügung stehen, wurden dann als
Verhältnisse
von Kegelaktivierungen modelliert, zum Beispiel
(∫ φ (M) (λ).E(λ) δλ)/(∫ φ(L)(λ).(λ) δλ).
Im Folgenden bezeichnen wir Photonenfangverhältnisse dieser Art als M /
L usw.
Die 15 für den endgültigen Satz ausgewählten Stimuli enthielten Paare,
die in der
einzigartigen Dimension des deuteranomalen Beobachters (L ' / L)
variierten,
aber in den normalen Dimensionen von Leuchtdichte (L + M) und
Farbart (S / (L + M) und M) nahezu übereinstimmten / L).
Abbildung 1B, unten, zeigt die Koordinaten der Reize im
MacLeod-Boynton-Farbtafeldiagramm
für normales Sehen: Die Proben fallen überwiegend entlang einer einzigen
Linie und X- und Y-Reize
sind vermischt.
In einem analogen Diagramm für das deuteranomale Auge sind die X- und
Y-Teilmengen
klar getrennt (Abbildung 1B, oben).
Die Probanden wurden gebeten, den Farbunterschied zwischen jedem
Reizpaar auf einer
Skala von 0 bis 10 zu bewerten. Nicht-metrisches MDS wurde verwendet, um
einen subjektiven
Raum aus der Matrix der Unähnlichkeitsurteile für jeden Beobachter zu
rekonstruieren.
Zitat ende
wobei vor einer endgültigen "Schuldzuweisung" also einer "bösartigen
Absichts-Unterstellung"
jedem Bewertenden deutlich gemacht werden sollte, dass eine
"wissenschaftlich haltbare Beweisführung"
auf dokumentierbaren Photonenfang-Verhältnissen basieren sollte.
da wird es vermutlich eng für Platons Höhlenbewohner.
für mich sowiso, aber das nur am Rande bemerkt:)
gruss ins Philweb aus der Diaspora
ingo mack
Am 08.12.2023 um 13:48 schrieb Rat Frag über PhilWeb:
"....Jedoch widerspricht das mE der Erfahrung von Evidenz. Da haben die
Phänomenologen recht. Ich kann nicht zugleich einen roten Gegenstand
sehen und sagen, "das Ding ist nicht rot" ohne mich (und andere) dabei
zu belügen.
Der Konstruktivismus mit seiner Theorie, dass die Wahrnehmung aktiv
konstruierend ist, ist demgegenüber erst mal nachträglich."