Am 09.02.23 um 00:47 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Kannst Du damit leben und wieder Hoffnung schöpfen?
(bezogen auf viel vorher Geschriebenes von allen Seiten kommend)
Auf jeden Fall kann ich damit leben. Ich freue mich sogar sehr über die
Beschäftigung, insbesondere wenn es zur Beantwortung der Fragen kommt.
Nur sehe ich, dass ein theoretischer Zugang eher als deskriptiv und
damit teilweise unnütz abgewiesen wird, so dass ich den praktischen hier
wähle:
Ingo hat auf andere verwiesen, die das Wort Ideologie so benutzen, als
hätten sie mit ihm eine Taube in der Hand.
Karl hat einen Satz geschrieben, aus dem es schwer ist, das Wort
Ideologie heraus zu definieren. Hier ist der Satz noch einmal:
Wie recht Waldemar doch hat, in seiner radikalen
Ablehnung von
Ideologien; diese von wenigen Machthabern missbrauchten Ideale einer
Welt, die geradewegs jeglichen Idealismus in den Dreck dieser Welt werfen.
Waldemar muss es wissen, er wird ja im Satz zitiert.
Sicher geht aus dem Satz hervor, dass Ideologien besser abgelehnt
werden, das Pejorative ist schon vorausgeschickt. Nur nutzend, was im
Satz steht, komme ich zur Definition, die Karl gerne verbessern kann,
spezifizierend, substantiierend, oder wie auch immer.
"Ideologien sind missbrauchte Ideale einer Welt, die jeglichen
Idealismus in den Dreck dieser Welt werfen."
Dann noch die Anwendung: "wenige Machthaber tun das." Ob die Definition
zirkulär ist, lasse ich offen, zumal sie von mir konstruiert ist, und
vielleicht verfälscht.
So muss ich schlussfolgern: Diese wenigen Machthaber sind mit Ideologie.
Von vornherein weiß aber nicht, wer "die wenigen Machthaber" sind. Also
ist die Wendung nur Platzhalter für extensional angebbare Personen:
Jeder kann andere Personen denken, wie bei Wittgensteins Käfer.
"sind mit" zeigt auf das Allgemeine, ich vereinfache mit dieser Wendung,
speziell könnte gesagt werden: "Das sind Ideologen. Sie sind
ideologisch. Sie verbreiten ihre Ideologie. Sie setzen sie durch. ..."
Ich muss mich entschuldigen, wenn ich nur diesen Satz des Karl "aus dem
Zusammenhang" herausgerissen habe, er verzeiht mir, das braucht er mir
nicht zu sagen. Ich hätte genauso gut einen Satz von Waldemar nehmen
können.
Nun habe ich zwei Möglichkeiten:
1. Ich könnte empfehlen, dass diejenigen, die das Wort Ideologie
gebrauchen, sich auf eine gemeinsame Definition diskutierend einigen. Es
wäre vermutlich ein großer Krach zu prognostizieren. Gemäß Ingo ist die
Bringschuld bei denjenigen, die das Wort benutzen, das habe ich in
Erinnerung, ich könnte dann Leser bleiben.
2. Ich könnte alle Sätze, in denen das Wort Ideologie vorkommt,
auflisten, um daraus eine Definition der hier kleinen Sprachgruppe
herzustellen. Ich denke, dass ich dabei viel Arbeit hätte, und wenig
Erfolg.
Vielleicht wäre Einigkeit mit einer Definition, bei der wenige eine sehr
schädigende Lebensweise haben, anderen gegenüber, insoweit die
Schädigung bewusst getrieben wird. Oder mit einer Wesensdefinition nach
Vorgabe des Aristoteles: Wenn du nicht weißt, was Wärme ist, stelle dir
vor, was wärmer als Wärme ist. Nebenbei bemerkt: Auch diejenigen, die
dann als Ideologen abgestempelt würden, würden die Bezeichnung streng
von sich weisen. Ich würde kürzlich auch als Ideologe bezeichnet, das
nehme ich gerne an, zumal das Wort mir nicht geläufig ist. Es gibt noch
andere Aspekte, wie "Öffentlich ein feiner grüner Mann, aber mit Geld in
der Tasche oder als Machthaber schnell in den Urlaub." Oder "Eine
wirklich friedfertige Frau, aber Harry, hol mal den Wagen mit den Waffen."
Ich bin nicht streng. Jede Art Definition wäre mir schon recht, mit oder
ohne grauem Bereich. Aber mit der Angabe, wie groß die Bereiche in etwa
gedacht werden, also wie viele Ideologen es prozentual gibt. Es muss
nicht eine einzige Definition sein, anfangend mit extensionalen
Definitionen wäre besser als deskriptiv, intensional, oder aus dem Mund
von angeblichen Kapazitäten gezogen, oder aus Wörterbüchern.
JH