Moin Karl,
und weiter wiederholst Du Dich in deinen vagen Umschreibungen. Warum übst Du nicht mal
Methodenkritik? Ich interessiere mich für Sor Juana, weil sie gegen ihre Zeitgenossen
aufbegehrte, sich nicht bevormunden lassen wollte, nach Wissen strebte sowie Philosophie,
Poesie und Musik zu integrieren vermochte. In ihrem Traum-Gedicht fingiert sie bspw. eine
Seele, die sich loslöst vom Körper und aus der Vogelperspektive den Überblick gewinnt über
Mensch und Erde bis hinauf zur Mondbahn. Am Ende aber scheitert sie in ihrem
Verstehensdrang, da ihr nur die unzensierten Werke zur Verfügung standen sowie Kategorien
und Gefühl einem Verstehen des Kosmos’ nicht angemessen sind. Heute wäre sie Feynmans
Prinzipien gefolgt und in die Fußstapfen Lisa Randalls getreten, die kürzlich über
"Holography and Causality in the Karch-Randall Braneworld“ nachdachte.
„Das interdisziplinäre Bühnenstück folgt der inneren Welt einer Frau, deren Geist
grenzenlos war, während ihr Körper den Regeln einer patriarchalen Gesellschaft unterworfen
blieb. Zwischen Traum und Realität, Klosterzelle und kosmischer Erkenntnis entfaltet sich
eine Geschichte von Mut, Sehnsucht und Widerstand – erzählt von einer Schauspielerin, vier
Musikerinnen und einer Lichtkünstlerin, die all diese Dimensionen in Klang, Bewegung und
Lichtinstallation verkörpern.“ So wurde das Musiktheater angekündigt.
Sor Juana kann mit ihrem Traum-Gedicht in die Überlieferungen Hesiod's, Lukrezens und
Dante’s eingereiht werden. Ich hatte 1993 anlässlich meiner Arbeit im
Studierenden-Wohnheim ein Lehrgedicht probiert: „Eine kleine Naturgeschichte für junge
Leser", kommentierte Reime vom „Urknall zum Zerfall“:
https://ingo-tessmann.de/natur/natur.pdf <https://ingo-tessmann.de/natur/natur.pdf>
Und 2007 veröffentlichen die Baranaked Ladies den Titelsong zur „The Big Bang
Theory":
https://bigbangtheory.fandom.com/de/wiki/Titelmusik
<https://bigbangtheory.fandom.com/de/wiki/Titelmusik>
Warum versuchst Du Dich nicht einmal an ein Lehrgedicht? Oder bemühst Dich um ein
Axiomensystem Deiner Metaphysik bzw. Theologie? Die KI teilt vielerlei Varianten dazu mit,
bspw.:
T1: In der Erfahrung tritt Sinn auf, der über das unmittelbar Gegebene hinausweist.
T2: Die Totalität des Sinns kann nicht selbst ein Teil der Welt sein, sondern erscheint
als Horizont.
T3: Das Absolute erscheint nicht unmittelbar, sondern in symbolischer Gestalt.
T4: Der Mensch erfährt sich als angesprochen.
T5: Freiheit heißt: auf den Ruf antworten können.
Hierzu frage ich mich natürlich, was mit „Sinn“, „Totalität des Sinns“ und „das
Absolute" gemeint ist?
In Deinem Text sind mir folgende Sätze aufgefallen:
K1: Der Mensch erfährt sich als Fragender: „Denkende, fühlende, in sozialen Verbänden
existierende Menschen, die seit ihrer Selbstbewusstwerdung Fragen nach ihrer und der Welt
Herkunft stellen.“
K2: Das ureigenste Wesen der Lebensweil ist zu verstehen: „Nicht das beobachtbare Weltall
ist also unverstanden, sondern das ureigenste Wesen dieser Lebenswelt.“
K3: Potentialität erschafft Wirklichkeit durch Versuch und Irrtum: „Idee und Tat, vom
Urzustand als Potentialität zum Erschaffen von Wirklichkeit aus dem jeweils Möglichen, dem
dualen Prinzip des „Versuch und Irrtum“ folgend.“
K4: Geist verwirklicht sich durch Verkörperung: „Schon als Jugendlicher wurde mir bewusst,
dass sich Geist nur verwirklichen kann, wenn er sich verkörpert.“
K5: Es gibt eine göttliche Wesenheit: „Kosmische Intelligenz d.h. allgegenwärtige,
omnipotente Entität, die man durchaus als göttliche Wesenheit benennen könnte.“
K1 könnte in Fragen nach Sinnstiftung einbezogen werden. Zu K2 merke ich an, dass das
Weltall keineswegs bereits verstanden ist und frage mich, was mit „ureigenstem Wesen“
gemeint sein mag? K3 ließe sich zum Darwin-Alglorithmus verallgemeinern. In K4 verstehe
ich nicht, was mit „Geist“ und „Verkörperung“ gemeint ist. In K5 geht es wieder um mir
unverständliche „Wesenheit“. Und was mag eine „omnipotente Entität“ sein. Intelligenz
hattest Du einmal nachvollziehbar menschenbezogen definiert. Was soll die mit dem Komos zu
tun haben? Mich wundert es immer wieder, wie Menschen so überheblich sein können, mit
Worten irgendetwas Definitives über den Kosmos aussagen oder meinen fühlen zu können.
Die drei Feynmanschen Prinzipien paraphrasiert:
1. Sei wahrhaftig und mach’ dir nichts vor!
2. Folge dem Wissen und keinen Worten!
3. Ertrage Ungewissheit und gib keine Antworten, die falsch sein könnten!
Kurz: Sei wahrhaftig, wissensdurstig und ungewissheitstolerant! Das war auch Sor Juana und
ich folge Feynman ebenfalls. Du scheinst Dich genau gegenteilig zu orientieren, d.h. Dir
etwas vorzumachen, eher Worten als dem Wissen zu folgen und an Antworten festzuhalten, die
falsch sein könnten.
IT