Am 2. Februar 2025 15:51:02 MEZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 02.02.2025 um 15:06 schrieb Claus Zimmermann
über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Vergleichbar ist beides m.E. wie gesagt insofern als eine Erklärung oder Umschreibung
nicht die Erfahrung ersetzen kann. (Worte scheinen überhaupt wie I-Pünktchen auf der
Erfahrung zu sein, da sie sich zwar oft durch andere Worte erklären lassen, diese
Erklärungen aber, wenn man weiterfragt "und was bedeutet das?" irgendwann nur
noch durch eine wortlose Demonstration beantwortet werden können, die dann verstanden wird
oder nicht.)
Dass Melodien und Rhythmen im Gehirn erkannt werden, könnte damit zusammenhängen, dass
dabei Einheiten gebildet werden. Eher eine kognitive als sinnliche Leistung.
Moin Claus,
das sehe ich auch so, worauf ich aber hinaus wollte, ist die Differenz zwischen Tönen und
Melodien bzw. Schlägen und Rhythmen bzw. Karikaturen und Gesichtern. Wenn aus Tonfolgen
nicht nur kognitiv sondern auch technisch Melodien extrahiert und Melodien wiederum in
Tonfolgen zerlegt werden können, scheinen sie nahezu äquivalent zu sein. Für ein Gesicht
gibt es demgegenüber unendlich viele Karikaturen. Der zeichnerischen Variabilität
entspräche die musikalische Vielfalt in den Klangfarben für gleiche Melodien bzw.
Tonfolgen. Worte sind dabei überflüssig, worauf es ankommt ist die Erfahrung bzw.
Tätigkeit.
IT
Es ist möglich, Musik industriell und methodisch herzustellen. Die schmeckt dann aber in
der Regel nach nichts. Man könnte sie mit grammatisch korrekten nichtssagenden Texten
vergleichen. Kommt der Ausdruck nicht daher, dass den Urheber etwas bewegt hat, das er in
Worte oder Klänge gefasst hat, aber nicht nach Regeln, sondern eher durch wirklich
funktionierende Zauberei (das Einschreiben eines Erlebnisses in an sich nichtssagendes
Material), die das Wort und den Klang über das Technische hinaushebt und dann auch im
Publikum etwas bewegt? Fast so wie der Lehmfigur in der biblischen Erzählung Leben
eingehaucht wird.
Den Vergleich des Verhältnisses zwischen Tönen und Tonfolgen oder Schlägen und Rhythmen
einerseits mit dem zwischen Karikaturen und Gesichtern andererseits vestehe ich nicht
ganz. Ist die Karikatur nicht auch auf der Seite einer zur Einheit gewordenen Gestalt? Die
verschiedenen Karikaturen eines Gesichts würde ich eher mit komischen Variationen über ein
Thema vergleichen.
Cluus
> Technische Reproduktionen bleiben unserem
Erleben äußerlich, aber wie erfolgt der Umschlag vom Äußerlichen ins Innerliche? Im
Kinderlabor geht es u.a. um Brahmsens Klaviertrio in h-dur und den Schwan Saint-Saens;
>
>
https://mediandr-a.akamaihd.net/progressive/2023/0321/TV-20230321-1539-5100…
<https://mediandr-a.akamaihd.net/progressive/2023/0321/TV-20230321-1539-5100.1080.mp4>
>
> Veranschaulichen lassen sich Melodien ihren Tonhöhen nach zeichnerisch durch Linien
und elektronisch durch Schallwellenformen. „Ein physiologisch gehörgerechtes Verfahren zur
automatisierten Melodietranskription" hat Thorsten Heinz in seiner Diss. vorgelegt:
>
>
https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00009…
<https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00009090/ilm1-2006000055.pdf>
>
> Ziel der Arbeit war die Entwicklung eines Melodieerkennungssystems via Query by
Humming (QbH). Darauf basierende Apps sind ja unterdessen weit verbreitet.
>
> „Zur Psychologie des Rhythmus – Präzision und Synchronisation bei Schlagzeugern“ hat
Timo Fischinger geforscht:
>
>
https://www.timofischinger.de/publikationen/
<https://www.timofischinger.de/publikationen/>
>
> Nach Fischinger gibt es kein separates Zentrum für Rhythmusverarbeitung und erst in
einem Zwei-Wege-Modell ist es möglich, rhythmisches Timing-Verhalten beim Musizieren
sinnvoll zu untersuchen.
>
> IT
_______________________________________________
PhilWeb Mailingliste -- philweb(a)lists.philo.at
Zur Abmeldung von dieser Mailingliste senden Sie eine Nachricht an
philweb-leave(a)lists.philo.at