Nicht verwirren lassen! Auf Deinen gutgemeinten Hinweis, Ingo, möchte ich doch noch einmal
explizit eingehen. Mit Sicherheit ist er gut-, eher noch wohlgemeint, da er ja im Kern
(bezogen auf meine Ausführungen, insbes. Barbour betreffend) zutrifft. Dennoch kommt ein
solchermaßen vorgebrachter Rat belehrend an und man ist bisweilen schnell geneigt, dies
als „oberlehrerhaft“ zu werten.
Vielleicht wäre „schulmeisterlich“ angebrachter, weil nahezu alle Menschen zu dieser
Attitüde neigen, die über viel Wissen verfügen und dieses auch zu ordnen resp. zu
vermitteln wissen.
Ich schreibe „nahezu“ und habe dabei (unseren Kreis von „Brieffreunden“ betrachtend)
Thomas im Sinne, bei dem ich wirklich noch nie -alleine den Anstrich von - Schulmeisterei
erfahren habe. Das ist m.E. neben dieser feinen Art, Diskussionskultur zu zeigen, aber
auch ein sehr kluges Vorgehen, da damit Quellen nicht verschüttet werden:
Meine (nahezu beleidigte) Reaktion auf Deinen Rat, Ingo, mein Wissen nicht aus Sachbüchern
zu nehmen, sondern aus spezifischen Fachpublikation, könnte einen Rückzug aus dem
Diskussionsgeschehen einleiten, nicht unbedingt einen Rückzug aus philweb, doch eine
Rücknahme von Beteiligung, weil man fürchtet, nicht über hinreichende Kompetenz zu jeweils
behandelten Themen zu haben. Damit ist ja keinesfalls dem gedankenlosen „Mitplappern“ das
Wort geredet, doch mit Sicherheit dem Wunsch nach reger Beteiligung, auch wenn man
(selbstredend) nicht auf jedem Gebiet über hinlängliche Fachkenntnis verfügt. Ich denke,
wir wissen alle hier, wie Diskussionen ablaufen können, die ausschließlich unter
ausgewiesen Fachleuten stattfinden.
Ein Grundtenor schulmeisterlicher Belehrung bedeutet bzw. befördert jedoch den Niedergang
eines „Gesprächsforums“ (wie eben philweb es darstellt), was nicht heisst, dass man
Diskussionen im Stil des Brainstorming zu führen hätte; zudem fachthematischer Ausdruck ja
einen deutlichen Wissensbezug haben muss und demnach nicht im permanenten Konjunktiv
geführt werden kann.
Die jeweilige Bandbreite eines Diskussionsrahmens zu finden resp. zu wählen ist dabei
nicht so einfach. Beginnend mit meinem Lieblingsmotto „Prüfet alles, das Beste
behaltet!“(Paulus, der Apostel) bis hin zu Okkham, ist das ein weites Feld zwischen
bescheidenem (hoffentlich nicht im ungünstigen Wortsinne) und bisweilen großspurigen
Duktus.
Letzterem ist gerade Barbour selbst auf die ihm eigene - im Kern wahrlich bescheidene -
und äußerst sympathische Art (quasi proaktiv) begegnet:
Er begann einen Vortrag zu seinem Buch „The End of Time: The Next Revolution in Our
Understanding of the Universe“ und als alternativen Untertitel: „The Next Revolution in
Physics“ mit dem Hinweis auf einen Verleger (oder Lektor - ich erinnere es nicht mehr
präzise), der Barbour fragte: „wäre nicht hinsichtlich dieses Untertitels etwas mehr
Bescheidenheit angebracht?“ (sinngemäß von mir wiedergegeben).
„Bescheidenheit ist eine Zier“ weiss der Volksmund und es ist sie auch, solange man diese
angesichts der Komplexität unserer Lebenswelt zu empfinden vermag und ihr somit auch
Ausdruck geben kann.
Bester Gruß! - Karl
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