Am 28.09.2020 um 16:27 schrieb Ingo Tessmann:
Am 27.09.2020 um 19:09 schrieb Claus Zimmermann
via Philweb
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Eine Mutter geht mit ihrem Kind in den Keller.
Das Kind fragt mit großer Angst: "Sind da keine bösen Geister?" Die Mutter
antwortet: "Nein, es gibt dort ganz sicher keine."
Derjenige, der logisch denkt, kann der Mutter entgegnen: Wenn du Geister negierst, dann
sind sie für dich genauso möglich wie dem Kind. Schon mit dem Nutzen, Benutzen eines
Wortes gibt es schon etwas, denn jedes Wort hat einen beschreibenden Charakter.
Wenn man Geister negiert, sollte man erklären können, was man damit
negiert. Nur dann hat der Satz einen Informationsgehalt. Sonst könnte
man ihn auch so formulieren: es gibt irgendwas nicht, aber ich verrate
dir nicht, was.
Hi Claus,
deshalb liegt die Beweislast bei der Affirmation, nicht bei der
Negation. Die Mutter hätte also fragen sollen: „Was meinst Du damit?“
Hallo Ingo,
Ich glaube, die beiden sind sich schon einigermassen einig darüber, was
sie unter bösen Geistern verstehen (haben übernatürliche Fähigkeiten,
sehen zum Fürchten aus, speien Feuer, springen einem direkt ins Gesicht,
sind grausam und hinter einem her etc.). Im Alltag versteht man schon
meist, was gemeint ist. In Debatten ist die Aufforderung "definieren
Sie...!" sogar ein beliebter Trick, Zeit zu gewinnen und dem Gegner
Gelegenheit zu geben, sich in Widersprüche zu verwickeln. In der
Philosophie, wo Worte ja oft in einem nicht alltäglichen Sinn gebraucht
werden, scheint es einen grösseren Klärungsbedarf zu geben.
Wenn eine Verneinung sich nicht auf etwas bestimmtes oder bestimmbares
bezieht, ist sie keine. Joseph Hipp meinte, daß man damit in diesem Fall
von hinten durch die Brust geschossen doch ausdrückt, die Existenz böser
Geister nicht auszuschliessen, indem man sie ausschliesst. Das finde ich
aber übertrieben. Wenn die Mutter es ganz genau nehmen möchte, könnte
sie sagen: Es gibt überhaupt keinen Grund, anzunehmen, daß es sowas
gibt. Niemand hat so etwas je gesehen. Aber die Welt ist voller
Überraschungen. (Was aber keine gute Idee wäre, da es ja gerade die noch
nicht durch Erfahrung beruhigte Vorstellung ist, hinter jeder Ecke und
besonders im Keller könnte eine böse Überraschung lauern, die dem Kind
Angst macht).
Dass jedes Wort einen beschreibenden Charakter haben soll, halte ich
lediglich für Metaphorik. Menschen beschreiben z.B. mit Kreide eine
Tafel, indem sie Schriftzeichen für Worte benutzen. Worin sollte denn
der beschreibende Charakter eines Wortes bestehen? In der wortreichen
Beschreibung seiner Einführungsssituation? Und was beschreiben bloß
selbst ausgedachte oder zufallsgenerierte Worte?
Das hat Joseph Hipp gesagt.
Mir ist bei deinem Kommentar nur aufgefallen, daß du das Wort
"beschreiben" in einem Doppelsinn verwendest und damit an ihm vorbeiredest.
Eine Tafel mit Kreide beschreiben ist keine deskriptive Tätigkeit.
Es grüßt,
Ingo
Claus