Am 29.10.23 um 02:08 schrieb Karl Janssen über PhilWeb einiges, an dem
ich wahrscheinlich vorbei rede:
Ich hoffte, Karl, von dir einige Zeilen zu lesen, in denen darauf hin
deuten, dass eine Schöpfung, also eine Herstellung von fast allem
stattgefunden hat, von einer Instanz, die schon vor dem Geschaffenen
vorhanden war. Die einfachen Beschreibungen sind mir mittlerweile auch
bekannt. Nun gebe ich ein Beispiel. Ein einfacher Vitalist sagt, dass
Leben etwas ist, das nicht entstehen kann, dass es von anderswo her in
das Wesen hinein kommt. Eine Person von der Straße wie ich einer bin,
ist damit zufrieden. So auch mit dem Satz eines Programmierers, der den
Unterschied von Software und Hardware zur Kenntnis gibt. Oder der Satz
eines Mathematikers, der seine Sätze abgehoben von den materiellen
Sachen zu sagen pflegt. Oder mit dem Naturwissenschaftler, der Rätsel an
jeder Ecke seines Forschens findet, insbesondere beim Mikroskopischen
und beim Makroskopischen. Ein Fortschreitender im Denken gibt sich mit
diesen Antworten möglicherweise nicht zufrieden. Wenn er nun bei der
Frage nach dem Leben die Antwort hört, die auch Darwin gab, die Antwort
der hohen Mathematiker, die Schöpfung würde von ihrem Berufszweig her
kommen, oder die Antwort der Naturwissenschaftler, die sie in den
Rätseln vermuten, oder die auf den Urknall hinweisen, dann hat er die
Wahl, zuzustimmen, oder aber Person von der Straße zu bleiben. Auch mit
dem Hinweis, dass die Schöpfung jederzeit, auch jetzt noch ablaufen
würde, kann er gar nichts anfangen, das wäre für ihn ja noch
komplizierter als die einfache Lösung.
Derjenige, der der vermuteten Instanz nicht einmal einen Namen geben
kann, gibt damit seine oder eine Unsicherheit zu, ob er will oder nicht.
Die Frage bleibt also unbeantwortet, ob es nun eine Schöpfung gab oder
nicht.
Die Frage bleibt auch unbeantwortet, wie eine Schöpfung ohne Schöpfer
vorhanden sein kann. Umschreibungen genügen einfachen Personen wie mir,
aber es gibt andere, denen diese nicht genügen. Zu den Umschreibungen
gehört die Unterscheidbarkeit, die der Programmierer macht. Oder das
Sagen, dass es etwas Geistiges gibt ohne einen Geist, und dass man
diesem tunslichst oder auf gar keinen Fall einen Namen geben darf, und
wenn, dann posaune man das nicht in die Welt hinein, es wäre ja
Privatsache. Ich erinnere mich auch an das Beispiel des vorgestellten
Geldes in der leeren Tasche und des vorgestellten Geldes in der Tasche,
das auch wirklich dort ist. Kann jemand mir sagen, wer dieses Beispiel
vor dem zwanzigsten Jahrhundert erfand? Umschreibungen können gemäß
Rudolf von Carnap eventuell zu komparativen Begriffen verhelfen, die ihm
gemäß schlechter als qualitative sind, wenn ich mich richtig erinnere.
Ich brauche nicht zu erinnern, dass ich nicht einmal der Begriffe
bedarf. Noch eine kleine Frage: Kann gesagt werden, dass es
Rätselhaftigkeit gibt ohne dass es Rätsel gibt, und ohne jemanden, der
diese herstellt, wenigstens als Gedanken, Nahrhaftes ohne Nahrung,
Gottartiges, Göttliches ohne Gott? Gemäß Carnap vielleicht ja, dass man
dann aber leider mangels Feststellung der Qualität nicht weiter kommt
und das so hinnehmen muss und nicht weiter etwas Qualitatives hinzufügt,
was es nicht gibt.
Mit Dank für die Umschreibungen!
JH