Einige hier schrieben öfters kontrovers, das ist bekannt. Das stört mich
insoweit nicht, weil das Lesen von nicht-Relevantem oder Bekanntem
schnell übergangen ist. Anders gesagt:
Mich stört es nicht, wenn das Rad ständig neu erfunden wird. Nicht jeder
ist vielwissend. Hier würde ich mich freuen, zu diskutieren, was gerade
dabei ist, erfunden zu werden, welche Lösungsvorschläge es zu Sachen und
Problemen gibt, und diese zu ordnen.
Mich stört es auch nicht, wenn eine Sache ständig wiederholt wird. Es
kann ja sein, dass die Person eine andere braucht, die ihr zuhört. Mich
würde es freuen, wenn die Person die internen Probleme der Sache sagen
würden, und das könnte dann diskutiert werden.
Mir ist bewusst, dass sogar wenn nur zwei Personen miteinander sprechen,
das Problem des Transzendierens entsteht. Dann wird statt zur Sache zu
sprechen, darüber gesprochen. Oder die Sache wird in eine Schublade zu
gesteckt, und mit Sachen aus anderen Schubladen gedacht, verglichen,
usw. Aber das kann unerwünscht sein. Hier würde ich mich freuen, wenn
das im Laufe des Gesprächs in jedem Hinterkopf wäre. Wenn nicht, stört
es mich auch nicht, weil ich die entsprechenden Sachen überspringen
kann. Ich kann auch nicht sagen: Hört auf, so zu sprechen, das wäre ja
auch ein Transzendieren. Oder wenn ich mich so verhalten würde, wie ein
Gesprächsleiter oder gar Richter, so dass die anderen Angst vor mir
hätten, und von mir eingesperrt zu werden. Dann nehme ich ausnahmsweise
die Täter lieber in Schutz, indem ich nichts sage, auch dann wenn
gestritten wird, und es gar keinen Täter gibt. (ein Paradox?!) Ganz
sicher habe ich mir die Ausnahme des Transzendierens hier einmal
erlaubt, ich bitte um Übersehen.
Angenommen ich sehe jemanden, der nach Australien fliegt. Das mindert
die Lebensgrundlagen. Aber vielleicht hat er einen guten Grund. Und wenn
er keinen hat, könnte ich ihn darauf ansprechen, tue es aber nicht. Denn
das müsste er selber wissen. Ich kann ihm auch keine Schuld zusprechen,
weil hier ein Problem ist, für das es keine Gesetze gibt, außer derer,
die ein Gustav Radbruch andeutete. Radbruch war jedoch sehr vorsichtig.
Wenn jeder denkt: "Jetzt habe ich Geld eingenommen, nun kann ich es auch
ausgeben wie ich will. Geld ist schließlich ein Universaltauschmittel.
Niemand steht mir im Wege, wenn ich etwas bestelle. Es kommen zwar viele
Meldungen an Bildschirmen, aber nicht die Meldung: Jetzt zerstört du die
Lebensgrundlagen so und so, wenn du das hier zahlst und kaufst." Allein
das alles auf intelligente Weise zu besprechen, das würde mich freuen.
Die Sippenhaft, die Schuldvergabe usw., hier denke ich an M., den Film
des Fritz Lang.
Wenn es keine Obrigkeit in einer Gesprächsrunde gibt, mag das ein Mangel
sein. Aber ich kann doch nicht in ein Wirtshaus gehen, und mich dort
ärgern. Hier ist kein Wirtshaus, ok, aber wenn mal jemand nicht viele
Regeln des Gesprächs kennt oder wenn er Gründe hat, diese nicht
anzuwenden, dann überspringe ich das, und lasse die Meinungsfreiheit
gelten. Was mich auch freuen würde, wäre eine Zusammenstellung der
Probleme des Diskutierens, das mag in Richtung Rhetorik und viele andere
Richtungen gehen.
Heute bekam ich von einem Bekannten, über 70 Jahre alt, seinen Spruch
des Tages, und er dachte, wie gut dieser Spruch ist: Wie schlimm es ist,
erst dann zu merken, dass man keine Freunde hat, wenn man Freunde
braucht. Jetzt antworte ich ihm: Setze an die Stelle des Worts Freunde
Geld, dann wird er zumindest eine Antwort, denn Geld hat der alte
Bekannte zu Hauf.
Joseph Hipp