Motorradfahren als Akt der Pflichterfüllung gegen jede Neigung finde ich sehr
verdienstvoll, Karl.
Am 19. Januar 2023 12:21:16 MEZ schrieb "Karl Janssen über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 18.01.2023 um 02:35 schrieb waldemar_hammel
über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Karl Janssen über PhilWeb schrieb:
Sinnhaftigkeit des Lebens am Unglück eines
Motoradfahrers festmachen zu wollen, ist schon eine absurde Methode. Wenn ich im Frühjahr
wieder aufs Motorradl steige, sehe ich damit den Sinn des Lebens in der Form verwirklicht,
dass ich Freude am Fahren habe und mit dem Teil um einiges schneller in die Stadt komme,
als mit dem Auto oder Zug, zudem ich kein Parkproblem habe. Spazierfahrten jedoch habe ich
so gut wie nie damit gemacht und mir so vielleicht Kopf und Kragen erhalten, was - neben
Umweltschonung - durchaus SINN macht (make sense – eine dieser abscheulichen Übernahmen
von Anglizismen).
ich gönne dir den spaß am motorradfahren,
Spaß am Motorradfahren im Sinne der Spaßgesellschaft habe ich natürlich keinen, für mich
ist das Gerät einfach nur ein praktisches Fortbewegungsmittel vornehmlich in der Stadt und
natürlich ist es „potentiell lebensgefährlich“, vermutlich aber eher nicht wegen seiner
technischen Ausstattung mit „nur zwei Rädern“ (wenn Dir bei 140 km/h eines der 4 Autoräder
platt geht, hast Du auch ein Problem), sondern wegen der anderen Verkehrsteilnehmer:
Unterschätzen der Geschwindigkeit, Fahrertüren öffnen ohne in den Rückspiegel zu sehen,
Abneigung gegen Motorradfahrer, usw. Letzteres kann ich verstehen, wenn man hier in der
Gegend erleben muss, wie hirnverbrannte Typen kurvige Bergstraßen rauf und runter rasen.
Einmal sind hier am Sudelfeld zwei Motorradler mit den Köpfen zusammengekracht, so nahe
sind sie sich in einer S-Kurve gekommen und das Ergebnis war dann ähnlich dem von Dir
geschilderten mit der Leitplanke als halsabtrennendes Messer.
Wie auch immer, meine Frau will auch nicht als Sozia mit mir mitfahren und der Grund
könnte ähnlich Deiner Reserviertheit entsprechen. Deutlich reserviert bin ich ohnehin auch
gegen Spazierfahrten, überhaupt gegen sinnloses Herumfahren und hier fehlt wirklich Sinn,
womit wir wieder beim Sinn angelangt sind. Und bezogen auf unvermeidbares Fahren natürlich
die Frage, ob Bahnfahren sinnvoll ist. Das 9€-Ticket hat nicht nur für ohnehin
bahnfahrende Pendler gezeigt, dass es sehr entspannend sein kann, anstatt mit dem Auto im
täglichen Stau zu stehen, sich im Zug dem Ziel zu nähern. Doch in diesem „Ziel nähern“
liegt einer der Gründe für die Ablehnung vieler Autopendler gegen die Nutzung des ÖPNV: Um
an die Arbeitsstelle zu kommen, sind bisweilen recht zeitraubende Umstiege erforderlich,
zudem kommt der Verlust der individuellen Abgeschlossenheit im eigenen Fahrzeug. Das weiß
man natürlich bei den Wagonbauern und versucht diesem durch entsprechende Gestaltung der
Fahrgastsitze entgegen zu wirken. Dazu wurden hier kürzlich Modelle vorgestellt, bei denen
Fahrgastsitze in Körperhöhe gegeneinander so abgeteilt sind, dass damit eine gewisse
individuelle Sphäre geboten wird.
Aber das Problem Bahn (als Unternehmen) bleibt erst mal bestehen: Verspätungen, überfüllte
Züge, zu geringe Zugfolgen und so fort, dazu natürlich das Problem der „letzten Meile“ zum
eigentlichen Zielort. Diese Problematik wird man beheben müssen, um den individuellen
Autoverkehr einzudämmen; für diesen gilt aber auch, dass bereits jetzt Maßnahmen greifen
könnten, die Schadstoffausstoß, Feinstaubentwicklung und Kraftstoff-/Energieverbrauch
drastisch senken könnten, wie z.B. das von mir schon kürzlich hier angesprochene
grundsätzliche Überholverbot für LKW auf zweispurigen Autobahnabschnitten: eigentlich
sinnlose Überholvorgänge, nach deren Ende lediglich der überholende vor dem überholten LKW
daher zuckelt, bedingen zumeist ein radikales Abbremsen der nachfolgenden PKW, was zu
erheblicher Feinstaubentwicklung durch Abrieb des Bremssystems, sowie zu erheblichem
Kraftstoffmehrverbrauch durch (zumeist heftige) Wiederbeschleunigung der PKW führt. Es
bleibt mir unverständlich, dass selbst solch vergleichsweise leicht zu verordnende
Einschränkungen nicht eingeführt, ja vermutlich nicht mal angedacht werden.
Bester Gruß! - Karl
PS: Man merkt, dass Du nicht bei der BW oder z.B. auch kein Baggerführer warst;
Kettenfahrzeuge, Panzer etwa, haben „gummiartige Ketten“, es sind in die Eisenketten
eingelagerte Hartgummi-Elemente. Kauf Dir doch so einen variablen Minibagger mit dem Du
Dein Riesengrundstück bearbeiten und - nach Tausch der Schaufel gegen einen Schieber - Du
auch Schnee räumen kannst. Auf öffentlicher Straße jedoch solltest Du nicht allzu oft
damit fahren, sonst könnten Dir wütende Autofahrer ähnlich daherkommen, wie sie es bei
diesen Klebetypen veranstalten :-))
ich selbst teile diesen spaß aber nicht, da mir der motorisierte bi-cyclismus allzu
gefährlich deucht,
ein normales altmodisches fahrrad in fahrradtempo ca max 25km/h geht meiner meinung
gerade noch (ca 20km/h auch "wahrnehmungsgeschwindigkeit"),
alles darüber potentiell lebensgefährlich, wenn lediglich 2 reifen beim rad mit 2x <5
quadratzentimeter realen bodenkontakt,
und der bodenkontakt, der zudem bei geschwindigkeit auch noch zunehmend geringer wird,
ist eben bei sämtlichen fahrzeugen essentiell
deshalb bewundere ich und hätte gern zur fortbewegung ein kettenfahrzeug, auch statt
auto, und damit die ketten nicht den asphalt schädigen, halt gummiartige ketten
(wäre der abrieb ein technisch lösbares?? problem)
---
mit der eisenbahn hatte ich nie ein problem, kein wunder, mein großvater väterlich war
nach dem krieg wieder harmloser bahnpost-beamter, weshalb ich als kind
auf den alten dampfloks zeitweise im "führer"stand mitfahren durfte (ich hab
den unnachahmlichen kohle-wasserdampf-rauch heut noch in der nase),
erwachsen hatte ich dann alle möglichen "abenteuer" mit der bahn, verspätungen
waren die harmlosesten, und ich schrieb meine abenteuer dann ab und an auf,
und schickte sie an den damaligen chef-bahner, Heinz Dürr hieß der damals, zum vergnügen
dürrs scheinbar, denn es kam sein angebot, für die "bahnzeitung" zu schreiben,
das ich nicht wahrnahm, weil mir diese bahnabenteuer als betroffener nicht lustig und
satirisch vorkamen,
ua. beispiel: regionalzug von bad sobernheim nach kirn, das sind etwa 20 km, bei
martinstein, + 5 km, zug wegen lok-schaden stehengeblieben = elend lange warten, dann
umsteigen,
ca 5 km vor kirn dann "normaler" zugwechsel des ersatzzuges an kleinbahnhof,
und an den wagen des "alten zuges" hingen ungelogen gedruckte zettel mit
"dieser zug geht jetzt hier schlafen"
deshalb zugfahren? ich heut nur, wenn es nicht anders geht, oder auf der expliziten suche
nach zug-abenteuern, wie vor vielen jahren, als ich im bahnhof zwei aus einer rangierlok
herausschauende
bahnangestellte arglos fragte, wieviele PS ihre riesige lok habe, der eine meinte 8000
ps, der andere 15.000 ps, und dann bekamen beide vor meinen augen regelrecht krach
miteinander um diese frage,
woraufhin ich mich eilig ohne wissenszuwachs verdrückte
wh.
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