Am 24.09.2024 um 17:53 schrieb waldemar hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
für die ökonomisch armen ist armsein freilich nichts gutes oder igendwie wertvoll, im
gegenteil, sie leiden, und genauer betrachtetet, sie leiden am reichtum der nicht-armen,
da die an sich gemeinsamen ressourcen begrenzt sind
hast du schon einmal arme, mitunter mit ihren kindern, vor häuserfassaden und
luxusfassaden der geschäfte und banken live sitzen und um einen obulus mit schmutzigen
händen betteln sehen?
Natürlich und dazu muss man nicht nach Lateinamerika blicken, sondern auch hier im
„reichen“ Deutschland findet man die sog. Angehängten der Gesellschaft, mittlerweile in
vielen Bahnhofsvierteln in Parks. Ebenso in den sog. „wrong Sides of the City“ nahezu
aller Grossstädte.
….und diese armen haben keine "verbale,
akkustische" stimme, sie reden längst nicht mehr,
ihre stimme und reden ist schlicht ihr so-sein, ihr sie-anschauen-, sehen-, betrachten-
können, ihr so-sein-wie-sie-sind ist noch im dann an der hausfassade totsein
selbsterklärend, und man selbst muss kein emphatie- hochleistungssportler sein,
um dabei von entsetzen und grauen UND GANZ NATÜRLICHER WUT erfasst zu sein
Entsetzen über die Übel dieser Lebenswelt, Missstände, wie sie tagtäglich in den Medien
aufgezeigt und angeprangert werden. Gerade habe ich eine Dokumentation über weltweit
agierenden Drogenkartelle, die mit brutalen Mitteln ihr Geschäft betreiben, ein Geschäft,
an dem sich mit perfidem Kalkül auch despotische Regime beteiligen.
auf der rechten straßenseite in bogota eine kirche, deren innere ausstattung von den
ureinwohnern gestohlenem konquistadoren-gold glänzt,
und gegenüber linke straßenseite sitzt eine tote frau um die 40 an einer hauswand, deren
kleinkind neben der toten noch lebt und vermutlich-vor-hunger/durst?? schreit,
ist solche szene die hölle?, oder kanns noch schlimmer werden ?
Du musst diese Missstände nicht in Deiner Abscheu gegen die Kirche, resp. Religion auf
deren Existenz und Wirken beziehen, sondern auf die Missbrauchsgeneigtheit des Menschen
an sich und somit besonders auf jene, die sich dieser Institutionellen Strukturen
missbräuchlich bedienen.
Wie oft schon von mir hier geschrieben: Himmel und Hölle befinden sich nicht an irgendwie
prophezeiten jenseitigen Orten, sondern hier auf Erden und womöglich in weiteren
habitablen Lebenszonen dieses Universums.
Entsetzen tatsächlich über die Übel dieser Lebenswelt, Missstände, wie sie tagtäglich in
den Medien aufgezeigt und angeprangert werden!
Gerade habe ich eine Dokumentation über weltweit agierende Drogenkartelle, die mit
brutalen Mitteln ihr Geschäft betreiben, ein Geschäft, an dem sich mit perfidem Kalkül
auch despotische Regime beteiligen.
Vor einiger Zeit hatte ich hier über die Differenz geschrieben, diese als ein
lebensnotwendiger Spannungsbogen, der jeglichem Leben essenzielle Kraft zum Überleben
verleiht. Beispielhaft eine Batterie, die nur solange Energie abgeben kann, solange eine
Spannung zwischen ihren Polen vorhanden ist.
Bleibt man bei diesem technischen Beispiel, wird sofort deutlich, was bei einem
unsachgemäßem Umgang, etwa bei der Herbeiführung eines Kurzschlusses, mit einer geladenen
Batterie geschieht. Da fliegen Funken, da schmilzt ein Eisenteil.
Für mich als Techniker ist das ein immer wieder eingängiges Beispiel für unsachgemäßen
Umgang mit Differenz.
Himmel und Hölle, auch in dieser Metaphorik liegt maximale Differenz, die sich tagtäglich
im Lebensablauf zeigt und die es zu beherrschen gilt. Da gibt es Höllen im Arbeits- oder
Eheleben aber eben auch „himmlische Momente“, etwa im Liebesleben, im Umgang mit Menschen
und Tieren, im Erleben von Natur. Und dennoch immer wieder Differenz(n). Der Umgang damit
will erlernt sein und dieses Lernen zieht sich durch ein ganzes Leben.
Die Triebhaftigkeit von Tier und Mensch ist ebenso Ausdruck von Differenz, die es zu
beherrschen gilt. Dazu bedarf es auch gewisser Klugheit und so ist es die Dummheit, die
den Trieben ungezügelt freien Lauf gibt. So erklärt sich für mich das Übel dieser
Lebenswelt, vornehmlich von Menschen durch ihre grundsätzliche Fallibilität und Unvermögen
verursacht.
Natur in ihrer mannigfaltigen Ausprägung hat sich in Jahrmillionen derart perfektioniert,
dass man immer nur wieder auf‘s Neue erstaunt sein kann über ihre Entwicklungen.
Und der Mensch, erst seit ein paar zehntausend Jahren hinzugekommen, hat trotz seines
mentalen Vermögens noch nicht begriffen, welche Chancen er hätte - dem göttlichen Aufruf
„Macht euch die Erde zum Nutzen“ folgend - mit Verstand und Vernunft sein Leben zu
gestalten.
Nun habe ich Dich, Waldemar, immer gescholten, wenn Du verallgemeinernde Misanthropie
betrieben hast. Wenn ich in gleicher Weise jetzt die Unvollkommenheit, die Dummheit, die
Verderbtheit des Menschen anprangere, dann bezieht sich das nicht auf unzählige Menschen,
die als Löwenanteil der Weltbevölkerung einfach nur in Frieden und hinlänglichem Auskommen
leben wollen, sondern selbstredend auf jene, die - wie angeführt - den Umgang mit
Differenz nicht gelernt und ihre Triebhaftigkeit nicht im Griff haben.
Das hat dann mit all den gesellschaftlichen, insbes. Institutionellen Strukturen nur
bedingt zu tun, sondern hängt offenbar davon ab, wes Geistes Kind jemand ist.
Und nun wird es wieder philosophisch oder doch nochmal biblisch:
Ist dieses Unvermögen des Menschen seiner potentiell reaktionären Triebhaftigkeit oder
doch eher einer gewissen Geistlosigkeit geschuldet?
Beides ist in einer Bibelstelle (Buch des Lebens - sic!) angesprochen und passt irgendwie
zum augenblicklichen Geschehen in dieser historisch bedeutsamen Region:
Jesus war mit Jüngern auf dem Weg von Galiläa nach Jerusalem. Einige Jünger waren
vorausgegangen, um eine Herberge zu suchen. Sie wurden jedoch überall abgewiesen und so
kamen sie unduldsam mit dem Ansinnen zurück, Feuer vom Himmel fallen zu lassen, wie auch
Elia es getan hat. Jesus antwortete den Söhnen des Zebedäus: "Wisst ihr nicht, wes
Geistes Kinder ihr seid…?“
In anderer Übersetzung (Lk 9,55) heisst es: „…Ihr wisst nicht, was für ein Geist aus euch
spricht….“
Wir würden heute sagen: Ihr seid von allen guten Geistern verlassen, wolltet ihr Feuer vom
Himmel fallen lassen. Und Menschen sind tatsächlich von allen guten Geistern verlassen,
sieht man aktuell den Feuerschweif von abertausenden Raketen und Geschossen in Nahost,
sowie im Osten dieses Kontinents.
Kein Wort zum Sonntag hier, sondern bittere Realität auf diesem Erdenkügelchen, als einem
winzigen Staubkörnchen im Universum.
Wo also sollte Himmel, wo die Hölle sein, mittlerweile wissend, dass es diesen
feuerspeienden Himmel (über uns) und das Feuerloch Hölle nicht gibt, es sei denn, man
würde unsere lebensspendende Sonne zur (Feuer-)Hölle und ihr Licht als den Himmel
erklären. Beides trifft für sie zu und Menschen sind gut beraten, mit dieser Differenz
entsprechend umzugehen, resp. sie zu nutzen.
Ein wenig Spintisieren, allenfalls dazu geeignet, den Horror dieser Zeit für eine kurze
Zeit zu verdrängen.
Doch es bleibt dabei: Himmel und Hölle finden hier auf Erden statt und wer sich in’s Feuer
begibt, kommt darin um.
KJ