Am Mo., 14. Juni 2021 um 01:14 Uhr schrieb Karl Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Na ja, die Sache mit dem Maulkorb wird uns doch aus
dem Bereich der Medienwelt suggeriert.
Nur fürs Protokoll: Das mit dem Maulkorb kam nicht von mir und wird
auch durch die Ablehnung von Fortschritt usw. nicht impliziert.
Vor 50 Jahren war nicht nur „Angst vor Atomkrieg“
sondern auch Angst davor, z.B. ein „systemrelevantes“ Haushaltsgerät könnte mit einem
schwerwiegenden Defekt ausfallen und man müsste das Ersparte für die Reparatur oder
Neuanschaffung angreifen oder einen Kredit
aufnehmen. Wer sich technisch helfen konnte oder einen kannte, der das konnte, war gut
dran und das Beste war: man konnte „aufschrauben“
und schrauben nach Herzenslust (oder bei Nichtgelingen auch Frust).
Heute sind die Bauteile z. T. zu kleinteilig.
Das kann man normalerweise nicht wieder reparieren. Zudem
Reparierbarkeit meines Wissens auch kein Entwicklungsziel ist. Das war
früher eben anders.
Am Mo., 14. Juni 2021 um 10:56 Uhr schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
ich frage mich, ob ihr das Leben gelungen wäre, wenn
sie sich nicht aufs Schwadronieren, vielmehr aufs Formalisieren verlegt hätte. Vielleicht
wäre die strukturelle Strenge der Mathematik für sie dabei hilfreich gewesen, ihre
Überempfindlichkeit und Leidensbesessenheit in Gespür und
Leidenschaft für wirkliche Erkenntnis und nicht nur für eingebildete Visionen zu
verwandeln.
Das kann ich natürlich nicht beurteilen, zudem ich die Autorin auch nicht kenne.
Aber dann scherte sie aus und ging als Hilfskraft in
eine Fabrik, wo sie mangels praktischer Fertigkeiten scheiterte und es sich leider
auch noch zu Herzen nahm.
Das ist sowieso die Lüge des deutschen Bildungssystems, dass so getan
wird als ob jemand, der schulisch nicht ganz so gut war, dann eben
"praktisch begabt" wäre. Dabei sind das zwei verschiedene Begabungen.
Innerhalb der Studentenbewegung in den 1970ern war es
unter den linken Kommunarden auch angesagt, zur Erfahrungsbereicherung und
Agitationsverbesserung in die Fabriken zu gehen.
Davon habe ich durchaus gehört.