Am 31.12.2021 um 14:15 schrieb waldemar_hammel via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
das (hineingeschliddert) ist blanker unsinn, denn kriege sind immer formen des
raub+mordes,
und sind/werden auch deshalb pernibelst vorbreitet, zb logistisch, spannungen schüren usw
=
es gibt keinen krieg der einfach "ausbricht" (versehen, zufall oder so) wie zb
ein vulkan usw
die kriege 1871 und 1914 müssen auch gesehen werden als systemische relaxationen der
napoleonischen zeit,
und wk2 als "rache" für wk1, also ebenfalls relaxation, bei der das welt-sys
nach neuen immer nur zeitweise-stabilen führungsmoden suchte,
was prompt in die weitere relaxation des "kalten krieges" führte, (mit
stellvertreterkriegen allerorten), in dem wir bis heut stecken =
wir haben also die lokalen relaxationen (zb nur-europa) durch planetenweite spiele
ersetzt und erweitert,
woraus man schließen kann, der nächste heiße "weltkrieg" steht bevor, wie die
hochrüstung weltweit beweist,
und die workarounds, die man mittlerweile um die a.bombe herum erfunden hat,
und zwar heißer wk3 dann, wenn die stellvertreterkriege nicht mehr zur weiteren
relaxation ausreichen =
der raubmord "krieg" und die narrative darum (aus versehen usw) geht einfach
weiter ...
(und nicht vertun, es macht ALLEN spass, tätern + opfern = alle sind inbrünstig dabei und
beteiligt =
menschlicher sadismus + masochismus zwei seiten derselben medaille)
Hi wh,
meinst Du der seit vielen Jahren an Kriegsursachen und -gründen quellenorientiert
forschende Clark kennt diese Allgemeinplätze nicht? Der weiß vor allem besser, dass 1871
und 1914 kaum miteinander vergleichbar sind. Bleiben wir also bei 1914. Von Rachegelüsten
und Aufrüstungen hörte ich schon in der Schule. Aber sind das auch hinreichende Gründe?
Und von "systemischen Relaxationen“ fabuliert bloß, wer nie ein detailliertes
Quellenstudium betrieben hat. Dabei sind gerade systemisch gesehen, Kriegs- und
Vulkanausbrüche vergleichbar. Denn um Relaxationen geht es auch in der Erdkruste. Nur
kennt niemand die Details, also kommt das Erdbeben oder der Vulkanausbruch überraschend.
Und ebenso ist es beim Kriegsausbruch für den, der die Details nicht kennt.
Nach Clark hatte das Deutsche Kaiserreich nicht mehr zum Ausbruch des 1. Weltkrieges
beigetragen als die anderen vier Großmächte Frankreich, England, Russland und
Österreich-Ungarn. „In jedem Staat gab es Kriegshetzer und Pazifisten im Machtzentrum,
kämpften Militärs, Diplomaten, Parlamentarier, Minister und Monarchen um die richtige
Politik. Viele Staaten hatten keine konsistente Strategie oder wechselten diese plötzlich.
Dabei sandten sie missverständliche oder
widersprüchliche Signale nach außen. Auch die öffentliche Meinung war ein Faktor in diesem
Kräftespiel, die Massenpresse trat als Akteur erstmals entscheidend in Aktion.“ So eine
Zusammenfassung aus einer Rezension des Deutschlandfunks.
wenn man, wie heute wieder, allerorten bis an die
zähne bewaffnet ist, was wird dann wohl mit P=1 passieren?
Aus der Massenpresse sind geradezu explosionsartig die (a)sozialen Medien im Internet
hervorgegangen und damit Desinformation, Propaganda und Manipulation vielfach gesteigert
worden. Aber dennoch scheint die Weltkriegsgefahr zur Zeit geringer; denn „1914 gab es
keine funktionierenden internationalen Organisationen, weder UNO noch NATO oder G-20.
Außerdem ist heute den Beteiligten eher bewusst, was auf dem Spiel steht. Deshalb ist der
Kalte Krieg kalt geblieben, und deshalb hat sich auch die Finanzkrise halbwegs und
vorübergehend beherrschen lassen. Die Beteiligten hatten, nach einem Wort des damaligen
Finanzministers Steinbrück, ‘in den Abgrund’ geblickt. Das war 1914 anders. Da schlossen
die führenden Politiker und Militärs am Ende die Augen und marschierten los. Eben wie
Schlafwandler.“
Bevor Du Gemeinplätze verbreitest, empfehle ich die Lektüre der beiden lesenswerten Bücher
über die Schlafwandler. Broch hat eine Trilogie dazu verfasst. Der erste Roman. 1888.
Pasenow oder die Romantik. Der zweite Roman. 1903. Esch oder die Anarchie. Der dritte
Roman. 1918. Huguenau oder die Sachlichkeit. „Jeder Band stellt einige Protagonisten
heraus, an deren persönlicher Entwicklung ihr Stand in der Gesellschaft und die politische
Stimmung der Zeit analytisch geschildert wird. Es ist bestechend, wie es dem Autor
gelingt, anhand exemplarischer Persönlichkeiten die Entwicklung der verschiedenen
Gesellschaftsschichten über die drei Romane hinweg nachvollziehbar zu machen.“ Diesem
Kommentar Wunderlichs kann ich mich nur anschließen. Und wenn Dich Romane langweilen, dann
schau mal in das so umfängliche wie detaillierte Werk Clarks.
IT