Am 13.12.2020 um 20:07 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
"Was wäre wenn alles Denken ein Reduzieren von kognitiven Dissonanzen wäre?"
Hi Joseph,
das hatte ich mich auch schon wiederholt gefragt. Bisher sind mir aber keine hinreichend
umfangreichen Untersuchungen dazu bekannt geworden. Sie müssten ja nicht nur das
Alltagsdenken, sondern auch die Künste und Wissenschaften (wenn nicht gar die Religionen)
umfassen und sich wie von selbst aus der Evolutionstheorie ergeben.
Der Vermeidung kognitiver Dissonanz im Denken entspricht die Widerspruchsfreiheit der
Formalismen und dem menschlichen Irren entsprechen die Fehlerraten in der Technik und die
Wahrscheinlichkeitsmaße in den quantitativen Experimentalwissenschaften.
Theorien verstanden nach dem Vorbild der Physik seit Galilei sind natürlich nicht
falsifizierbar, weil sie sich jeweils auf einen eingeschränkten Geltungs- und
Gültigkeitsbereich beziehen. Insofern ihre Folgerungen nicht als Allsätze formuliert
werden, sondern lediglich Existenzbehauptungen darstellen, sind sie aber formal wie
experimentell beweisbar.
Die Gravitationstheorien von Galilei über Newton und Einstein bis hin in die noch
spekulativen Gefilde der Quantengravitation haben Galilei lediglich erweitert, nicht
widerlegt. Das gleiche gilt für die Quantentheorien, ausgehend von Maxwell und Boltzmann
über Heisenberg, Schrödinger, Dirac, Feynman bis hinein ins Standardmodell.
Es grüßt,
Ingo