Am 16.12.2021 um 03:23 schrieb K. Janssen via Philweb:
Waldemars penetrantes Bestehen auf Sinnfreiheit, wobei er damit
definitiv Sinnlosigkeit meint (wie oft und vehement er dies auch
verneint), greift nicht nur zu kurz sondern schlichtweg gar nicht!
frage:
kann ich mein argument "welt = sinnfrei" komplett zurückziehen?, da mir
offenbar worte, fähigkeiten fehlen, darzustellen, was ich damit meine,
es gelingt mir hier einfach nicht, den für mich klaren unterschied
zwischen "sinnlos" und "sinnfrei" darzustellen, dabei hielt ichs für
einfach ...
vielleicht noch' letzter versuch:
originär sinnfrei (welt, weltablauf) heißt, es kann, muss aber nicht,
(zb von mensch) mit beliebigen sinn-en besetzt werden = die welt als
originär leeres spielfeld, auf dem man (zb mensch) die unterschiedlichsten
spiele spielen kann und könnte - welt als "sinnlos" hingegen wäre ein
spielfeld, auf dem es grundsätzlich verboten/unmöglich wäre, auch nur
irgendein spiel zu spielen - und welt als originär sinnvoll wäre im
beispiel
ein spielfeld, auf dem die art des spiels (der sinn) von anbeginn
vorgeschrieben wäre, zb nur fussballplatz,
und da die welt physikalisch ist, und physik keine sinnhaftigkeit kennt
(es ist, wie es ist, usw), betrachte ich die welt an sich als eben
sinnfrei, oder, vielleicht anders ausgedrückt, aber dasselbe meinend:
welt bedeutet nur sich selbst, und ist daher "objektiv" ohne
bedeutung/bedeutungslos, kann aber inner-weltlich mit beliebigen
bedeutungen (zb von mensch) "aufgeladen" werden
Sinnhaftigkeit ist mit Bedeutung verknüpft. Und somit fragen sich
(womöglich nicht alle) Menschen: „Was bedeutet es für mich zu leben“.
Die Antworten darauf können sehr unterschiedlich ausfallen, denn sie
sind sehr eng an die Wesensart der solchermaßen Fragenden gebunden.
Sartre (in seinen frühen Jahren), Camus, besagter Kierkegaard (in
seiner Zerrissenheit) und andere Vertreter dieses Typus neigten bzw.
neigen zum Existentialismus und damit auch zu einer gewissen mentalen
Ausrichtung auf Tod, Angst, Menschenverachtung und Weltverdrossenheit,
ebenso aber auch auf ein aus dem Selbstentwurf abgeleitetes
verantwortbares Handeln in dieser Welt und dies eben nicht im Hinblick
auf Religion oder einen Gott.
Ansatzweise beispielhaft auch Heidegger mit seinem Begriff der
„Geworfenheit“ (in diese Welt).
Ganz anders (wie ich hier schon schrieb) Hannah Arendt, die infolge
ihrer Annahme einer der menschlichen Existenz vorgängigen
Sinnbestimmung den Menschen die potentielle Möglichkeit zuschreibt,
aus freien Stücken immer auf‘s Neue (etwas) anzufangen zu können.
Diese Lebensauffassung bietet Sinnstiftung und steht somit im krassen
Gegensatz zum Existentialismus, der dem Menschen die Bürde auferlegt,
sein Leben selbstverantwortlich und aus eigenem Antrieb (also ohne
Annahme eines kosmischen oder göttlichen Ordnungsprinzips) zu
gestalten. Mit dieser Vorstellung von Selbstbestimmtheit verbindet
sich aber auch die Gefahr, angesichts der Fehlbarkeit des Menschen an
sich und einem durchaus defizitärem Weltgeschehen, die darin eigene
Rolle nicht in idealer Weise spielen zu können.
Aus dieser Frustration ergeben sich persönliche Empfindungen von
(Todes)Angst und Besorgnis, Unsinnigkeit und Abscheu vor Mensch und
Lebenswelt, sowie das Gefühl von quälender, sinnfreier Monotonie im
Rekurs auf sich selbst, also sein eigenes solchermaßen vereinzelt
ablaufendes Leben.
Hinsichtlich Sinn und Zweck des Lebens und der Welt kann man die
Diskussion darüber abkürzen, insofern es also letztlich auf die
jeweils im Menschen durch Sozialisierung und/oder persönliche
Erfahrung angelegte Grundeinstellung ankommt: Entweder wird eine
sinn- und zweckgebundene Existenz angenommen oder (aus welchen Gründen
immer) abgelehnt.
Erstaunlich und dennoch bezeichnend für Nietzsche ist die ihm
zugeschriebene Ansicht: "Hat man sein Warum? des Lebens, so verträgt
man sich fast mit jedem Wie?“
das obige ist eine sehr schöne/prägnant-kurze darstellung/schilderung
der vorgefasstheiten, aus denen dann, mehr oder weniger ausgearbeitet,
unterschiedliche lebensentwürfe und/oder "weltbilder" entstehen
(wobei sartre für mich "eklig", und mit camus habe ich immer ein
sonderhühnchen zu rupfen, da mein bruder wolfgang ua "an camus gestorben
ist", der seine leib-lektüre und "große erleuchtung" war =
camus hat ihm erheblich das hirn vernebelt (neben seiner
polytoxikomanie), und über jahre - er hatte einen schon frühen hang,
an/mit literatur zu verzweifeln, oder umgekehrt, er las selektiv, um
sich seine
krankhaftigkeiten literarisch zu bestätigen, jedenfalls camus seither
für mich rotes tuch)
So schließt sich der Kreis wieder zu Hannah Arendt und damit die
Verbindung zu ihrer sinnstiftenden Auffassung, der Mensch habe
Freiheit zu immer neuem Anfangen, eben im Sinn von zielgerichteter
Tätigkeit und zielorientiertem Verhalten.
h.ahrend ist für mich "terra prohibida" aufgrund des "religiösen
touches" = verbotenes terrain, obwohl das aufgrund ihrer
lebensumstände/ihres lebensverlaufs erklärlich sein mag, das heil in
"religio" zu suchen/
zu finden, was in meinem verständnis eine verkindlichung ist ("so ihr
nicht werdet wie kinder"), ein nicht zum erwachsensein ausschlüpfen
können, fluchtversuche richtung animismus, für wirklich erwachsene
menschen "unwürdig" (religiös-sein als "kind-mimese")
Ps: Alle Diskussion, ob Leben und Welt sinnfrei, sinnvoll oder
sinnstiftend ist, wird letztlich durch vorgefasste, bisweilen
verhärtete Vorstellungen oder Überzeugungen erstickt werden. Es bleibt
daher jedem Menschen selbst anheim gestellt, seine diesbezügliche
Meinung aufrecht zu erhalten oder diese zu hinterfragen. Zu Letztem
mögen allerdings derartige Diskussionen hier anregen, sofern diese
nicht nur von purer Ideologie oder Welt- und Menschenverachtung
getragen sind.
ja, das muss: jeder nach seiner facon, man kann streiten und reden
soviel man will, das darf, aber letztlich ist jeder "chef" seines
eigenen lebens, weil nur ER/sie es eben führen muss, muss er/sie es auch
steuern können
*
der ratzinger ("gettatore" = mann mit dem bösen blick, bösen augen, und
die hat der eindeutig) wird sich ganz schön nicht-wundern, wie mausetot
der tod ist, auch für einen papst
wh.
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