Am 9. Dezember 2023 11:01:32 MEZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb"
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Am 09.12.2023 um 01:50 schrieb Claus Zimmermann
über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Ich bemerke, dass ich am Thema vorbeigeschrieben habe. Die Frage war, wie aus den immer
gleichen oder ähnlichen Eingangsdaten, die die Sinnesorgane ans Gehirn liefern, die
Vielfalt des Erlebens mit Farben, Klängen, Gerüchen entstehen kann und dass das dann wohl
an der Verarbeitung der Daten liegen muss, die die ganze Vielfalt erst erzeugt, denn in
den Daten ist sie nicht zu finden. Die Welt ist an sich nicht farbig, das Gehirn malt sie
nur bunt an.
In den Sinnesdaten und dem, was das Gehirn daraus macht, ist das Erleben aber auch nicht
zu finden und hier kann ich an das schon Gesagte doch anknüpfen.
Alle sorgfältig geprüften Aussagen über empirische Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung und
Hirnvorgängen sind natürlich nicht zu bestreiten.
Ist eine Welt an sich jenseits jeden Erlebens nicht eine Erdichtung? Die Unterscheidung
zwischen irgendwie gestörter und richtiger Wahrnehmung ist ein teils/teils, entweder/oder.
Bei der zwischen Erscheinung und Ding an sich wird alles, was uns begegnet, ungeprüft der
einen Kategorie zugerechnet und die andere bleibt, wie von vornherein feststeht, leer.
Wenn ich ausnahmslos allem das gleiche Etikett aufklebe, was sagt es mir dann?
Moin Claus,
nach meinem Verständnis ist das „Ding an sich“ die Quantität oder Zahligkeit. Fichte
verlegte das „Ding an sich“ ja ins von seinem ICH gesetzte NICHT-ICH. Bei Schelling ging
es im Absoluten und bei Hegel im Begriff auf. Die Sinne transformieren jeweils winzige
Ausschnitte aus der Quantität, die das Gehirn dann integrativ in Qualität oder
Eigenschaftlichkeit verwandelt. Nach Hakens Synergetik organisieren wenige zerebrale
Kontrollparameter viele sinnliche Ordnungsparameter. Wir wandeln in Licht und Gravitation
der Sonne und der Planeten/Trabanten hier auf dem Boden der Erde.
Wie durch Integration über die Zeit aus räumlicher Zufallsverteilung Gravitation folgt,
geht schon aus der Gauss-Verteilung hervor. Und die Gravitation ist es ja, die uns
überhaupt hier auf der Erde hält und nicht im All umhertaumeln lässt. Der Zusammenhang
zwischen Zeit und Gravitation für das Newton-Potential bleibt in Einsteins ART erhalten,
in der via Raumzeit-Krümmung neben der Raumkrümmung die Zeitdehnung (um der Faktor c
verstärkt) die Gravitation zur Folge hat. Oder hat die Gravitation die Zeitdehnung zur
Folge? Jedenfalls ist alles Zahl; aber das wussten ja schon die Phythagoreer.
IT
Moin Moin
Also wenn da drei Leute stehen, würdest du sagen: die Leute sind eine belanglose
Äusserlichkeit, im Kern ist es eine Dreiheit.
Wenn man unter "Ding an sich" so etwas wie "wahrnehmungsunabhängig
gegeben" versteht oder das auch nur so hinschreibt, ohne sich etwas dabei zu denken,
scheint mir das nur ein Taschenspielertrick zu sein. Wie gesagt: wenn man allen, was einem
begegnet, unbesehen das gleiche Etikett (nur Erscheinung im Gegensatz zum D.a.S.)
aufklebt, was sagt es uns dann?
Wenn man unter Begriff so etwas wie Verständnismöglichkeit, z.B. Wahrnehmungsfähigkeit
verstünde (man könnte das, da nicht erlernbar, auch als angeborene Idee bezeichnen) würde
man nicht der uns bekannten Welt in Gedanken eine prinzipiell unbekannte hinzufügen,
sondern nur nach den notwendigen Voraussetzungen des Lebens fragen, zu unterscheiden von
den empirischen, da sind die Erfahrungswissenschaften zuständig.
Claus
Am 8. Dezember 2023 15:58:53 MEZ schrieb
"Claus Zimmermann über PhilWeb" <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 8. Dezember 2023 13:48:47 MEZ schrieb "Rat Frag über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Schönen Gruß an die Liste,
verbunden mit der Hoffnung, alle Beteiligten mögen es in diesen sehr
winterlichen Temperaturen schön warm vor den "Gelehrtenschreibtisch"
haben.
Aus dem Paper entnehme ich, dass der Radikale Konstrukvismus zwei
zentrale "Theoreme" hat:
1.) Undifferenzierte Codierung und
2.) Viabilität.
(1) ist die Theorie, das Nerven zum Gehirn nur quantitative Signale
schicken und qualitative Eigenschaften erst im Gehirn konstruiert
werden. Wenn ich mit den Fingern etwa über diese Tastatur hier gleite,
dann empfängt mein Gehirn in Wahrheit nur unterschiedlich starke
Nervenreize über Druckwiderstand an meinen Fingern. Das mentale Bild
über eine Tastatur, über welche ich schreibend fahre, wird erst
nachträglich konstruiert.
Hier: Zusammenhang zu Neuronalen Netzen etwa von ChatGPT
In den Nerven findet man nur elektrische Ströme oder chemische Vorgänge, aber nicht Töne,
Farben, Gerüche. Ist das ein Erfahrungssatz? Wie würde es denn theoretisch aussehen, wenn
wir im Gehirn Erlebnisinhalte vorfinden würden? Wenn das nicht klar ist, ist auch nicht
klar, was es bedeutet, dass wir sie dort nicht feststellen.
Es ist doch so, dass wir, bevor wir die Körperfunktionen untersuchen, vom Erleben
ausgehen. Dann stellen wir fest, dass es Zusammenhänge zwischen Erleben und
Körperfunktionen gibt. Jedes Tier weiss, das es mit geschlossenen Augen nichts sieht. Wir
wissen es ein bisschen genauer, ohne dass unsere Kenntnisse in eine andere Kategorie
gehören würden. Wir stellen auch fest, dass uns unsere Erfahrung manchmal in die Irre
führt. So bilden wir einen Begriff des bloss subjektiven Erlebens. Der entsteht nämlich
nicht im Gehirn durch Elektrolüse oder sowas, sondern in der zwischenmenschlichen
Verständigung.
Auch die Aussagen über Körperfunktionen, z.B. Nervenreize basieren auf dem Erleben, z.B.
dem Ablesen eines Messgeräts und werden dann unterschieden in bloss subjektive, z.B.
halluzinierte und wasserdicht nach allen Regeln der Kunst geprüfte.
Claus
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