Am 21.02.2023 um 06:53 schrieb waldemar_hammel über
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gesucht also ein neuartiger zugang zu "welt", der NICHT auf magischem erleben,
nämlich der semantik/syntax umkehrung/umdeutung beruht (und auf dieser suche, um die
basics neu zu ordnen und aufzustellen,
rückkehr in die zeit der europ. scholastik, weil damals die weichen falsch gestellt
wurden, auf denen wir bis heute leben/denken/tun, zb was man damals
"nominalismus" nannte, und heute riesenprobleme beim
welterkennen-wollen macht = die probleme liegen nicht in modernen wiss. schriften u
kalkülen, sondern vor ca 1000 jahren in der scholastik, als man die loipen für die
nächsten bisher 1000 jahre festklopfte)
Die Welt erkennen, wie und was sie wirklich ist, das ist wohl seit Menschengedenken ein
unerfüllbarer Wunsch. Dabei ist sicher zwischen äußerer und innerer Welt zu unterscheiden,
wobei erstere doch schon recht gut erforscht und nun gekannt ist. Jedenfalls ist man heute
beachtlich weit vom Ptolemäischen Weltbild abgerückt; doch was konnten Menschen dieser
Zeit anderes annehmen, als dass diese ihre Erde eine ruhende Scheibe ist, über dieser sich
ein Himmel mit Sonne, Mond und Sternen aufspannt.
„Guter Mond, du stehst so stille...“, das singen wir noch heute voller Inbrunst ,
mittlerweile wohl wissend, dass es nicht der Fall ist. Was kann daran falsch sein, solange
man sich dieser Metaphorik bewußt ist!?
Ob nun Scholastik für ein heute noch in vielen „Köpfen“ verfestigtes Weltbild
verantwortlich gemacht werden kann, erscheint mir als nur teilweise zutreffende Annahme.
Sicher waren es vornehmlich gebildete Menschen aus dem Klerikerstand (der die Scholastik
prägte), die über tiefere Kenntnisse der Natur und Länder umspannende Sprachen (Latein,
Griechisch) verfügten.
So eben auch Kopernikus, der als fürstbischöflicher Domherr entsprechende Bildung, Zeit
und vor allem Mittel hatte, diese revolutionären astronomischen Erkenntnisse zu erarbeiten
und damit die „Korpernikanische Wende als elementaren Paradigmenwechsel einleitete. Er ist
in die Reihe von Universalgelehrten mit anderen berühmten Namen der Astrologie dieser
Zeit, etwa Spinoza oder Giordano Bruno einzugliedern; allesamt also hochgebildete
Kirchenmänner, die es mit ihrem Gott, jedoch nicht mit der klerikalen Clique in Rom erst
nahmen, doch letztere saßen mitsamt ihrem überkommenen Weltbild am längeren Hebel
missratener Machtausübung; diesen Umstand und jene kleingeistigen Gestalten gilt es – bis
heute – zu kritisieren und nicht (im gleichen Zuge) die benannten Geistesgrößen.
In Teilen hat man es bis heute mit ersteren zu tun, religiöse Fundamentalisten, die den
Menschen nach wie vor einreden wollen, ein allmächtiger Gott hätte Himmel und Erde
erschaffen, obgleich die jüdisch-christliche Schöpfungsgeschichte (wortwörtlich genommen!)
in unauflösbarem Konflikt mit modernen Theorien der Entstehung von Welt und Kosmos steht.
Glücklicherweise kümmert sich moderne Wissenschaft nicht mehr um Annahmen, Postulate und
sonstige „Loipen“, die bis zur Neuzeit entstanden sind und – wie ausgeführt - bis dahin
als geltendes Weltbild verbreitet und von klerikalen wie säkulären Obrigkeiten doktrinär
festgesetzt waren. Sofern hergebrachte Annahmen und Denkmodelle jedoch objektive und
zeitlose Gültigkeit haben (wie alle als Axiome erkannte Naturgesetzlichkeit), kann nichts
dagegen stehen, diese aufrecht zu erhalten.
Zudem bin ich überzeugt, dass sich heutig Forschende in allen Disziplinen nicht mehr an
die Lehrgebäude bzw. Denkmuster wie Nominalismus, Platonismus, Reduktionismus,
Konstruktivismus etc. binden resp. in diese Kategorien einordnen lassen wollen.
Eher bist es Du,Waldemar, der nicht davon ablassen kann, sich auf diese „ollen Kamellen“
zu kaprizieren. Mit Ausnahme der im Laufe der Wissenschaftsentwicklung gefundenen
Naturgesetzlichkeiten, vornehmlich die Axiome der Mathematik, werden definitiv Schritt um
Schritt überkommene Paradigmen verlassen und gegen jene ersetzt, die dem jeweils modernen
Stand der Forschung entsprechen.
Und wie könnte ein kosmisches Weltbild gemäß moderner Forschung der Astrophysik aussehen?
„Forget about God and Ghosts when it comes to exploring the world and cosmos!“
Wenn überhaupt „Design“- und bei dem unzweifelhaft zu erkennenden „Finetuning“ dieser
„Schöpfung" spricht einiges dafür - dann kann dieses keinem naiv menschenerdachten
Gott zugeschrieben werden, sondern einer kosmischen Intelligenz, die man sich einem
primordialen Metaverse zugehörig denken könnte.
Primordiales Metaverse, das man sich als Quantenvakuum, quasi als ein kosmisches Plenum
vorstellen kann und als solches unserem sichtbaren Universum (sowie beliebig weiteren)
zugrunde liegt. Es transportiert Energie, Druck und Licht und steht offenbar für den
Übergang vom quantischen in den kosmischen Zustandsraum , der sich in Ehrfurcht
gebietender Kohärenz in allen Ebenen des Naturgeschehens zeigt.
Diesen genannten Elementen liegt Information zugrunde und deshalb schrieb ich hier immer
wieder: „it's all about information“. Information, die selbst im primordialen
„Schwarzen Loch“ nicht verloren ging, sondern auf dessen Ereignishorizont holografisch
gespeichert, jeweils die Urinformation (quasi als Anfangsbedingung) für die multizyklische
Entwicklung des Metaverse ist.
Alles hier Geschriebene ist zumeist ein Konglomerat ungesichterter Annahmen, Hypothesen
und somit sind es Gedankenspiele, die mir jedoch um Vielfaches erhebender sind, als diese
dämlichen Diskussionen hier um Gott und Geister.
Damit will ich keineswegs Gottesvorstellungen und schon gar nicht Geistiges herabwürdigen
(wie könnte ich auch!), sondern lediglich - wie so oft schon hier darauf verweisen, dass
beim Bemühen, in Vorzeiten die „Welt erkennen zu wollen“, es die nahezu einzige
Möglichkeit war, viele unbekannte Phänomene diversen Gottheiten oder sonstigen
Naturgeistern zuzuschreiben.
Heute könnten und sollten wir eine ganz andere Vorstellung von Göttlichkeit haben, nämlich
von der absoluten Erhabenheit einer nicht gekannten Wesenheit von kosmischer Intelligenz.
Bester Gruß! - Karl