Am 27.10.2024 um 03:56 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Ist es nicht wohlfeil, die Menschen einer mittlerweile vergangenen
Generation, vornehmlich eben auch unsere eigenen Eltern für die Art
und Weise von Antworten auf naiv kindliche Fragen zu brandmarken, die
sie dem gesellschaftlichen Zeitgeschehen, resp. Zeitgeist entsprechend
kaum anders formulieren konnten.
Unbenommen meiner diesbezüglich eigenen Erfahrung - denn mein Vater
war ein nüchterner, knochentrockener Akademiker und daher weitab von
„Märchenerzählungen“, meine Mutter viel zu früh gestorben - erinnere
ich dennoch sehr lebhaft die zu dieser Zeit üblichen Narrative.
So waren und sind es längst nicht nur Kinder zur Welt bringende
Störche, sondern auch die „schwarzen Männer im Keller“, die Nikoläuse
und Christkindl (hier in südlichen Gefilden) und einige
Erklärungsmodelle mehr dieser Art, die aus heutiger Sicht nahezu
obskur anmuten. Dennoch möchte ich mich nicht dazu aufschwingen,
Menschen einer vergangenen Generation vorzuwerfen, sich dem Usus ihrer
Zeit entsprechend der gängigen Erklärungsmodelle bedient zu haben,
zudem sich längst nicht alle Erwachsene kindlich naiver Narrative zur
Beantwortung entsprechender Fragen bedient haben. So eben mein Vater -
der hat dieses Thema mit Störchen für mich schlicht ausgeblendet und
damit wäre er der letzte gewesen, den ich danach gefragt hätte. Diese
Zeiten haben sich definitiv geändert und mir kann keiner erzählen,
dass die Geschichte von den kinderbringenden Störchen heute noch
verbreitet ernsthaft erzählt wird, wenngleich Störche aus Pappe in
Gärten und vor Häusern das freudige Ereignis einer anstehenden Geburt
- nichts anderes als eine nette Geste vermittelt in alt hergebrachter
Symbolik.
Eine Symbolik, wie sie geradewegs in Märchen Kindern eine Brücke bauen
kann zwischen einer sie faszinierenden Zauberwelt, in der sie sich
gedanklich noch zu gerne aufhalten und den für sie rational noch nicht
zugänglichen Phänomenen ihres konkreten Lebensumfelds. Mit
„Schwachsinn“ hat das nichts zu tun, sondern mit praktischer
Entwicklungspsychologie.
==>
https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/woher-kommt-die-geschichte-mit-dem…
* gottlob hatte meine mutter hausgeburten mit "heb-amme" (war früher
üblich) bei denen die schon geborenen kinder ganz praktisch zugegen
waren, während mein säufer- und hurengänger- vater sexualität und damit
zusammenhängendes überhaupt nicht kannte - und meine mutter klärte uns
kinder auch auf, und zwar ganz natürlich, zb eben anhand ihrer
hausgeburten und erklärungen dazu, weshalb, wieso, warum, mit dem
empfundenen nachteil, dass uns kindern sexualität fast langweilig
vorkam, das erinnere ich noch gut,
von heute her gesehen finde ich, die erwachsenen machen generell den
fehler, kindern sexualität als etwas besonderes darzustellen, das zb
"einer aufklärung" bedarf, aber um gotteswillen erst, wenn die kids auch
in einem verständigen alter (genügend reif) dazu sind,
man sehe sich dazu nur an, wie das bei tieren geht = ganz einfach und
unkompliziert, ganz ohne "aufklärung" lernen die jungen da an den
live-modellen der älteren (zb affen), was sex ist, wies funktioniert,
usw - menschen sind einfach bekloppt
wh.
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