Am 03.05.2025 um 14:02 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
"Hier spricht Joseph Hipp" -so wie Johannes Brahms auf die Sprachrolle sprach,
ist es hier angebracht, diesen Satz oben hin zu schreiben, weil die hervorragenden
Programmierer wohl keine Zeit haben, sich des Problems des falsch angezeigten Absenders zu
kümmern.
Dass es ein technisches Problem mit der Absenderverwaltung des philweb List-Servers gibt,
ist mir bislang nicht bekannt geworden. Da ich derzeit nur wenig Zeit für Philweb
verfügbar habe, kann es bis zur Fehlerbehebung noch etwas dauern.
Mit Entschuldigung melde ich mich jetzt erst, und auch
wegen der obigen Überheblichkeit. Die Mails von IT und KJ haben mir viel Arbeit bereitet,
und ich komme immer noch nicht ans Ende. Vielen Dank erst mal. Was Kausalität anbelangt
komme ich KJ entgegen und ersetze das kritisierte Wort vorerst, bis er mir ein anderes
sagt. Das Neue ist "Kausalsegment". Es soll auf der Bildseite vorkommen, nicht
auf der Seite der Sache, sondern auf der Seite der Beschreibung. Segment passt in dem
Sinn, dass es nicht nur zweidimensional (Zeit und Abfolgelinie- fläche) sein muss, sondern
mindestens dreidimensional (Zeit, Fläche). Hinzu kommt, dass das Segment nur das enthalten
soll, das zur Kausalbeschreibung gehört, beliebige Erzählungen gehören nicht dazu. Zudem
muss der Anfangs- und Endzeitpunkt bestimmt werden, und zwar von der Person, die die
Schreibung macht, oder die Beschreibung versucht. Und doch gibt die Sache selbst den
Anfangs- und Endzeitpunkt teilweise vor. Ein Felsen am Gipfel mag tausende Jahre oben
liegen, bis zum Tag, dem Anfangszeitpunkt, an dem er beginnt hinunter zu rollen. Der
Endzeitpunkt ist dann, wenn ziemlich viel unten zerstört ist und wieder Ruhe ist. Das
alles ist nicht so einfach ist. Zuerst dachte ich, Zufälle kommen von außen ins Segment
hinein. Beim rollenden Felsen sind jedoch auch die Hindernisse, obwohl passiv zufällig, so
wie die von außen kommenden Sachen aktiv zufällig. "passiv" und
"aktiv" sind hier nur ungenau als Vaihingerfiktionen genutzt. Die einen Sachen
sind im Weg, die anderen kommen in den Weg. Im obigen Fall kommt kein externer Zufall
hinzu. Noch etwas Wichtiges: Anfangs- und Endzeitpunkt können beliebig gewählt werden. Im
obigen Beispiel kam ein Fingerzeig von der Sache selbst. Allgemein ist das aber nicht so.
Nur soll im Kausalsegment keine fremde Sache dazu kommen. Es muss also möglichst Ceteris
paribus vorgegangen werden. Ich habe hier noch nicht das Wort "Film" benutzt,
der für ein Geschehen zu jedem Zeitpunkt des Segments ein zweidimensionales (ablaufendes)
Bild liefert.
Wie so oft muss ich Dir gestehen, dass mir spezifischer Intellekt fehlt, Deine
Ausführungen zutreffend zu interpretieren.
Doch sehen wir uns Dein Beispiel eines herabstürzenden Felsens vom Berggipfel als Segment
einer „Kausalbeschreibung“ genauer aus lebenspraktischer Perspektive an:
Dass eine Steinlawine einen Berg herabkommen kann, ist mir als Bergsteiger sehr wohl
bekannt und stellt - infolge des Klimawandels - zunehmend ein wachsendes Problem dar.
Auslöser eines Felssturzes ist allerdings nicht einem Zufall geschuldet, sondern ist eine
eindeutig determinierte Abfolge von Ereignissen und insofern hat das Geschehen einen
definierten Anfang und (zumeist ein ungutes) Ende, eine „Sache“, resp. ein Geschehen also,
dem nicht nur gedanklich eine Grenze gesetzt ist.
Erosion von Berggestein ist zweifelsfrei auch ein prozessuales entropisches Geschehen.
Inwieweit man diese Zerfallsprozesse mittels fachspezifischer Methoden der Geologie nach
erfolgter Analyse und Auslegeordnung zum Erkennen einer Felssturzdisposition gezielt durch
messtechnische Abklärungen und Überwachungen vorhersagen kann, liegt sicher auch am
Erfahrungspotential der entsprechenden Fachleute, die durch detailliert geologische
Feldaufnahmen sich zunächst ein Bild vom entsprechenden Sachverhalt machen müssen.
Ein scheinbar zufälliger Felssturz und die dadurch eintretende potenzielle Gefährdung,
beispielsweise eines darunter zufällig vorbeifahrenden Autos oder einer darunter
befindlichen Gruppe Kletterer bildet offensichtlich das von Dir angeführte
„Kausalsegment"; Weniger abstrakt also eine sich real vollziehende geologische,
felsmechanische und kinematische Entfestigung.
Ein derartiges Ereignis vorsorglich möglichst aus dem potentiellen Gefährdungs-Segment
auszuschließen zu können, erfordert eine gesichert detaillierte, geologische,
felsmechanische und kinematische Entfestigungs-, Prozess- und Ursachenanalyse. Diese im
Kontext einer Kausalstruktur zu erstellen, ist wahrhaftig kein einfaches, bisweilen auch
unmögliches Unterfangen. Das Erstellen von Fels-Sturzprognosen ist generell äusserst
anspruchsvoll, da Entfestigung und Sturzvorbereitung primär von gravitativ gesteuerten,
felsmechanischen Prozessen bestimmt, somit zwar determiniert ist, hinsichtlich des
konkret jeweiligen Auslöse-Zeipunkts jedoch nicht vorhersagbar und somit quasi zufällig
ist.
Als ein praktischer Aspekt ist bedeutsam, dass oftmals zunächst die Auslöseprozesse
(Trigger) betrachtet werden, die ihrerseits jedoch erst in der Endphase einer Entfestigung
auftreten.
Das zeigt mir, wie vergleichsweise einfach es ist, mit den genannten Begrifflichkeiten
und Zusammenhängen beliebige Gedanken- und Wortkonstrukte zu entwerfen, deren konkrete
Umsetzung, resp, Anwendung zur Lösung diverser Probleme der Lebenswelt hingegen ein ganz
anderes, weit schwierigeres Unternehmen ist.
Dennoch nimmt der Mensch die Herausforderung an, sich den Problemen der Lebenswelt zu
stellen, die immer nach dem Prinzip von „Zufall und Notwendigkeit“ als kausale Struktur im
Sinne einer „Kausalkette“ zutage treten.
KJ