Am 25.01.2020 um 16:54 schrieb waldemar_hammel:
autopoiesis =
https://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis
das wichtige daran ist nicht die selbstorganisation,
sondern dass sich lebewesen ihre eigene welt erst herstellen,
in der sie dann er-leben und leben,
Die Gültigkeit dieser (die Begrifflichkeit von Autopoiesis stark
verkürzenden) Aussage ist vermutlich nur jenen eingängig, die sich -
über den Lexikoneintrag hinausgehend – eingängig damit beschäftigt haben.
„Dass das Produkt ihrer Organisation sie selbst [lebende Systeme] sind,
das heißt, es gibt keine Trennung zwischen Erzeuger und Erzeugnis. Das
Sein und das Tun einer autopoietischen Einheit sind untrennbar, und dies
bildet ihre spezifische Art von Organisation“ (Maturana/Varela - Zitat
in Wikip).
Als ich Varela vor Jahrzehnten auf einem Kongress erlebte, war ich von
ihm beeindruckt, begriffen hingegen habe ich seine Ausführungen damals
nicht.
Heute kommt mir diesbezüglich sogleich das Bild der sich selbst
zeichnenden Hände (Escher) vor Augen. Es bringt durchaus
Selbstreferenzialität als „strange loops“ zum Ausdruck; wie also diese
beiden Hände gleichermaßen nebeneinander sind und dieses Sein durch ihr
Tun (nämlich sich gegenseitig zeichnen) verwirklichen. Die grandiose
Idee für dieses „seltsame“ Geschehen entstammt jedoch augenscheinlich
nicht diesen sich selbst zeichnenden Händen, sondern sie ist
schlichtweg Eschers Einfall (sofern er von ihm selbst stammt). Das
informationstragende Muster dieses Einfalls, ob von Escher (oder wem
auch immer) ist also basale Organisationsstruktur für das Zustandekommen
dieses „Kunstwerks“. Christen würden Escher als den Schöpfer dieses
Bildes loben. Ich würde dem nicht grundsätzlich widersprechen, Escher
jedoch vornehmlich einen Genius zuschreiben, der einem spezifischen
Talent zugrunde liegt: Die Begabung nämlich all jener Künstler, die
Muster solcher Strukturen aus immateriellen Informationsfeldern zu
entnehmen (bzw. diese in sich einfließen lassen) befähigt sind. Modern
ausgedrückt: Menschen, die im Zustand autotelischer Entgrenzung (dem
sog. Flow) großartige Kunstwerke erschaffen können.
So denke ich, dass jede Form genuiner Kreativität, dargestellt durch
alle uns bekannten Kunstformen, weit über eine pur reduktionistische
Betrachtung von Lebewesen hinausreichen und damit deren eigentlichen
Sinn zum Ausdruck bringen.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl