Am 7. August 2022 16:16:22 MESZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 07.08.2022 um 14:54 schrieb Claus Zimmermann
<mail(a)clauszimmermann.de>de>:
Dass man jemandem mit einem Hammer den Schädel einschlagen kann, bedeutet ja nicht, dass
dem Hammer dieser Missbrauch inhärent wäre.
Wahrscheinlich verzweifeln die meisten Handwerker manchmal an ihrem Handwerkszeug. Aber
wenn sie es nicht ausstehen könnten, wäre es wohl kaum der Mittelpunkt ihres Lebens. Der
Geheimrat gibt uns an den ihn umgebenden Gartenzwergen vorbei ja auch zu verstehen: wer
schreibt, der bleibt.
Moin Claus,
die Sprache ist dem Menschen kein Werkzeug, das er außerhalb seines eigentlichen Zweckes
missbrauchen könnte.
Um es möglichst unverfänglich unter Vermeidung des Ausdrucks "eigentlicher
Zweck" zu sagen: man kann schöne und hässliche Dinge damit anstellen. Es gibt
Dichtung und Propaganda/Hetze/Framing/Stereotypisierung. Was Dichtung kann, kann Mathe
nicht.
Das war eigentlich alles was ich sagen wollte.
"Sie ist ihm der Möglichkeit nach eingeboren und unter Menschen schlicht nachahmend
erlernbar. Zunächst wird sie überhaupt nicht gebraucht, es wird vielmehr einfach intuitiv
mitgemacht. Und dann evolviert das viele Gerede mit der Hirnentwicklung in der jeweiligen
Umgebung — und das Missverhältnis zwischen den Worteinführungs- und
Wortverwendungssituationen wird nahezu beliebig. Dem dann später nicht reflexiv Einhalt zu
gebieten, meinte ich mit Missbrauch, der der Sprache damit inhärent ist — und nicht wie
beim Werkzeug äußerlich gesetzt wird." (IT)
"Reflexiv Einhalt gebieten", wenn sprachliches Durcheinander absichtlich
angerichtet wird oder man sich selbst missversteht, wozu es auch ohne böse Absicht leicht
kommen kann, dafür bin ich ja zu haben.
Zu dem Versuch, das Leben in mathematischer
Formelsprache einzufangen, wünsche ich gutes Gelingen.
Umgangssprache und Mathematik erwachsen beide dem Leben und ergänzen einander. Die
Umgangssprache bildet mir lediglich den Anfang in dem Bestreben, das Leben verstehen zu
wollen. Da die Umgangssprache das weite Feld der inneren und äußeren Natur im Leben aber
kaum zu erschließen vermag, suche ich meinen alltagsbeschränkten Horizont durch die
Mathematik ins Unendliche zu erweitern.— Wenn das jetzt kein Wort zum Sonntag geworden ist
…
IT
Wenn es in der Mathematik nur um das "wie viel" geht, aber nicht um das
"was", wie soll sie dann eine Geschichte erzählen können? Das soll sie ja nicht
und insofern erfahre ich durch sie nichts über ein Leben oder mehrere wie durch eine
Geschichte. Der Blick ins Unendliche ist schon sehr ambitioniert.
Claus
_______________________________________________
PhilWeb Mailingliste -- philweb(a)lists.philo.at
Zur Abmeldung von dieser Mailingliste senden Sie eine Nachricht an
philweb-leave(a)lists.philo.at