wh: „nö, so war das biografisch nicht - ich hatte schon in früher jugend keinen draht zu
religiösem ("deuchte" mir als irgendwie unecht, schlechte märchen, oder
sowas),“
So richtig will ich Dir das nicht abnehmen, dafür kennst Du Dich zu gut mit diesem Thema
aus. Soweit ich es erinnere warst Du mütterlicherseits jüdisch und später protestantisch
durch einen Pfarrer geprägt, der Dich zum Theologiestudium bringen wollte. Doch wir können
diese Sache hier (wieder einmal) abschließen, denn ich bin mit Dir einig bezogen auf
„religionen, päpste, mullahs, rabbis“, soweit diese „Amts- und Würdenträger“ die ihnen
zugeeignete Führerschaft (sei diese verliehen oder angeeignet) missbrauchen. Nicht einig
sind und werden wir uns bezüglich Deiner Fundamentalkritik an Religionen. Dazu haben wir
alles bereits ausgetauscht.
Erstaunlich für mich ist, dass immer wieder auf die missbräuchlichen Auswüchse von
Religionen abgehoben wird, wenn es – wie hier im Thread – um Geist an sich geht. Du,
Waldemar, sprichst den Menschen die Fähigkeit zur grundlegenden Erkenntnis objektiver
„Welt-Tatsachen“ ab, was Dich als selbsternannter Misanthrop auszeichnet. Dieses
Kleinreden des Menschen steht im krassen Widerspruch zu Deinem Wissen und Deiner
Intelligenz. Es spricht immer wieder diese abgrundtiefe Enttäuschung über Menschen aus
Deinen Äußerungen, die nicht Deinem Idealbild entsprechen (können). Warum willst Du nicht
wahrhaben, dass diese Welt nicht vollkommen sein kann, da sie sich im Entwicklungsstadium
befindet und Du und ich wie alle Menschen ebenso. Dann wären wir wieder beim Thema eines
angenommenen postmortalen Fortlebens.
Lassen wir gleich mal die skurrilen Jenseitsvorstellungen bzw. -hoffnungen christlicher
Glaubenswelten beiseite, ebenso fernöstliche Vorstellungen von Reinkarnation und kommen zu
meiner provokanten Aussage: Das ICH des Menschen wird mit dem Tod zum WIR. Doch was ist
WIR? Zweifelsohne ein Kollektiv. Und was ist ICH?
„Wer bin ich“, fragtest Du kürzlich in diese Runde. Eine Antwort hat vor etlichen Jahren
einer versucht, der heute in allen Medienkanälen präsent ist und dort als Philosoph
gehandelt wird: „Wer bin ich und wenn ja wie viele“. Das war – soweit ich mich erinnere –
der Titel seines Pamphlets. Doch so ganz ist dieser Titel nicht zu verreißen, denn jedes
ICH trägt zum WIR bei, ist letztlich schon zu Lebzeiten Teil des WIR. Das gilt auch für
Dich, Waldemar, der als Einzelgänger nur bedingt „an Gruppen und ihre Funktionen glaubt“.
Und das entspricht nicht einer Dir aufgezwungenen Teilhaberschaft an Gemeinschaft, denn Du
bist es ja, der dieser in nahezu missionierendem Eifer die Tatsachen dieser Welt
letztgültig zu erklären trachtet.
ICH und WIR stehen im Verhältnis wie „Das VIELE im EINEN, das EINE im VIELEN“. Das ICH als
Individuum wird im Kollektiv des WIR zum EINEN als Vereinigung individueller Elemente zu
einer Ganzheit. Selbstredend ist das eine immaterielle Verschmelzung also eine geistige
Vereinigung des Einzelnen mit dem EINEN als Ganzes, als das geistige UR-Prinzip.
Die Frage bleibt: Lässt sich jegliches Element zu einem Ganzen als optimiertes Ganzes
fügen? Ich würde dieses verneinen und eben auf das benannte „Jungfrauengleichnis“ oder auf
das Transmutationsproblem der Alchemisten verweisen.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
PS: Noch eine Frage – auf Josephs Feststellung bezogen: Wenn die Leute keine Religion
haben, beten sie eben Schweine an!
Hast Du Schweine oder müssen ersatzweise Deine Hausratten herhalten? :)))