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Am 04.06.2021 um 15:22 schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
Am 04.06.2021 um 14:30 schrieb Karl Janssen
<janssen.kja(a)online.de>de>:
Um dieses Verhältnis zwischen Personen in ihrer ganzen psychologischen Tiefe,
insbesondere jenes generationsbedingt und deshalb durch gegensätzliche Sichtweisen
belastete Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen, literarisch darzustellen, bedarf es einer
Befähigung weit abseits von „Schwadronieren“ und Formalisierung.
Das mag der Grund sein, warum solche Beziehungsgeschichten (einerseits zur Banalität
herabgezogen, andererseits im Framing von „Sex and Crime“ überfrachtet) in seichten
TV-Serien zum Überdruss erzählt werden; Ich glaube gar nicht, dass irgendwer von uns hier
überhaupt solches konsumiert.
Nun das ist halt Teil unserer Lebenswelt und glücklicherweise kann man sich Nischen
suchen, in denen das eigene Leben erträglich bleibt. TV, Internet/soz. Medien und diverse
Populär-Postillen gilt es dabei jedoch weitestgehend zu meiden.
Hi Karl,
das klingt für mich so ambitioniert wie pessimistisch!?
Pessimistisch sollte es nicht sein, eher besorgt bezüglich der Abhängigkeit, in die sich
viele Menschen durch nahezu zwanghafte Abhängigkeit vom Internet mitsamt seinen
Ausformungen bringen.
Vor Jahrzehnten schon hat man den Amerikanern „creation saving“ wegen ihres ausnehmenden
TV-Konsums zugeschrieben und das gilt heute für die Gesellschaften diesseits des
Atlantiks ebenso; nur mittlerweile neben TV vornehmlich „Internet/Social
Network-Addiction“.
Bezüglich Deiner frankophilen Äußerungen wollte ich Dich noch fragen, ob Du Houellebecqs
„Unterwerfung“ gelesen hast? Glaubst Du wirklich, dass die Dinge in Frankreich besser
laufen als hier?
Mein Vater war ausdrücklich frankophil; vermutlich auch, weil er deren Sprache beherrschte
und im Krieg an der Westfront sich trotz der Verbrechen von Nationalsozialisten gut mit
Franzosen verstand (er hatte sich dazu gelegentlich von seiner Einheit abgesetzt (quod
licet Iovi, non licet bovi - dennoch: hätte man ihn dabei erwischt, würde ich das hier
nicht schreiben :-))
Doch haben sie da drüben schon auch ihre spezifischen Tücken, wie nicht nur ich, sondern
manch Deutscher Michel das (vor allem bei Geschäftskontakten) erleben konnte. Vieles aber
an deren Lebensweise ist mir dennoch sympathisch.
Schwadronieren beinhaltet ja auch Nebenläufigkeit und
Sprunghaftigkeit und leitet damit über zur Collage, wie sie Vater Döblin bspw. in „Berlin
Alexanderplatz“ einsetzte. Die stringentere Montage im Roman hingegen leitet über zum
Stochastik-Formalismus des Sohnes. Dabei kann man sich der „ganzen psychologischen Tiefe“
natürlich nur mehr oder weniger annähern. Aber warum gleich die Flinte ins Korn werfen?
Leider sind zugleich literarisch und mathematisch interessierte Schriftsteller sehr
selten.
Also könntest Du Dich doch der Sache annehmen und ein Drehbuch schreiben!
Ein Filmregisseur wird sich dann schon finden.
Vielleicht wäre das eine Herausforderung für Dietmar
Dath; wenn der nicht schon genug zu tun hätte.
Oder dieser Weg: ihr beide geht dieses Werk in Kooperation an!
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
IT