Am 15.01.2021 um 08:10 schrieb waldemar_hammel via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
ich glaube halt nichts, garnichts, sondern ich will wissen, daher misstraue ich allen
"auctoritates", persönlichen und institutionen, auch nobelpreisträgern usw ...
(zb sind die berühmten feynman-diagramme deshalb fehlerhaft, weil sie
"zeitachsen" haben (also objektive zeit), statt die zeit als normale eigenschaft
"eigenraumzeiten" in die eigenschaftensummen mit hineinzustellen, die auch
"teilchen" in wahrheit sind )
Hi wh,
dieses pubertäre Misstrauen „Autoritäten“ gegenüber kenne ich sehr gut, aber sind wir
nicht schon lange der Pubertät erwachsen? Ich lernte zu unterscheiden zwischen bloß
angemaßter oder verliehener Autorität und einer anerkennungswürdigen Autorität durch
Kompetenz. Und gerade Feynman zeichnet letztere aus. Hast Du jemals eine seiner
Originalarbeiten gelesen oder einmal in ein Lehrbuch der QED geschaut? Physikalische Sätze
gelten so weit wie ihre mathematischen und experimentellen Beweise reichen. Und wer die
nicht kennt, versteht die Sätze nicht. Das ist genauso wie in der Mathematik.
Im Rahmen des "näherungsweise-vereinheitlichenden Paradigmas (NVP) der neuzeitlichen
Naturphilosophie“ bleibt die vielfach bis auf über 10 Stellen genaue QED immer gültig.
Zugleich ist sie aber noch so unvollkommen und unvollständig wie das Standard-Modell
insgesamt. Und so lange wir keine vereinheitlichte Theorie von QFT und ART haben, die den
Namen verdient, bleibt die genauere Raum-Zeit-Struktur ebenso wie die genauere
Identifikation von Teilchen offen. Unterscheidest Du überhaupt zwischen Identifikation und
Charakterisierung?
Solange Du weiterhin bloß dogmatisch daherredest und meinst zu wissen, was "Teilchen
in Wahrheit sind", gehst Du mir ebenso auf den Senkel wie Heraklit seinen
Zeitgenossen damals mit seiner "überheblich-elitären Gesinnung“, wie Norbert Froese
in „Von Thales bis Heraklit“ schreibt. Für mich beginnt die Philosophie mit Thales und ich
folge der Synthese des Demokrit zwischen Heraklit und Parmenides; denn gibt es nur
"die Atome und das Leere“, vermittelt ihre vielfältige Bewegung den Wandel des Seins.
Formalismen und Experimente sind aus diesem Ansatz zum Standard-Modell verfeinert worden.
Und was außer viel "Schall und Rauch“ haben die Semiotiker vorzuweisen? Verwechseln
sie vielleicht Diagramme mit Physik? Feynman war eine durchaus schillernde Persönlichkeit,
nicht selten ähnlich überheblich-elitär, wie es Heraklit gewesen sein soll. Feynman war
aber auch ein leidenschaftlicher Lehrer und als solcher darauf bedacht, komplizierte
Zusammenhänge möglichst einfach und einprägsam darzustellen. Aber wie soll man die
Integrale zur Berechnung der Übergangswahrscheinlichkeiten bei Streuexperimenten zwischen
Teilchenzuständen jemandem nahebringen, der noch nichts von Funktionentheorie und
Funktionalanalysis gehört hat? Man malt für die einfachsten WW-Fälle in ersten Näherungen
Diagramme an die Tafel, die jeweils den Integralausdrücken entsprechen, aber nichts
begründen, sondern lediglich veranschaulichen.
Was könnte ein naiver Betrachter von Feynman-Diagrammen über Physik lernen? Wäre das der
Frage analog, was ein heutiger Betrachter von den steinzeitlichen Wandmalereien über
Naturreligion lernen könnte?
Es grüßt,
IT