Hallo,
eine Bemerkung von IT, die ich beiläufig lass, brachte mich zum Nachdenken:
Am So., 14. Jan. 2024 um 16:00 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <
philweb(a)lists.philo.at>gt;:
Die Vergangenheit ist uns nicht einfach so gegeben wie
die Gegenwart, sie
wird alltäglich implizit erinnert oder wissenschaftlich durch
Belege explizit rekonstruiert. Dass auch unser Hirn
rekonstruktiv
erinnert, wird nicht bloß vorausgesetzt, sondern
neurophysiologisch und entwicklungspsychologisch
untersucht.
In der Philosophie kennt man den sogenannten genetischen Fehlschluss.
Dieser besteht darin, dass man von den konkreten, "geschichtlichen" Urheber
einer Aussage auf deren Richtigkeit oder Falschheit schlussfolgert.
Ein einfaches Beispiel wäre, *"XY sagt, dass 1+2=3. Das muss falsch sein,
denn XY ist dumm und bösartig"*.
Argumentieren die Konstruktivisten nicht ebenfalls mit so einer Art
genetischen Fehlschluss?
Sie versuche uns von der Richtigkeit der Behauptung zu überzeugen, dass
unsere Erkenntnisse im Wesentlichen "Konstruktionen" seien, sei es des
Gehirns oder einer sozialen Gemeinschaft, indem sie darauf abheben, dass
die Entstehung dieser Erkenntnisse im sozialen Rahmen stattfand oder sozial
vermittelt ist oder dass unser Gehirn am Denken beteiligt ist.
Impliziert dies jedoch in einer bedeutungsvollen Art und Weise, dass diese
Erkenntnisse Konstrukte sind?
Im Falle der Mathematik kann man den Einwand bringen, dass Computer unsere
Rechnungen nachprüfen, Theorembeweiser unsere Schlussfolgerungen prüfen
können. Nun sind Computer mit Sicherheit Produkte des Menschen, doch haben
hier zwei verschiedene Instanzen unabhängig voneinander eine Erkenntnis
"konstruiert".
Es kommt auf den Begriff der Konstruktion selbst an.
Was denkt ihr darüber?
MfG,
der, wie immer, Ratlose.