Am 23.02.21 um 23:37 schrieb K. Janssen:
so einiges zur Erläuterung bzw. Erklärung seiner Gedanken. Die
Erläuterungsgedanken sind in Ordnung, uff, denkt Karl wohl oder
hoffentlich, je nach Standpunkt gedacht. Ich freue mich zusätzlich, dass
er an dem Tag an mich gedacht hast, um dann einiges korrekt zu sagen.
Gegen Erinnerung an Personen und was sie sagten habe ich übrigens gar
nichts, ich bin also nicht allergisch, weder gegen Kant noch gegen
Wittgenstein noch gegen andere, die fiktiv gelebt haben oder fiktiv im
Denken mitgedacht werden. Ich nehme die Kritik an, dass der Satz "Ich
belle, also kann ich bellen, weil ich auch mal nicht belle."
wahrscheinlich unsinnig ist. Nur glaube ich hier, dass die Regeln des
Descartes hervorragend gut waren, so dass ich mit mir trage. Seine
Denkregeln haben nichts mit formaler Logik zu tun, aber sie scheinen im
Bereich der allgemeinen Logik zu sein. Beides konnte er. Das ist nur ein
unklarer Tipp, der zeigt, dass ich das auch nicht alles klar sagen kann,
also auch bei mir ist Unklarheit vorhanden, und doch gegen Unklarheit
richtet sich meine Beschäftigung. Und korrelativ würde ich sagen:
Unklarheit hat eher allgemeine Logik als Gegner denn formale. Zu ihr
gehören die lateinischen Kürzel zur Rhetorik, die wohl kaum jemand
heutzutage bei Zutreffen anwenden kann - ich auch nicht.
.... „wer nicht hören/glauben will, muss fühlen“. Für
nicht Wenige
offenbar eine lebenslang wiederkehrende Erfahrung und .... dich
alarmieren würde; zumal ich dies als lebenslang (und damit eben auch
von Erwachsenen) zu machende Erfahrung beschrieben habe.
stimmt.
Die mich hier schon länger lesen, wissen um mein
geringes Interesse
(aber auch um mein fehlendes Talent) für akademisch logische
Betrachtungen der Lebenswelt. Zu meiner Schande, denn schließlich sagt
Wittgenstein: „Sprachkritik ist Aufgabe der Philosophie“ und mahnt
damit implizit auch eine logisch exakt formulierte Wort- und
Satzgestaltung im philosophischen Diskurs an. Wenn überhaupt (und doch
hoffentlich), vermag ich lediglich meiner jeweiligen Argumentation
eine Art immanent logischer Eigenheit einzuweben. Das geschieht eher
intuitiv und sicher nicht irgendwelcher Konzeption von Logik folgend.
Richtig geschrieben, es ist etwas mehr oder etwas anderes als formale
Logik, und sogar zumindest eine Art Intuition wurde auch mit
Versuchsanordnungen wissenschaftlich mit Versuchen belegt, vielleicht
kennst du sie, ich kann sie erklären, will aber nicht ausholen, konnte
die Stelle nicht wiederfinden, in der sie beschrieben wird. Auf Wunsch
lege ich sie dar.
Trotzdem wird alles anders, wenn man denkt, dass bei einer Person immer
eine Ursache ist, wegen der sie so denkt wie sie eben denkt. Hieraus
folgt das Primat des Denkens über Wahrheit und Logik (formal und
allgemein?), zu dem einige implizit oder explizit stehen.
Wittgenstein hatte jedoch andere Probleme, die er sehr wohl kannte,
nämlich dass er das Wissen, das er hatte, nicht koordinieren konnte.
Einzelne Sätze herauszuholen scheitert oft wie auch bei Kant, als er in
etwa schrieb "Begriffe zu analysieren ist Aufgabe der Philosophie". Nur
in derartigen Sätzen steckt schon implizit eine andere Aussage, zu der
die Entgegnung parat ist: "Dann soll das auch in dem Elfenbeinturm der
Philosophie bleiben", und das war nicht damit gesagt. Wenn nicht gar die
Entgegnung kommt: "Das ist alles Haarspalterei und geht an der Sache
vorbei, ein gutes Handwerk hat noch niemandem geschadet."
So bedeutsam etwa Prädikatenlogik ist (als Voraussetzung zu
allgemeingültiger Validierung von Argumentation), so sehr war sie mir
ein unliebsames Thema zu Studienzeiten: allerdings nur im Fach
Philosophie, nicht aber in Datentechnik (im Technikstudium und dann
natürlich berufspraktisch!); dort wird Logik unmittelbar anwendbar, wo
man zunächst redundant entworfene integrierte Schaltkreise z.B.
mittels KV-Diagramm minimieren kann (eine unverzichtbare Technik zur
Platzminimierung, die sich in heutiger IT-Technik zu einem nahezu
unfassbaren Meisterwerk entwickelt hat).
Und somit ist natürlich auch mir die Bedeutung von Minimierung
(Redundanzvermeidung per Logik) im Bereich von Ausdruck und Sprache
eingängig.
Richtig!
Und überhaupt: Die Kunst der Verdichtung!
Ich hatte das vor Jahren hier schon mal geschrieben (vermutlich schon
mehrfach): Goethe (der Meister der Verdichtung!) schreibt am Ende
eines Briefes an seine Nichte: „Entschuldige, aber zur Kürze fehlte
mir die Zeit“.
Doch trotz aller Wertschätzung einer auf‘s Wesentliche verkürzten
Sprachführung: Man muss sie aber auch beherrschen! Ansonsten bleiben
lediglich zusammenhanglos geformte Satzkonstrukte, quasi Fragmente
ohne jede Redundanz und Bildhaftigkeit, womit eine zutreffende
Interpretation der vom Schreiber intendierten Aussage erschwert oder
sogar unmöglich wird.
Das trifft auch zu, es ist aber auch dort ein Haken oder mehrere. Und in
dem Zusammenhang erkläre ich denjenigen immer etwas anderes, die zuhören
und eine Antwort darauf wissen wollen. "Um einfaches zu erklären genügen
einfache Sätze, um Kompliziertes zu erklären bedarf es mehrerer Sätze.
Im Extremfall genügt ein Wort, auf der anderen Seite bedarf es eines
Buches." So in etwa kann auch dein Goethe-Zitat verstanden war, das nur
eine Ausrede war, für die er sich elegant entschuldigte statt zu
schreiben, dass es unmöglich ist, Kompliziertes kurz zu fassen: Das kann
niemand beherrschen! Daraus folgt das Problem des Journalisten, der
schnelle kurze Sätze von Politikern herausfordert, und selbst noch die
Wörter vorgibt. Und daraus folgt das Problem, dass einige sich ständig
mit einer einfachen Sache beschäftigen, etwa mit der Suche der Ursache
eines gewöhnlichen Verkehrsunfalls einer Prinzessin. So etwas kann doch
keiner Prinzessin geschehen sein. Dieses mit Goethe auf den Punkt
gebrachte Problem verursacht andere Probleme. Das Mündlichkeitsprinzip,
eines der Prinzipien der Zivilprozessführung kann in gewissen Fällen
Unfug verursachen. Die Parteien sollen erst mal alles schön schreiben,
alle Tatsachen, und dann wird nur noch berücksichtigt, was in der
mündlichen Verhandlung, sozusagen in der Arena erkämpft wird. Auf den
Hinweis der Partei, sie hätte schon alles geschrieben, antwortet der
Richter: Ja, aber ich will es von dir hier noch einmal hören. Das ist
von vornherein Redundanz, unter dem Deckel der Verkürzung, so kommt das
Problem zum Vorschein, wie im Satz des Goethe.
Und (nach diesem „Exkurs“ meiner üblichen Art) kann ich Dir zustimmen,
den o.a. von Dir kritisch gewürdigten Absatz nicht an den
Anforderungen einer irgendwie gearteten Logik ausgerichtet und daher
auch nicht als Universalargumentation beabsichtigt, sondern diesen
einfach nur aus dem „Bauch heraus“ geschrieben zu haben.
Das ist ja in Ordnung so.
Dennoch ist es mir immer wieder ein enorm hilfreiches Korrektiv, wenn
Du, Joseph, ein eben „gerade mal so hingeworfenes Argument“ unter die
Lupe logischer Bewertung nimmst.
Ich möchte auch korrigiert werden und warte gespannt auf deine Sätze zu
Universalargumenten. Mir fällt ein: Auch eine Andeutung kann schon eine
Vorform davon sein. Und dann ist es noch schwerer, ihr etwas entgegen zu
setzen. Denn eine Andeutung kann nicht mit einer Unklarheit gleich
gesetzt werden.
Gruß
Joseph