Am 10.02.23 um 01:52 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Offen gesagt, habe ich mir zu keiner Zeit große
Gedanken darüber
angestellt, welche Auslegungen hinsichtlich des Ideologiebegriffs
möglich sind bzw. allgemein üblich sind.
Viele sagen: Es ist nie zu spät. Besser spät als gar nicht.
Wir beide, Joseph, unterscheiden uns bezogen auf
Wortgebrauch und
Satzgestaltung insoweit wesentlich,
ja
als Du diese offensichtlich exakt gemäß einer
wortwörtlichen
Auslegung bewertest,
ja und nein, ich mache einen großen Bogen um "bewerten". Auslegung von
was? Vom Sprachgebrauch bezieht sich Auslegung eher auf Texte (Exegese),
nur am Rande auf anderes. Es geht nur darum, genau zu sein, und wenn man
nicht genau sein kann, dann eben ungenau. Oder es geht darum, vorhandene
Wörter zu bedenken, etwa Wärme und Kälte. Was für einen Sinn haben sie
noch, da ein Teil dessen, wozu sie halfen, viel genauer mit
Messinstrumenten geprüft werden kann als mit Händen. Temperatur hat den
Wörtern Wärme und Kälte sozusagen die Show gestohlen. Mathematik mag
sich dazu gesellen, aber an dieser Stelle ist es nur nebensächlich, sie
zu erwähnen. Könnte es auch mit der binären Figur "Ideologie vs.
Nicht-Ideologie" so sein? Nebenbei bemerkt gibt es andere binäre Figuren.
ganz im Sinne von Wittgensteins „Sprachlogik“, wie sie
sich im
Tractatus abbildet;
ja und nein, es mag Gemeinsamkeiten geben, ganz andere
Vor-Kategorisierungen liegen bei Wittgenstein vor, und wenn vielleicht,
dann kann der Satz gesagt werden: W. beschäftigt sich fast nur mit
Sprache. Mir geht es um ganz andere Sachen. W. und ich sind so wie Vogel
zu Fledermaus, Verwandtschaft gibt es keine, nur modulo Fliegen.
Ich verweise jetzt schon auf folgenden Text, der gut ist, um mindestens
zu denken, wie beliebig das Kategorisieren sein kann:
https://scilogs.spektrum.de/die-sankore-schriften/nach-welchen-kriterien-gr…
von 2015, Joe Dramiga , in der Folge einer sehr guten Präsentation von
Ulrich Kattmann von 2012, die mit der Suche "WasseraufsLandLeipzig"
gefunden werden kann, in der Folge einer Studie an Schülern 1996.
ich hingegen Sprache in Wort und Schrift eher intuitiv
bitte, ich will nicht ausgeschlossen werden,
und hoffentlich hinreichend gemäß orthographischer wie
grammatikalischer Regeln umsetze.
ich auch, wobei ich bei meiner Festhaltung an eigenen Wörtern nicht an
den Durchschnitt heran kommen kann.
Auch ich stimme Wittgenstein zu, dass sich das Wesen
unserer
Lebenswelt in der sprachlichen Grammatik widerspiegelt
da bin ich mir nicht so sicher.
und somit Wort- und Satzbildungen dazu dienen bzw.
verwendet werden,
dem Gegenüber eine subjektiv angelegte Semantik zu vermitteln,
schlimmstenfalls rhetorisch aufzuzwingen.
das verstehe ich nicht zu 90%
Gegen derartigen Zwang wendest Du Dich zurecht und
stets auf’s Neue.
vielleicht.
Das bedeutet aber nicht, dass entsprechend
grammatische Satzformen
grundsätzlich falsch sind, nur weil sie die Meinung eines
Gesprächspartners darstellen.
Sobald du Meinungen ins Spiel bringst, muss ich leider passen.
Allerdings können solche Wort- bzw. Satzbildungen mit
diesbezüglich
anderen kollidieren, die in gleicher Intention und Art ausgeführt
sind.
wie vor.
„Viele Wege führen nach Rom“
richtig
und natürlich gibt es mehr oder weniger optimierte
Wege, was nichts
anderes heißt, dass es viele Möglichkeiten gibt, einen Sachverhalt
bzw.
eine Gegenständlichkeit sprachlich auszudrücken.
siehe die Einteilung der Tiere bei Kindern. Auch sie haben einen Weg
nach Rom. Nur sind die Kriterien anderer Art als die der Biologen, der
kladistisch vorgehen, sich also an der Genealogie orientieren. Einige
interessante Sätze befinden sich bei o.g. Autor Ulrich Kattmann in der
Präsentation Seite 10:
"• Alltagsvorstellungen beruhen auf elementaren Erfahrungen. Sie haben
Eigenwert.
• Sie sind resistent gegen Belehrung. ..."
Und wenn das auch bei Wörtern wie "Ideologie" so sein sollte? Wie wäre
es mit dem Wort "Gedankengebäude"? Weil ich nicht von Gedanken ausgehe,
kann ich das Wort "Gedankengebäude" nicht so recht annehmen. Wenn ich es
tun würde, wäre dann Mathematik kein Gedankengebäude? Wie wäre es dann
mit einem Gedankenzimmer? Das wäre noch kein Gebäude. Hier komme ich
schon fast an Waldemar Hammel, er bedenkt schon ein Gedankenmöbelstück,
ok, warum nicht. Alle Wege führen nach Rom.
Wenn es jedoch bei der Wort-/Satzgestaltung um die
Darlegung eines
Prinzips insbes. der Ethik oder in diesem Fall dem Ideal resp. der
Idee
als Prinzip geht, dann kann das nicht zu einer Kollision führen, da
selbstredend derartig grammatische Sätze sich Wort- bzw. Sprachspielen
entziehen; sie haben in diesem Sinn keine Funktion, denn sie bewegen
sich außerhalb von Verifikation oder Falsifikation, es kann in Bezug auf
sie keine Meinungsverschiedenheiten geben; dieses unbeschadet dem
Umstand, dass sich nicht jeder daran halten wird.
Das wäre eine Möglichkeit, es gibt die andere, die das leugnet. Es kann
versucht werden, die eine oder andere zu begründen, du machst schon den
Anfang für die erste Möglichkeit, warum nicht. Jedenfalls ist das gut
für ein Streitgespräch, oder anders gesagt ein Gespräch, das zu Streit
führt.
„Wortglauberei“ an sich, also die bewusst kleinliche
Auslegung von
Wort- und Satzgestaltung läuft Gefahr, den vom Gesprächspartner
intendierten Bedeutungsinhalt einer Aussage, die sich oftmals in einem
übertragenen Sinn und zumeist mit einiger Redundanz ausdrückt, nicht
erkennen zu können resp. zu wollen.
ok, ich verstehe den Satz aber nicht so ganz.
Insoweit also bisweilen in einer Diskussion
„grammatische Sätze“
vorgebracht werden, die zwar per (Wittgensteins) Definition
inhaltsleer
sind, kann man dennoch mit gutem Willen darüber hinwegsehen, wenn es
nicht gerade um einen zu zensierenden Schulaufsatz geht :-)
ja.
zum PS: Das Thema der Kategorisierung ist mit den zitierten Texten
gerade an Lehrer gerichtet. Zudem sehe ich mich mit dem Problem, dass
ich genau mit den Alltagsvorstellungen konfrontiert werde, die gemäß
Ulrich Kattmann resistent gegen Belehrung sind, und die Lehrer sich
bemühen sollen, nicht mit dem Nürnberger Trichter zu lehren, sondern von
eben von diesen Ausgangsvorstellungen ausgehen sollen. Den Lehrern
würden die resistenten Schüler sagen: "Die bewusst kleinliche Auslegung
läuft Gefahr, dass Sie, Herr Lehrer, unsere Einteilung nicht erkennen
können oder wollen. Hier steht Meinung gegen Meinung! Haben Sie, Herr
Lehrer, doch ein wenig mehr Respekt vor uns Schülern! Zudem wird nicht
jeder von uns Professor wie Sie, Sie Wortmonopolist und Wortspalter, mit
Ihren Kategorien, Klassen und Kladen, das alles interessiert doch den
Mann von der Straße nicht!"
Wenn ich als Ingenieur darüber schreibe, könnte es dem
Umstand
gleichkommen, wenn Farbblinde von der Farbe sprechen.
Auch Wittgenstein war Ingenieur, sogar katholisch erzogen, gute
Voraussetzungen, in seine Fußstapfen zu steigen, haha, reingelegt. Also
noch einmal: Besser spät als gar nicht.
Entschuldige, ich bin von der mich interessierenden Sache abgekommen.
JH