Am 24.05.2024 um 21:14 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Ich persönlich neige (nicht nur als Christ) zu der Annahme, dass menschliches Leben
prinzipiell (also vom biologischen Faktum ausgehend) mit der Verschmelzung von Ei- und
Samenzelle beginnt und damit ein Mensch konzeptionell entsteht.
Moin Karl,
ja, wann schreiben wir einmal nicht aneinander vorbei? Als Possibilist sähe ich in der
Zygote immerhin die Möglichkeit zur Entwicklung eines Menschen. Aber in welcher Hinsicht
könnte ich darin ein Konzept sehen? Vielleicht innerhalb der Lebensplanung der
Frau-Mann-Beziehung. Die Natur verfolgt natürlich keine Konzepte, wie es handelnde
Personen können.
nun, zu den Populisten wollen wir uns ja nicht zählen.
Den Begriff der „Laborratte“ hast übrigens Du in den Diskurs eingebracht. Zur Frage einer
präpartalen Prägung gibt es unzähliges Schriftgut, müssig, hier quasi eine diesbezügliche
Autorisierung durch namhafte Vertreter der einen, wie der anderen Meinung vorzulegen.
Deine Meinung entspricht exakt Deiner Ideologischen Prägung und vice versa eben auch
meine.
Von Laborratte hatte Claus geschrieben, wohl in der Absicht, dass Kinder schon vorsorglich
vor Beschimpfungen geschützt werden sollten. Ich halte ein derartiges Ansinnen für absurd;
denn Beschimpfungen gehören zum Lebensalltag und Kindern sollte zu soviel
Selbstbewusstsein verholfen werden, dass sie dem zu begegnen wissen.
Von Prägungen zu schreiben, halte ich im sozialen Kontext für unangemessen. Passender wäre
es, Milieus, Situationen oder Einflüsse anzunehmen. Und die waren in meinem Leben
vielfältig, u.a.: Prolet, Rebell, Hippie, Juso, Grüner, Nihilist, Possibilist ...; dabei
aber stets bestrebt, an allem auch zu zweifeln, es zu hinterfragen, möglichst weitgehend
verstehen zu wollen und erklären zu können.
Was präpartale Prägungen anbelangt, können die natürlich vielfältig sein. Es bleibt aber
die Frage, inwieweit sie während des Lebens dynamisch überformt werden. So verhält es sich
ja schon bei den Erbanlagen hinsichtlich der Persönlichkeitsbildung, die vielfältig
situativ modifiziert wird. Das Schrifttum dazu, ist kaum mehr überschaubar — und
kontrovers. Deshalb interessiert es mich, auf welche Originalarbeiten oder Lehrbücher Du
Dich beziehst.
Und wenn nun schon Leihmütter für Geburten „herhalten“
müssen, bzw. sollten, wird das so bedeutende Element der Familie, als kleinste Einheit der
Gesellschaft einmal mehr infrage gestellt. Es entspricht einem mir nicht zugänglichen
Liberalismus, um nicht zu sagen einer Lebensweise nach (vornehmlich eigenem) Belieben; Da
ist nix mehr mit sozialem Zusammenhalt und das drückt sich mittlerweile auf dramatische
Weise in einer bislang nicht gekannten Spaltung der Gesellschaft aus.
Unsere Gesellschaft ist nicht gespalten, es werden nur die immer wieder pöbelnde
Minderheiten medial überbewertet. Das haben wir hier doch schon wiederholt thematisiert.
Plump ausgedrückt: Je mehr die Linke deren gelegene
Veränderungen der Gesellschaft einfordert, desto mehr gruppieren sich die Opponenten und
es mindert sich die gesellschaftspolitische Mitte. Binsenweisheit, für die es kein
SoWi-Studium braucht. Das lässt an das Ende der Weimarer Republik denken, die nachfolgend
tragische Entwicklung ist hoffentlich noch hinreichend in den Köpfen unserer Zeitgenossen
präsent.
Zum SoWi-Grundwissen gehört, dass es mehr Lebensformen als die Kleinfamilie gibt. Und das
ist schon schlicht possibilistisch gedacht so und hat nichts mit politischer Ideologie zu
tun. So wie Kinder zu lernen haben, mit Beschimpfungen umzugehen, sind Gesellschaften auch
in der Lage, Protesten zu begegnen. Dass Autokraten und Faschisten weltweit Zulauf haben,
liegt kaum an der Familienpolitik, vielmehr an der verbreiteten ineffizienten und
verschwenderischen Lebensweise. Vor Weimarer Verhältnissen hierzulande schützt uns die
heutige europäische Einbindung. Die Nazi-Nähe der AfD ging doch sogar der französischen
Rechten zu weit.
Gerechtigkeit, selbstbestimmtes Leben etc. sind das
eine, Emotionen, Mutter sein ( in aller Konsequenz) ein anderes.
Ja, deshalb sollte beides nicht vermengt werden und Emotionen nicht als Maßstab für
Gerechtigkeit und Selbstbestimmung herhalten.
IT