Am 07.02.2021 um 11:28 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich
<dr.thomas.froehlich(a)t-online.de>de>:
Formal können drei Arten von Zustandswechseln zweier angenommener Zustände angenommen
werden: vom einen zum anderen, von dem anderen zum einen, und von einem zum wiederum
einen. Das Gebilde hat dann die formale Eigenschaft einer mathematischen Gruppe.
Unsere kleinsten, grundsätzlich interaktiven (allerdings nicht als statische Zahlen
abbildbaren) Einheiten sind somit formal jeweilige mathematische Gruppen, die in möglichen
Zustandswechseln bestehen und somit Dynamik „in sich selbst“ enthalten. Aus diesen
herausgegriffenen Einzeldynamiken können sich größere Dynamik-Einheiten bilden, die
wiederum – hier greift das Mengen-Bild – zu weiteren, noch größeren Einheiten
zusammenlaufen können.
Die Vorgangs-Mengen bestehen aber, wie gesagt, nicht aus Zahlen oder statisch gedachten
Zeichen, sondern eben aus Dynamiken, die sich aus einem Grund, einem Potential heraus
entfalten.
Die Darstellung in Symbolen (und Zahlen, mit deren Hilfe als Index wir Zustände einer
Eigenschaft voneinander unterscheiden) wurde von dem genannten Physiker erarbeitet. In
unseren Artikeln nehmen wir Bezug auf Prozess-Ontologien (Whitehead, und, noch nicht
zitiert, da mir erst kürzlich bekannt geworden: Wolfgang Sohst). Eine Übertragung im Sinn
der Abbildung kann nur eine von einer Art von Dynamik in eine andere Art von Dynamik sein,
die Abbildungselemente müssen also selber bereits Prozesse sein.
Hi Thomas,
ich verstehe nicht, was Du gegen Zahlen hast, leidest Du vielleicht an einer Zahlenphobie?
Das Zählen wie das Erzählen sind doch gleichermaßen originäre menschliche Vermögen. Und
gerade das, worauf es Dir ankommt, die Prozessdynamik, wird durch algorithmisch
prozessierte Zahlen- oder Bildfolgen in Simulationen oder Filmen sehr viel besser erfasst
als durch statische Symbole oder viele Worte.
Vielleicht können wir die Zustandsänderungen einmal an einem anderen Beispiel als dem
Motorrad, den Tänzern und Reaktanten durchspielen? Ich denke dabei an eine Hängebrücke,
aufgespannt zwischen zwei Landfesten über strömenden Wassern im Wind schwingend und vom
Sonnenlicht gewärmt. Die vier klass. Elemente bilden gleichsam das Äußere und die Brücke
das Innere.
Aus der Anfängervorlesung zur Experimentalphysik erinnere ich mich an einen
beeindruckenden Film, in dem uns im großen Hörsaal gezeigt wurde, wie eine gerade
befahrene Hängebrücke am helllichten Tag erst kaum merklich, dann langsam zunehmend
heftiger werdend in Schwingungen geriet, die letztendlich so stark wurden, dass die Brücke
zerbrach und mit einigen Autos in den Fluss stürzte. Spektakulär!
Heute gibt es den Film wohl auf youtube. Was wir dabei lernen sollten, war natürlich, den
Resonanzeffekt ernst zu nehmen. Aber erfüllt dieses Geschehen nicht ebenso wie Dein
Motorrad-Beispiel auch alle Kriterien für ein DCP? Das Innen ist die in ihrer Zwangslage
auf sich selbst zurückwirkende Brücke. Das wesentliche Äußere der ungewöhnliche Wind, den
man nicht sieht und was den Film so kurios macht. Das materialbedingte Einschwingen der
Brücke auf die äußeren Windschwingungen führt aber (in diesem seltenen Fall) nur
vorübergehend zu einer "Kohärenz"; denn nähert sich die äußere Anregung der
(inneren) Eigenfrequenz schaukelt sich die Eigenschwingung der Brücke sehr schnell auf.
Ebenso wie das Zusammenspiel der Tänzer oder Reaktanten kann man auch "Brücke und
Elemente" filmen, beschreiben und - berechnen. Bei den Tänzern dürfte es aber am
schwierigsten werden, obwohl Tanzszenen ebenso wie Schwärme bereits vielfach simuliert
wurden. Meine Vermutung ist, dass sich letztlich jede Prozesstheorie mit ihrer inhärenten
Dynamik nur quantitativ hinreichend erfassen lässt und die qualitativ symbolischen
Beschreibungen trotz der vielen Worte stets grobe Näherungen dafür bleiben; wobei ich
gerade daran denke, was aus einem "Bootstrap DCP from Self-Referential Noise“ werden
könnte…
Es grüßt,
Ingo