Es wurde nun hier schon vieles in Folge des Textes "Zum Ewigen Frieden"
geschrieben. Mehrere Fragen entstehen mir:
1. Immanuel Kant hat zwar über eine Art Überorganisation oder
Weltregierung gesprochen, ich habe nicht herausgefunden, mit welcher
Obrigkeit und Militärmacht diese ihm gemäß ausgestattet werden sollte.
Viele Wörter, die das ihm Gute und Vernünftige bezeichnen, habe ich
vorgefunden, vielleicht habe ich sehr schlecht gelesen, aber ich wäre
froh, zu erfahren wie diese Obrigkeit gemäß Kant funktionieren sollte.
Wenn diese Stelle fehlen, geht der Text in Richtung Utopie. Vielleicht
hat Jürgen Habermas die Lösung hierzu, aber ich höre nichts von der
entsprechenden Lehrgruppe, wie jetzt eine gewaltfreie Kommunikation als
Theorie hilft. Oder würde diese auch nur als Utopie funktionieren?
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2. Hier geht es darum, wie es ist, wenn innen im Staat etwas Schlechtes
geschieht, Kant nutzte hierfür das Wort Skandal. Etwa die Auflösung
eines Staates, der zur Anarchie übergeht, und ob in diesen eingegriffen
werden kann. Diese Frage hat Kant mindestens an einer Stelle leicht
beantwortet. Nur wie die Überorganisation dort eingreifen? Die Antwort
darauf habe ich leider wieder nicht gefunden und bitte um Hilfe. Ich
lasse mich gerne belehren.
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Aus Zeitgründen gehe ich die vielen von Ingo angegebenen Texte nicht
lesen. Trotzdem danke ich ihm dafür. Und obwohl ich unbelesen bleiben
will, gehe ich von Folgendem aus:
Es gibt schon Überorganisationen, die Uni, die Nato, früher gab es den
Warschauer Pakt, es gibt die "Vereinigten Staaten" usw. Nur sind diese
alle separat zu denken, und sie handeln separat. Also bräuchte es eine
weitere Weltregierung, denn Kant hat diese Staatengruppierungen in
seinem Text noch nicht vorgesehen. Ich trage Kant nach, dass er mit
Rousseau die Vertragsidee mit in sein Denken einbringt. Dazu die weitere
Frage:
3. Verträge mit nur redenden Wächtern über Verträge (Medien, Papst, Uno,
sonstige schöngeistige Redner und Wünscher, Wissenschaftler, Experten,
Staatengemeinschaft), hat das einen Einfluss auf ein allgemeines
Bewusstsein, das nun die Kehrtwende sicher bringt? Den Fortschritt?
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4. An Historiker würde ich die Frage stellen: Wie ist das mit einem
Staat, der schwächer als ein anderer ist, und der schwächere vom
stärkeren eingenommen wurde. Gibt es dazu Vergleiche? Ich denke in
meiner Unkenntnis hier an
a)
https://de.wikipedia.org/wiki/Prager_Fr%C3%BChling steht: "In der
Nacht zum 21. August 1968 marschierten etwa eine halbe Million
Soldaten... in die Tschechoslowakei ein ..." und "Beim Einmarsch starben
98 Tschechen und Slowaken sowie etwa 50 Soldaten der Invasionstruppen."
b)
https://de.wikipedia.org/wiki/Samtene_Revolution "angeblichen Tod des
Studenten Martin Šmíd"
vs.
c)
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Verdun#Zahl_der_Toten: "die
Zahl der Getöteten insgesamt auf etwa 350.000 Menschen" allein in einer
Gegend, nicht in einem gesamten Krieg.
d) ....
Ceteris paribus allein auf eine Kapitulation bezogen fragt sich demnach:
Was ist in so einem Falle besser? Gibt es in der Vergangenheit schon
Kapitulationen, und wie ist die Höhe des Schadens im einen oder im
anderen Fall. Und ging es den betreffenden Ländern deswegen besser, weil
hochgerüstet und danach heftig gekriegt wurde, oder umgekehrt? Wie ist
es mit Rüstung und Krieg mit Namen Hilfe?
5. Auch an Historiker: Was sind Kriege anderes als Spielereien von
Obersten und Obrigkeiten? Mit den Personen und Untergruppen als
Spielfiguren? Ist das zudem unabhängig von den Namensgebungen
Demokratie/Diktatur?
Also wirklich, ich weiß keine Antwort auf diese Fragen und habe nicht
einmal eine Meinung dazu. Noch einmal: ich lasse mich gerne belehren.
Joseph Hipp