Am 19.08.21 um 11:29 schrieb Ingo Tessmann:
vor einigen Monaten hatte ich auf die Vorsokratiker
und auf
den Informatiker Christoph Benzmüller verwiesen. Gerne wiederhole ich es:
Vorsokratiker: „Durch Herakleitos und Parmenides sind zwei Urtatsachen
entdeckt worden: Der Weltprozess vollzieht sich als ewiges Werden, das
jedes starre Sein ausschließt. Das Denken dagegen ist an eine
Urteilsform gebunden, die das Sein zu ihrer unerlässlichen Grundlage
hat.“
Der Satzteil
"Der Weltprozess vollzieht sich als ewiges Werden, das jedes starre Sein
ausschließt."
ist nicht genügend vollständig, und der folgende Satz müsste hinzugefügt
werden. "Das Werden geschieht mit den Sachen, die eben mehr oder weniger
starr sein können."
Damit ist das "ausschließt" nicht korrekt. Es ist sogar so, dass mit dem
Wort "ausschließt" eine Art Logik wirkt, die "ausschließt". Das sage
ich
nebenbei, in der üblichen Begriffssprache, die ich kaum noch benutze.
Aber vielleicht kann ich diese auch noch genügend.
Der zweite Satz "Das Denken dagegen ist an eine Urteilsform gebunden,
die das Sein zu ihrer unerlässlichen Grundlage hat.“ bräuchte
wahrscheinlich vieler weiterer Wörter, um bewiesen zu werden, hier
scheitert der Satz an der Grenze der begrifflichen Sprache.
Sind Paradoxien nicht zumeist eine Folge des Denkens, das dem
Weltprozess nicht gerecht wird?
Das Rabenparadox ist bekanntlich kein Paradox. Es geht trotzdem um die
Betrachtung seiner Form. Ok, angenommen es fällt so unter deinen Satz,
dann ist die Frage mir zu komplex. Ich kenne keinen "Weltprozess",
verstehe jedoch vermutlich, was du damit andeutest. Ich empfinde den
Satz als eine Falle, die du mir vielleicht implizit oder unbewusst
stellst, sie hat vermutlich die Form des Lügenparadoxes. Wenn ich ja
sage, liege ich falsch, wenn nein, auch. Nur wenn der Satz Geltung
hätte, würde es prompt in Richtung Mystik gehen. Haha, ich lache, weil
ich weiß, dass das nicht in deinem Sinne ist. Nicht nur das, alles
Geschriebene, nicht nur das Schwadronieren, sondern auch die Mathematik
würde dem Weltprozess nicht gerecht werden. Zumindest wenn statt des
Wortes "Paradoxien" das Wort "Mathematikprobleme" oder
"Rätsel" stehen
würde.
Im philosophischen Logik-Seminar damals hatten wir die
Hempel-Paradoxie mit Verweis auf die unangemessene klassische Logik
erledigt. Zur konstruktiven Logik und dem Programm Tutch on ArchLinux:
http://www2.tcs.ifi.lmu.de/~abel/lehre/WS07-08/CAFR/clskript.pdf
<http://www2.tcs.ifi.lmu.de/~abel/lehre/WS07-08/CAFR/clskript.pdf>
Diesmal habe ich dort hinein geschaut, vielen Dank, das geht in dir
Richtung, die mir vorschwebte. Das Überblicken hat mich davon überzeugt.
Dass ich für das Lernen Wochen bräuchte, wäre ok, wenn die Zeit
vorliegen würde, und ich noch genügend lernfähig sein sollte. Vielleicht
finde ich andere, die meine Suppe fertig kochen wollen und können. Aber
ich gehe vermutlich noch zumindest ein wenig hinein schauen.
Wenn Du mit weiteren Logiken spielen möchtest, hier
findest Du die
Spielwiese dafür; denn Christoph Benzmüller hat innerhalb seiner
Computer-Assisted Theoretical Philosophy bereits vielerlei Logiken bis
hin zur mehrwertigen Modallogik höherer Ordnung implementiert:
http://page.mi.fu-berlin.de/cbenzmueller
<http://page.mi.fu-berlin.de/cbenzmueller>
Der Mann ist höchst interessant in dem Zusammenhang, vielen Dank.
… und seinerzeit auch den Gottesbeweis Gödels korrigiert:
https://github.com/FormalTheology/GoedelGod
<https://github.com/FormalTheology/GoedelGod>
Auch hierfür danke, ich weiß mich zu informieren, wie man zu den Texten
in github hin kommt. Am Ende sehe ich jedoch, dass ich noch nicht weiter
gekommen bin mit den offenen Fragen.
Bis bald
JH