In Ergänzung zu bisher von mir hierzu Geschriebenem:
Am 06.11.2021 um 18:44 schrieb waldemar_hammel:
Am 05.11.2021 um 14:14 schrieb K. Janssen via Philweb:
Feiere Deine abgrundtiefe Verachtung gegen alles Immaterielle in
Deinen Kreisen und lasse auch denen Raum zur Diskussion, die hier
eben auch Denkansätze jenseits des puren Positivismus vortragen und
diese zu diskutieren anregen.
hallo, ich bitte um nachsicht,
es ist keine verachtung, sondern eine unglückliche liebesbeziehung,
denn lady immateriell/nicht-energetisch hat meine avancen immer wieder
abgelehnt, und das nicht etwa,
um sich ein wenig zu zieren, sondern ganz im ernst,
selbst die feinsten und erlesensten gedanken (auch gefühle) sind in
pico-watt oder milli-watt und modulierten e/m-strömen ausdrückbar*,
und selbst ein richtiges gespenst wäre energie-angetrieben,
und auch die fast berüchtigte "information" ist immer nur energie, und
da energie und materie letztlich dasselbe sind, gibts in dieser welt
nichts "immaterielles" im sinn von nicht-energetischem,
selbst das wort "immateriell" ist geronnene energie = die natur ist
dran schuld, sie hat immaterielles im sinn nicht-energetisch einfach
nicht erfunden, ohne zweifel ein großes versäumnis,
da menschen seit altersher obsessivisch ausgerechnet danach auf allen
möglichen seiten des ganz großen "buches natur" suchen, gerade so, als
würde in dem buch etwas fehlen,
und sie hätten das entdeckt,
(dabei ist die einzige "entdeckung" dabei ein alter hut: sprache ist,
wie man das nennt, "überdefiniert", kann also auch dinge usw
sprachlich bilden, für die es in wirklicher wirklichkeit
keine entspechung hat, und "kunst" allgemein kann das ebenfalls,
weshalb sie teils faszinierend anmutet = mensch erschafft sich damit
ganze "virtuelle" universen, aber alles immer nur
energie-getrieben wie das leben selbst)
ist natürlich wieder ein tapferes paradox: selbst das wort
"immateriell" ist das nicht, was es ausdrücken soll, noch existieren
seine implikationen, außer eben in der sprache selbst,
wo man mühelos zb eine herde "fliegende elefanten" samt ihren
abenteuern bilden kann
Es ist ebenso ein (leider weniger tapferes) Paradox, das Du, Waldemar,
sehr wohl um die Zusammenhänge von "Überdefiniertheit" weißt, diese
exakt beschreibst und Dich dennoch nicht mit dieser genialen "Erfindung
der Natur" (schlicht und einfach ausgedrückt) anfreunden willst.
"Natürlich kann ich mich damit anfreunden, aber - aber -aber", so wird
vermutlich Deine Antwort postwendend ausfallen.
Es ist nicht nur Sprache "überdefiniert", sondern selbstredend auch das
der Sprache vorläufige Denken und zwar jeweils situationsbezogen im
Zugriff auf alle (bisher hier beliebig oft schon erörterten)
prozessualen Abläufe im Gehirn/ZNS.
Es steht ganz klar für Deine misanthropische Einstellung, wie Du die
Befähigung des Menschen zur forschenden Weiterentwicklung als eine
"obsessiv" angelegte Suche im "Buch der Natur" in stets destruktiver
Diktion klein redest.
Würde der Mensch diese Neigung nicht haben, immer wieder auf's Neue
(eben neugierig) in diesem "Buch der Natur" zu lesen und daraus folgernd
entsprechende Fragen resp. Inferenzen entwickeln (durchaus nach dem
Prinzip von Versuch und Irrtum), dann hätte er sich nicht als
Kulturwesen sowie sein Lebensumfeld kaum weiter entwickelt.
Dann gäbe es zwar durchaus auch Kunst in der Welt, etwa die sowohl
lebenspraktisch, wie gleichermaßen kunstvoll gestalteten Bienenwaben
oder einfach auch nur Spinnweben. Ob Bienen oder Spinnen möglicherweise
auch die Möglichkeit zur mentalen Reflexion ihrer "Kunstwerke" gegeben
ist, weiß man offenbar nicht;
Den Menschen ist sie gegeben und in diesem rekursiv angelegten Prozess
zwischen Erkenntnis und Kreativität vollzieht sich die eigentliche
Erschaffung einer zum Überleben tauglichen Lebenswelt; in allen
vorteilhaften aber eben auch negativen Facetten ihrer kulturellen
Ausprägung.
Ich hatte vor einiger Zeit hier in unserem Disput bezüglich Deiner
"Hammel-Körnchen" (nun sind es Pico-Wattchen) das Beispiel mit den
Lego-Steinen gebracht und ich möchte dieses nun noch etwas ausschmücken:
In einem Hinterhof spielende Kinder haben soeben ein kleines Kunstwerk
mit Legosteinen zu Ende gebracht. Da kommt ein etwas grämlich wirkender
Mann hinzu; trotz dieses Eindrucks zeigen die Kleinen auf ihr Werk und
sagen: "Schauen sie doch, wir hatten eine tolle Idee und haben eine
ganze Stadt aufgebaut, Häuser in allen Formen, Kirchen, Parks mit
Bäumen, auch Tankstellen, sogar ein Fussballstadion ..."
"Ach was", so der alte Griesgram, "das sind doch alles nur
Plastikklötzchen" und beginnt einen Vortrag über die chemische
Zusammensetzung derselben, auch spricht er von "geronnener Energie" und
Autopoiesen und so fort....
Diesen Sermon hören die Kinder nicht mehr, weil sie (glücklicherweise)
längst wieder in ihre Phantasiewelt eingetaucht sind.
Mit Deinem fortwährend betriebenen gnadenlos reduktionistischen
Niederreißen einer durchaus gegebenen und äußerst sinnvollen "virtuellen
Welt", die ihrerseits nichts anderes als die kreative Gedankenwelt der
Ideen ist, schaffst Du eine Dir selbst nicht aufscheinende
Widersprüchlichkeit und verstellst Dir selbst (bewusst oder unbewusst)
den Zugang zu einer Ebene, die in ihrer "scheinbaren Existenz" als eben
virtuelle Welt eine wesentliche Bedeutung im Spiel von Leben und Welt hat.
Es ist exakt also jene Ebene der Ideen, die Du bekanntermaßen nicht
anerkennst (wie könnte es anders sein) und in Deiner Abneigung der
Platon'schen Ideenwelt, sowie diesbezüglich angelegter Philosophie,
immer wieder zum Ausdruck bringst.
Es ist jedoch genau diese "Sphäre" des Immateriellen und damit der
diesbezüglich sprachlich eingeführte Begriff für Nicht-Körperlichkeit.
Dazu fehlt Dir offensichtlich (wie zuletzt von mir geschrieben) der
Zugang, eher noch: Du hast ihn Dir gedanklich zerstört und willst das
auch bei anderen versuchen.
Müßig also, Dir "etwas wirklich nicht materielles + nicht energetisches"
körperlich d.h. sprachlich vor Augen führen zu sollen.
Ideen, daraus entstehende Pläne und schließlich materielle "Konstrukte"
- so entsteht und entwickelt sich tatsächlich habitable Lebenswelt, die
"faszinierend anmutet" und in erstaunlicher Ko-Existenz von virtueller
und körperlicher Welt, eben das Wunder (wie auch das Geschenk) dieses
Erdenkügelchens darstellt.
Beste Grüße! - Karl