1.
Am 09.11.2020 um 16:06 schrieb Ingo Tessmann via Philweb:
wie schon Newton anmerkte, ist unser Wissen nur ein
Tropfen im Ozean
des Unwissens. <
und dann Waldemar: wie wahr, wie wahr !
Ich könnte die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und schreien: Was
für ein unisono-Quatsch. Das darf ich nicht, aus Respekt- und
Beleidigungsgründen, versteht sich. Jedenfalls mache ich bei diesem
"unser" nicht mit, es ist nicht mein Wissen, euer, mindestens mit
Ausnahme von meinem. Ich kann auch nicht schreien: "Wie unwahr, wie
unwahr!" Ich stelle mir nur die Frage: Was soll das, was soll diese
Nachwäsche, dieses ständige Zitieren? Wer stellt denn die grundlegende
Frage? Newton konnte es nicht, das ist bekannt. Die Newtonsche Anmerkung
ist nichts anderes als die von einem zentral sich vorstellenden
Menschen, der alles unter, neben usw. sich hat, und dann sagt, dass er,
obwohl er genau hinschaut, nun doch nicht alles bedenken kann. Na und!
Es ist ein zentralistisches Denken mit einem "Ich und die Welt". Schon
das ist falsch. Hier zu kritisieren ist zwecklos, wenn alle unisono
mitmachen. So übertreibe ich noch ein wenig:
Gott sieht alles, denkt alles, weiß alles, der Mensch nur einen Teil.
(Gott als Extrapolierung des Menschen gemäß Anleitung des Aristoteles,
also ohne Glaubensvoraussetzung.)
Andererseits geht das alles über in Poesie, Literatur und
Grenzenlosigkeit: Das Bewusste ist gering, das Unbewusste grenzenlos.
Wie erhaben ist es, in der Lüge zu leben, die Wahrheit ist sowieso nicht
fassbar. Alles ist relativ, und für die Wahrheit gibt es die
Pilatusfrage. "Wie wahr, wie wahr!"
2.
Dann stößt mir auf, wenn kritische Ansätze übergangen werden. Ich hatte
dem Waldemar geschrieben, dass das Immunsystem eine reine Innenpolizei
ist, und keine Armee, die außerhalb des Körpers aktiv wird, ich schreibe
es also noch einmal so vereinfacht. Wo ist denn da die Wechselwirkung,
nach außen? Es gibt nicht einmal eine Wirkung nach außen. Ich lasse mich
gerne belehren, aber bis dann bleibe ich bei meiner Auffassung, dass
Wechselwirkung des Immunsystems nur eine Auseinandersetzung innerhalb
der Grenzen eines Körpers sein kann, wie der Streit innerhalb eines
Haushalts. Wenn dem so ist, ist das Immunsystem zwar ein sehr gutes
Beispiel für innere Angelegenheiten, es ist aber als Konzept völlig
ungeeignet, Erklärungen für Geschehnisse außerhalb der einzelnen Körper
abzugeben. Das hier ist keine Kritik von außen nach innen im System des
Waldemar, es ist eine, die innen ansetzt. Sieht niemand den Unterschied?
Bei einer Kritik von außen kann jeder weglaufen, bei einer Kritik von
innen hat er eine Lösung zu finden, sonst ist ein Mangel an Zuhören, und
das Übergehen könnte als Flucht vor einer Dissonanz angesehen werden.
Das nur als Andeutung, nicht als Vermutung.
Joseph Hipp