Am 14.01.2024 um 12:15 schrieb Rat Frag
<rat96frag(a)gmail.com>om>:
Zitat:
"Einige moderne Autoren wie z.B. Ellis McTaggart verwenden die Kategorie des
Ereignisses, um das Phänomen Zeit zu beschreiben. Von Zeit spricht
man dann als einer Abfolge von Ereignissen. So verstanden wird Zeit aber etwas
Diskontinuierliches, während wir sie doch gerade als etwas Kontinuierliches
erfahren."
Das hängt doch davon ab, wie man "Ereignis" definiert. Ein bloßes Ereignis kann
durchaus ein Kontinuum sein, auch ein fließendes ineinander übergehen.
Hi RF,
Du kannst definieren, was Du willst und wie es Dir beliebt. Ich halte die Unterscheidung
von diskontinuierlichen Ereignissen und kontinuierlichem Zeitfluss für sinnvoll. Beispiele
für Ereignisse sind dann die Sonnenwenden, für das Kontinuum der Erdumlauf.
Zitat:
Wieder empfehle ich Aristoteles, der sich anhand der Zenonschen Paradoxien mit dem
Unendlichkeitsproblem sehr klar und erfolgreich auseinandergesetzt hat. ‚Unendlich‘ heißt
doch nur, dass unsere Handlungen etwa
des Zählens oder des Teilens einer Strecke oder einer Dauer nie an ein Ende kommen
(‚potentielle Unendlichkeit‘). Das aber ist eine Aussage über
das Verfahren des Zählens oder des Teilens selbst, nicht aber über die Zahlen oder die
Strecken oder Zeitdauern. Deshalb heißt auch bei Aristoteles
das (lateinische) ‚Kontinuum‘ ‚syneches‘ und bedeutet „teilbar in immer
wieder Teilbares“.
Nur muss man eben sagen, dass die aristotelische Auffassung in der modernen Mathematik in
Frage gestellt wurde.
Insbesondere in der Untersuchung unendlicher Zahlenreihen oder sowas wie der
Dezimalentwicklung von pi.
Wer stellt denn in Frage, dass unendliche Zahlenreihen, wie etwa pi, nie zu einem Ende
kommen? Über das potentielle Unendliche haben wir uns doch schon wiederholt hier
ausgetauscht. Strittig ist die nichtaristotelische Annahme des Aktualunendlichen.
Man könnte argumentieren, dass wir die Dezimalstellen
oder das jeweils nächste Glied der Reihe eben "konstruieren". Jedoch besteht
hier die Gefahr, dass wir unsere Erkenntnismittel und den Untersuchungsgegenstand
gleichsetzen.
Wie man früher die Anwesenheit eine Virus anhand von Antikörpern gegen ihn nachweisen
konnte. Dadurch ist aber Antikörper nicht gleich Virus. Es könnte Viren geben, gegen die
der Körper keine Antikörper bildet, dennoch existieren sie und könnten infizieren. Wenn
man die Gleichsetzung durchführen würde, wäre so etwas wie ein PCR-Test unmöglich.
Vermengst Du hier nicht formale mit empirischer Wissenschaft?
Jedoch sehe ich dieses Problem potenziell, wenn Janich
sagt, dass man die Vergangenheit nur als Rekonstruktion sehen kann. Wir wissen von der
Vergangenheit nur als Rekonstruktion, jedoch impliziert diese Formulierung bereits einen
Konstruktivismus, der einfach vorausgesetzt wird.
Die Vergangenheit ist uns nicht einfach so gegeben wie die Gegenwart, sie wird alltäglich
implizit erinnert oder wissenschaftlich durch Belege explizit rekonstruiert. Dass auch
unser Hirn rekonstruktiv erinnert, wird nicht bloß vorausgesetzt, sondern
neurophysiologisch und entwicklungspsychologisch untersucht.
IT