Am 01.04.2023 um 16:50 schrieb Rat Frag
<rat96frag(a)gmail.com>om>:
… Russell und Lorenzen waren Philosophen, jedenfalls
auch. Daraus ergibt sich eben eine Beschäftigung mit Logik.
Hi RF,
als Kuno Lorenz 1954 sein Mathe-Studium bei Lorenzen in Bonn begann, wusste er noch nicht,
„daß die Habilitationsschrift `Über halbgeordnete Gruppen' ihm schon 1948/49, nur
dreieinhalb Jahre nach Kriegsende, eine Gastdozentur an der Universität in Cambridge
eingetragen hatte. Diese Einladung war auch eine Antwort auf die große internationale
Anerkennung gewesen, die sich Lorenzen mit dem 1951 vorgelegten Beweis der
Widerspruchsfreiheit der verzweigten Typenlogik in den Principia Mathematica von Alfred
North Whitehead und Bertrand Russell erworben hatte. Dieser Beweis beruhte auf der
Verwendung der in der Habilitationsschrift erstmals eingesetzten Halbformalismen als
entscheidendem Beweismittel. Mit dem derart öffentlich dokumentierten Schritt heraus aus
der bloß innerfachlichen mathematischen Arbeit hin zu einer die Grundlagen der Mathematik
sowohl systematisch als auch historisch ausdrücklich thematisierenden Forschung wurde der
erste Schritt Lorenzens auf dem Wege von der Mathematik zur Philosophie sichtbar.“ Zitiert
nach „Paul Lorenzen — Mathematician and Logician“, Springer Open Access, 2021
Das Interesse an der Klärung der Grundlagen der Mathematik war es auch bei Russell, das
ihn zur Logik und Philosophie führte. Wie er ja in seiner Autobiographie schreibt, trieb
ihn schon als Kind in Verbindung mit dem Erlernen der Euklidischen Geometrie die Frage um,
was die mathematische Wahrheit so sicher mache? Das führte ihn später mit Whitehead ja bis
zu den Principia Mathematica. Also: Mathematische Grundlagenfragen führen zur Reflexion
der Logik, die dann in Philosophie übergeht. Denn Philosophie ist ja d i e
Reflexionswissenschaft, die bei Barad aus der Beschäftigung mit physikalischen
Grundlagenfragen sogar zur Defraktionswissenschaft erweitert wurde.
IT